am Puls Biologie 6, Schulbuch

Aufgaben 131 Ökologie Beispiel Fließgewässer: Zonierung und Selbstreinigung Der Fluss ist ein ganz anderes Ökosystem als der Wald. Hier ist im wahrsten Sinne (fast) alles „im Fluss“ – was dieses System entscheidend prägt. Betrachte zunächst den Faktor Sauerstoff. Die Versorgung damit ist in natürlichen Fließgewässern normalerweise gut: Die Strömung sorgt für ausreichende Belüftung und stetige Zufuhr frischen Wassers. Je turbulenter das Wasser fließt und je kälter es ist, desto mehr Sauerstoff ist gelöst. Die meisten Fließgewässer beginnen steil und enden flach. Zwischen Quelle und Mündung ändern sich daher das Strömungsverhalten und damit auch der Sauerstoffgehalt und die Wassertemperatur. Dadurch entstehen typische Abschnitte (Regionen), die nach den jeweiligen Leitfischen benannt sind (kAbb. 23). Soweit das Ideal — aber kennst du einen Fluss, der dem entspricht? Vor allem in den Mittel- und Unterläufen haben massive wasserbauliche Eingriffe wie Begradigungen und Staustufen das Fließverhalten und damit die Lebensgemeinschaften unserer Flüsse gravierend verändert. Gewässer leben zum großen Teil vom Nährstoffeintrag von außen: eingeschwemmte Erde, eingewehtes Laub, von Forellen erbeutete Fluginsekten. Werden allerdings biologisch abbaubare organische Stoffe oder Nährsalze in größerer Menge eingetragen, etwa durch Abwasser, Gülle (Urin und Kot landwirtschaftlicher Nutztiere) oder Mineraldünger, kommt es zur Eutrophierung1. Plötzlich vermehren sich Mikroorganismen enorm. Organisches Material wird unter Verbrauch von Sauerstoff abgebaut. Freigesetzte Mineralstoffe führen zu verstärktem Algenwachstum. Im Extremfall wird aus dem Fluss ein stinkender, durch Schwebstoffe, Cyanobakterien und Algen undurchsichtiger Wasserkörper, an dessen Grund anaerobe Verhältnisse herrschen und Faulschlamm abgelagert wird. Einige Kilometer flussabwärts sieht es aber schon wieder anders aus: Der Abbau organischer Substanzen ist fortgeschritten, Mineralstoffe wurden von Wasserpflanzen aufgenommen, die Bakterienpopulationen und damit der Sauerstoffverbrauch nehmen wieder ab. Die Selbstreinigungskraft eines Fließgewässers kann mit einer nicht allzu massiven Verschmutzung durchaus fertig werden. Dabei helfen Saprobien2. Das sind im Faulschlamm lebende Pilze, Bakterien und tierähnliche Einzeller, aber auch Krebse, Insekten usw., die somit als Bioindikatoren dienen (siehe S. 134). 1 Eutrophierung: eutrophos (griech.) = gut nährend; Anreichern von Nährstoffen (Überdüngung) in einem Ökosystem 2 Saprobien: sapros (griech.) = faul; bios (griech.) = Leben; Fäulnisbewohner Ein Fluss verändert seine Gestalt von der Quelle bis zur Mündung. Dabei ändern sich auch Faktoren wie Sauerstoff und Temperatur Abb. 23: Zwischen Quelle und Mündung ändern sich die ökologischen Parameter. Damit ändert sich auch die Artenzusammensetzung. Forellenregion Äschenregion Barbenregion Brachsenregion KaulbarschFlunder-Region Profile Bodenart Fels und große Steine Kies Sand Feinstmaterial Leitfische 22 °C 2 °C mittlere Wassertemperatur (°C) Sommer Winter Kompartimentierung In einem Großlebensraum (Gewässer) gibt es viele Kleinlebensräume. Je nach dort herrschenden Bedingungen (zB Sauerstoffgehalt), siedeln sich dort verschiedene Arten an. Steuerung und Regelung Ökosysteme regeln sich selber und können sich dadurch in begrenztem Umfang erhalten bzw. regenerieren. 1 S Begründe, warum die Selbstreinigung in einem Fließgewässer besser funktioniert als in einem See. Nur zu Prüfzweck n – Eigentu des Verlags öbv

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