am Puls Biologie 6, Schulbuch

Aufgaben 121 Ökologie Konkurrierende Arten können einander verdrängen Nicht nur innerhalb einer Art, auch zwischen verschiedenen Arten (interspezifisch) ist die Konkurrenz oft groß. Landwirte wissen das, denn ihre Feldfrüchte stehen in direkter Konkurrenz zu Ackerwildkräutern – um Licht, Wasser, Nährsalze und Wurzelraum. Ein berühmtes Beispiel für derartige interspezifische Konkurrenz aus der Tierwelt sind Seepocken. Seepocken sind Krebstiere, die in einem aus Kalkplatten gebildeten Gehäuse an der Felsküste „festzementiert“ sind (kAbb. 11). Dieses Gehäuse ermöglicht es ihnen, Trockenphasen oberhalb des mittleren Wasserstands zu überleben. An der europäischen Atlantikküste fällt eine auffällig regelmäßige Verteilung der Seepockenarten Chthamalus stellatus und Semibalanus balanoides auf: Chthamalus bewohnt Felsen nur im Bereich oberhalb des Hochwassers bei Nipptide1, während unterhalb dieses Bereichs Semibalanus dominiert (kAbb. 11). Die Ursache dieser Zonierung liegt in der Konkurrenz zwischen diesen beiden Seepockenarten. Semibalanus drängt Chthamalus auf den Bereich oberhalb des Hochwassers bei Nipptide zurück, obwohl Chthamalus durchaus darunter vorkommen könnte. Die Realnische von Chthamalus liegt damit am Rand ihrer Fundamentalnische (siehe S. 115). Bei Semibalanus hingegen stimmen Realnische und Fundamentalnische weitgehend überein. Die Verbreitung von Semibalanus an von beiden Arten gemeinsam besiedelten Felsen wird v. a. durch den abiotischen Faktor Austrocknung, die von Chthamalus durch den biotischen Faktor Konkurrenz bestimmt. Daraus ergibt sich das Konkurrenzausschlussprinzip: Zwei Arten, die um dieselben Ressourcen konkurrieren, können nicht dieselbe ökologische Nische besetzen. Die Seepocken sind ein Beispiel für Raumkonkurrenz. Bei Ausbeutungskonkurrenz nutzen zwei Arten dieselbe Ressource. Dabei wird die in der Ressourcennutzung weniger effiziente Art verdrängt, wenn diese Ressource begrenzt ist. 1 Nipptide: Gezeiten bei Halbmond durch entgegengesetzt wirkende Gravitationseinflüsse von Sonne und Mond, weshalb der Unterschied zwischen Ebbe und Flut besonders gering ist 2 Springtide: Gezeiten bei Voll- und Halbmond durch gleichwirkende Gravitationseinflüsse von Sonne und Mond, weshalb der Unterschied zwischen Ebbe und Flut besonders hoch ist Das Konkurrenzausschlussprinzip besagt, dass zwei Arten, die um dieselben Ressourcen oder Standorte konkurrieren, nicht dieselbe ökologische Nische besetzen können Variabilität, Verwandtschaft, Geschichte und Evolution Besser an ihre Umweltbedingungen angepasste Arten können weniger gut angepasste verdrängen. Abb.11: Bei der Besiedlung felsiger Meeresküsten konkurrieren zwei Seepockenarten. Nach dem Konkurrenzausschlussprinzip überlappen sich die Areale der adulten (erwachsenen) Seepocken kaum. Das ergibt eine Zonierung. bei Springtide2 Hochwasserlinie Niedrigwasserlinie bei Nipptide bei Nipptide bei Springtide Mittlerer Wasserstand Ansiedlungszone der Larven; potenzielle Verbreitung der Adulten ohne Konkurrenz Seepocken fangen mit Hilfe ihrer Filterbeine Plankton als Nahrung. Die Ansiedlung von Chthamalus wird durch Konkurrenz biologisch begrenzt. Die Ansiedlung von Semibalanus wird durch Austrocknung physikalisch begrenzt. Die Mondphasen beeinflussen den Wasserstand bei Hoch- und Niedrigwasser. Chthamalus Semibalanus Absterben durch Austrocknung tatsächliche Verbreitung der Adulten bei Konkurrenz 1 W/S Fasse zusammen, wann es zu interspezifischer Konkurrenz kommt. Begründe, warum intraspezifische Konkurrenz oft heftiger ist. 2 E Um den Effekt von Konkurrenz zwischen Artgenossen zu untersuchen, sind Vergleichsexperimente bei bestehender Konkurrenz und unter Ausschluss von Konkurrenz notwendig. Als Messgrößen können zum Beispiel die Anzahl der Nachkommen oder das Wachstum verwendet werden. Plane ein solches Experiment mit einer schnell wachsenden Pflanzenart. Erstelle zunächst Hypothesen, um welche Ressource(n) die von dir untersuchten Individuen konkurrieren und wie sich Konkurrenz auf sie auswirken könnte. Überlege, welche Parameter du zur Messung der Konkurrenz untersuchen willst. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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