Aufgaben 160 2 E Pawlows Hundeexperimente führten zur Entdeckung des bedingten Reflexes. Beschreibe die ursprüngliche Reaktion des Hundes, sowie die Schritte (a) bis (c) in Pawlows Experiment, die in Abbildung 7 gezeigt sind. Erstelle schriftlich eine Hypothese, welches Verhalten des Hundes du erwartest, wenn nach der erfolgten Konditionierung die Glocke mehrmals ertönt, ohne dass dazu Futter gereicht wird. 8.2 Lernen Prägung Das Foto in Abbildung 5 zeigt den Forscher Konrad Lorenz, gefolgt von einer Schar junger Graugänse. Lorenz ließ Gänseeier in einem Brutkasten ohne Kontakt zur Mutter ausbrüten. Das erste Lebewesen, das die Kücken beim Schlüpfen sahen, war nicht etwa eine Gans, sondern der Verhaltensbiologe selber. Daraufhin folgten die jungen Gänse dem Forscher, ohne später der eigenen Mutter oder anderen Gänsen nachzulaufen. Allerdings zeigten sie später bei der Partnerwahl dennoch durchwegs eine Vorliebe für ihre eigenen Artgenossen. Eine solche Verknüpfung bestimmter Schlüsselreize mit genetisch bedingten, stabilen Verhaltensweisen während einer sensiblen Lebensphase wird als Prägung bezeichnet. Bestimmte Reize werden dabei besonders schnell gelernt und auf Lebenszeit behalten. Eine Prägung ist meist irreversibel, das heißt, sie kann später nicht mehr verändert werden. Wenn eine Prägung in der sensiblen Phase nicht erfolgt ist, kann sie später auch nicht mehr nachgeholt werden. Jungtiere nach dem Schlüpfen erkennen so, dank Prägung, ihre Eltern auch in einer großen Schar von Tieren. Lachse und andere Wanderfische werden auf den Geruch des Heimatbachs geprägt (Ortsprägung). Insekten lernen als Larve die Futterpflanze kennen, auf die sie später ihre Eier ablegen (Nahrungsprägung). Durch sexuelle Prägung lernen Jungtiere, wie ihre Eltern aussehen, sich anhören oder riechen. Dadurch können sie später geeignete Paarungspartner der eigenen Art erkennen. Spätere Fehlentscheidungen wie Hybridisierung, das heißt ein Verpaaren mit einem Partner einer fremden Art, werden dadurch vermieden. Information und Kommunikation Bei der Prägung führt die Information des Schlüsselreizes unmittelbar zu einer stabilen Verhaltensweise. Abb. 5: Nachfolgeprägung. Dem Verhaltensforscher Lorenz folgte die Schar von Gänsen, die beim Schlüpfen auf ihn geprägt wurde. Klassische Konditionierung – Verknüpfung von Reizen Tiere lernen sehr schnell, einen Reiz mit einem anderen zu verbinden. Dies zeigten bereits um 1900 die Versuche des russischen Mediziners und Physiologen Iwan Pawlow (1848–1936). Er entdeckte eine besondere Art des Lernens: die klassische Konditionierung. Pawlow arbeitete mit Hunden, mit denen er Lernexperimente durchführte. Er konnte zeigen, dass der Speichelfluss des Hundes bereits beim Läuten einer Glocke auftritt, wenn diese zuvor mehrmals bei der Futtergabe ertönte (kAbb. 7). Dabei wurde ein unbedingter Reflex, nämlich das Absondern des Speichels beim Anblick von Futter, mit einem neuen Reiz, dem Glockenton, gekoppelt. Es liegt nun ein so genannter bedingter Reflex vor. Diesen Lernprozess nennt man klassische Konditionierung. Bei der klassischen Konditionierung werden Reize miteinander verknüpft Eine Verknüpfung eines Schlüsselreizes mit einer genetisch bedingten Verhaltensweise während einer sensiblen Phase nennt man Prägung 1 W Prägung ist nur in einem sensiblen Intervall möglich. Abbildung 6 zeigt in welchem Lebensalter das Nachfolgeobjekt erkannt werden muss, damit die Nachfolgeprägung der Gänsekücken erfolgt. Erläutere anhand der Grafik, wann die Sensibilität am größten ist und in welchem Intervall die Prägung erfolgen kann. 50 40 30 20 10 6 12 18 24 0 prägungsgemäßes Verhalten (%) Alter (Stunden) Abb. 6: Sensible Phase der Gänse- kücken bei der Nachfolgeprägung. Reaktion keine Reaktion Reaktion Reaktion + Abb. 7: Pawlows Hundeexperimente. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=