am Puls Biologie 6, Schulbuch

Aufgaben 149 Immunsystem Wenn das Immunsystem über- oder unterreagiert Ein Hauptproblem bei einer Organtransplantation ist, dass das Immunsystem das transplantierte Organ als Fremdkörper wahrnimmt und abstoßen kann. Man versucht dem beizukommen, indem ein Spender oder eine Spenderin mit einer möglichst hohen Übereinstimmung in den MHCs der Zellen gesucht wird. Außerdem wird die Immunabwehr des Empfängers oder der Empfängerin mit Hilfe von Medikamenten, so genannten Immunsuppressiva1, abgeschwächt. Neben einer Überreaktion kann auch eine Unterreaktion des Immunsystems gefährlich sein. Manchmal erkennt das Immunsystem Tumore im Körper nicht als entartet und toleriert sie irrtümlich. Krebszellen können es schaffen das Immunsystem zu täuschen. Sie entstehen aus eigenen Zellen und tragen noch viele Merkmale des Gewebes, aus dem sie kommen. Mit Hilfe von Immuntherapien versucht man, das Immunsystem auf die entarteten Zellen aufmerksam zu machen. 1 Immunsuppressivum: supprimere (lat.) = hinunterdrücken, hemmen; Medikament, das die Immunreaktion des Körpers vermindert; Eine immunsuppressive Therapie wird zB nach Transplantationen, aber auch bei Autoimmunerkrankungen angewandt. Diese Medikamente haben jedoch Nebenwirkungen, da sie die Abwehrmechanismen reduzieren. Der Körper erkennt unter Einnahme zB Krebszellen schwieriger. Bei Organtransplantationen kann es sein, dass das Immunsystem das neue Organ abstößt 1 S In Österreich gilt bei Organtransplantationen die „Widerspruchslösung“. Wenn ein schwerer Verkehrsunfall passiert, bei dem eine Person verstirbt, bedeutet dies, dass die noch funktionsfähigen Organe entnommen werden dürfen, außer die Person hat im Vorhinein erklärt, dass sie das ablehnt. Wer keine Organe spenden möchte, kann sich ins österreichische Widerspruchsregister eintragen lassen, das vor jeder Organentnahme abgefragt werden muss. In Deutschland hingegen ist die Situation umgekehrt: Organe dürfen nur dann entnommen werden, wenn eine Spenderin oder ein Spender im Vorhinein einer zukünftigen Organspende zustimmt. Diskutiere mit deinen Mitschülern und Mitschülerinnen: Welche Vor- und Nachteile hat die österreichische Regelung? Autoimmunerkrankungen Die wichtigste Fähigkeit des Immunsystems ist es, zwischen eigen und fremd zu unterscheiden. Wo das nicht perfekt funktioniert, kommt es zu so genannten Autoimmunerkrankungen, wie zB bei Rheuma oder bei Multipler Sklerose. Dabei greift das Immunsystem körpereigene Strukturen an. Je nachdem welche Körperzellen angegriffen werden, kommt es zu unterschiedlichen Krankheitsbildern. Bei Rheuma, einer chronischen Gelenksentzündung, richtet sich das Immunsystem gegen die Zellen der Gelenksinnenhaut. Die Ursachen für diese Fehlfunktion des Immunsystems sind nach wie vor unbekannt. Multiple Sklerose ist eine neurologische Erkrankung2, bei der Immunzellen die Myelinscheiden3 der eigenen Zellen des zentralen Nervensystems angreifen. Die Symptome sind vielfältig und hängen davon ab, wo genau die Angriffsherde liegen. Seh- und Sensibilitätsstörungen sind häufig. 2 neurologische Erkrankung: Dabei handelt es sich um eine Erkrankung des Gehirns und des Nervensystems. 3 Myelinscheide: fetthaltige Schicht, die die Fortsätze der Nervenzellen umgibt und schützt; siehe auch Kapitel Nervensystem (S. 10 ff.) Bei Autoimmunerkrankungen richtet sich das Immunsystem gegen körpereigene Zellen Steuerung und Regelung Autoimmunkrankheiten können auftreten, wenn die Regelung des Immunsystems nicht so funktioniert wie sie sollte. Abb.12: Multiple Sklerose. Bei dieser Krankheit greifen Immunzellen die Myelinscheiden der Nervenzellen an und beschädigen diese (siehe auch Kapitel Nervensystem) Von MS betroffener Nerv mit fortschreitender Schädigung der Myelinscheiden3. Gesunder Nerv mit intakten Myelinscheiden3. Abb.13: Rheuma. Das Immunsystem greift die Gelenke an, häufig an Händen und Füßen was zu Entzündungen und schließlich zu Fehlstellungen führt Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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