Aufgaben 135 Ökologie Blick in die Forschung Klimawandel und Artensterben Viele Arten leiden unter dem Klimawandel Am 15. Juni 2016 titelte die „Kleine Zeitung“: „Erstes Säugetier durch Klimawandel ausgerottet.“ Was war geschehen? Australische Wissenschafter hatten Alarm geschlagen, denn seit 2009 hatten sie kein Exemplar der Bramble-Cay-Mosaikschwanzratte (kAbb. 28) mehr gesehen, auch keine Spuren oder Reste von Kot. Dieses vegetarisch lebende Tier kam ausschließlich auf der nur vier Hektar großen Sandinsel Bramble-Cay am Nordende des Great Barrier Reef vor, deren höchste Erhebung lediglich drei Meter hoch ist. Sturmfluten hätten dazu geführt, dass die Insel deutlich geschrumpft sei. Zudem, so die Wissenschafter, hätte das Meerwasser bei Überflutungen die Vegetation zerstört. Doch nicht nur Tiere leiden unter dem Klimawandel. Dies zeigt das Beispiel der Küstenmammutbäume (kAbb. 29). Diese immergrünen Nadelbäume können 115m hoch werden und im Durchmesser sieben Meter erreichen. Damit sind sie die höchsten Bäume der Erde. Allerdings wachsen sie nur in einem schmalen Streifen an der Pazifikküste der USA, da sie ein mildes und feuchtes Klima benötigen. Aufgrund ihres eindrucksvollen Aussehens wurde die Art Staatsbaum des US-Bundesstaates Kalifornien. Ihr Holz zählt wegen der hohen Qualität und Langlebigkeit zu den wertvollsten Nutzhölzern. Wissenschafterinnen und Wissenschafter der Universität von Kalifornien und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig wollten wissen, ob sich der Klimawandel auf das Ausbreitungsgebiet des Küstenmammutbaums auswirken könnte. Sie kamen zum Schluss, dass diese Baumart sich in den nächsten Jahrzehnten um ca. 70 km nach Norden ausbreiten könnte. Allerdings dürfte sie in ihrem südlichen Vorkommen ca. 50 Prozent ihres Ausbreitungsgebietes verlieren und südlich der Bucht von San Francisco aussterben (Fernández ua., 2015). Die Forschungsgruppe vermutete allerdings, dass ein großes Umsiedlungsprogramm nötig wäre, damit die Küstenmammutbäume die neuen Lebensräume im Norden der US-Westküste nutzen und dort größere Wälder bilden könnten. Denn die natürliche Ausbreitungsgeschwindigkeit dürfte nicht mit dem Tempo des Klimawandels mithalten. Immerhin wird erwartet, dass es zumindest in naher Zukunft selbst bei extremsten Klimaveränderungen ein stabiles Refugium geben wird: die Wälder des Redwood-Nationalparks bei Eureka. Solche Rückzugsgebiete, in denen der Klimawandel aufgrund besonderer lokaler Begebenheiten abgepuffert wird, könnten weltweit von großer Bedeutung für den Artenschutz sein, weshalb eine andere amerikanische Forschungsgruppe kürzlich Strategien für die Identifizierung und das Management von Klimawandel-Refugien veröffentlichte (Morelli ua., 2016). Abb. 29: Wird wohl weiter nach Norden „wandern“: der Küstenmammutbaum. Abb. 28: Seit 2016 als „ausgestorben“ gemeldet: die Bramble-Cay- Mosaikschwanzratte. 1 W Benenne die Inhalte aus den Themenseiten, die hinter diesen Forschungen stecken. 2 W Recherchiere, ob es in deinem Bundesland Arten gibt, die sich aufgrund des Klimawandels ausbreiten oder an Lebensraum verlieren dürften. 3 S Beurteile die Bedeutung einer solchen Veränderung der Ausbreitung von Arten für deinen Alltag. Literatur: Fernández, F.; Hamilton, H. H.; Kueppers, L.M.: Back to the future: using historical climate variation to project nearterm shifts in habitat suitable for coast redwood. In: Global Change Biology. 2015, Vol. 21, I. 11, p. 4141–4152. Morelli, T. L; Daly, C.; Dobrowski, S. Z. et al.: Managing Climate Change Refugia for Climate Adaptation. In: PLOS ONE. 2016, Vol. 11, I. 8, p. e0159909. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=