am Puls Biologie 6, Schulbuch

Aufgaben 157 Verhaltensbiologie 8.1 Angeborenes und umweltbeeinflusstes Verhalten Organismen reagieren auf ihre Umwelt Verhalten, also beispielsweise eine Bewegung oder eine Lautäußerung, ermöglicht es einem Tier mit der Umwelt zu interagieren. Geflügelte Ameisen zeigen zur Paarungszeit ein faszinierendes Verhalten: Tausende von geflügelten Jungköniginnen und Männchen schwärmen gleichzeitig aus und starten zum so genannten Hochzeitsflug. Die Männchen sterben nach der Paarung, die Jungköniginnen werfen ihre Flügel ab und beginnen, nach einem passenden Ort für den Nestbau zu suchen. Eine Jungkönigin untersucht verschiedene Stellen und beginnt zu graben. Sie testet so, welcher Fleck sich am besten für den Nestbau eignet. An manchen Stellen ist der Boden feuchter, der Sand feiner und die Bedrohung geringer als an anderen. Die Ameisenkönigin kann aus ihrer Erfahrung lernen, dass es sich in dunklem, feuchtem Sand leichter graben lässt als in hellem, trockenem. Hat sie aber erst einmal begonnen ein Nest zu legen, so wird sie später, auch wenn sie auf noch günstigere Plätze stoßen sollte, dennoch zu ihrem eigenen Nest zurückkehren. Viele Tiere verhalten sich flexibel und lernen auf ihre Umwelt zu reagieren. Die Ameisenkönigin interagiert mit der Umwelt und ist so imstande, ihre Reaktionen an die Umweltbedingungen anzupassen. Durch das Verhalten sind Tiere nicht nur imstande, individuell die besten Bedingungen für ihr Überleben und ihre Fortpflanzung zu suchen, sondern zahlreiche Arten können ihre Umwelt auch aktiv verändern: Termiten bauen Hügel, die mehrere Meter hoch werden können, Biber bauen Staudämme, und Ameisen halten ihre Ameisenstraßen frei von Steinchen und Blättern. Durch ihr Verhalten können Tiere mit der Umwelt interagieren Information und Kommunikation Durch ihr Verhalten nehmen Tiere Informationen aus der Umwelt auf und können so entsprechend auf die Umweltbedingungen reagieren. Manche Tiere können die Umwelt durch ihr Verhalten sogar verändern Abb.1: Geflügelte Ameise. Soziale Insekten wie Ameisen bilden Staaten und zeigen erstaunlich vielfältige und komplexe Verhaltensweisen. Manche Ameisenarten graben Erdnester. Wirkursachen erklären, wie Verhalten ausgelöst wird und wie es funktioniert Verhaltensbiologen und -biologinnen beobachten einerseits das Verhalten von Tieren, andererseits stellen sie Experimente an. Dabei versuchen sie die Ursachen des tierischen Verhaltens zu ergründen. Wirkursachen oder proximate Ursachen einer Verhaltensweise beschreiben, wodurch ein Verhalten ausgelöst wird und wie es zustande kommt. Die Staaten von Schmalbrustameisen bestehen oft nur aus weniger als 100 Arbeiterinnen und einer Königin. Sie nisten gerne in morschem Holz. Wird die Königin entfernt, beginnen die Arbeiterinnen innerhalb weniger Stunden, sich mit ihren Antennen zu schlagen und zu beißen. Nach einigen Tagen nimmt die Häufigkeit dieser Verhaltensweise wieder ab. Die proximaten Ursachen dieser Verhaltensweise lassen sich im Experiment bestimmen: Die Arbeiterinnen reagieren auf die fehlenden Duftstoffe der Königin, die sie normalerweise wahrnehmen können. Aber wozu ist diese Verhaltensweise eigentlich gut? Dazu müssen wir einen anderen Typ von Ursachen, die Zweckursachen, betrachten. Verhaltensbiologinnen und Verhaltensbiologen ergründen das Verhalten von Tieren durch Beobachtung und Experimente 1 W Die Verhaltensforscherin Jane Goodall beschäftigte sich in ihrer Forschung mehrere Jahrzehnte lang mit Schimpansen. Lies die neuen Erkenntnisse, die sie durch ihre Forschung gewinnen konnte, nach, und fasse sie zusammen. 2 W Tiere zeigen vielfältiges Verhalten im Gegensatz zu Pflanzen. Auch ohne „Verhalten“ haben Pflanzen Mechanismen entwickelt, um mit unvorhersehbaren Umweltbedingungen zurechtzukommen – nenne diese. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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