am Puls Biologie 6, Schulbuch

113 Ökologie 6.1 Umweltfaktoren bestimmen Vorkommen, Häufigkeit und Aussehen einer Art Ökologie – von den Häusern des Lebens Stell dir vor, in deiner Nachbarschaft wurde ein neues Haus gebaut. Es besteht aus vielen Wohnungen. Einige davon sind größer, andere kleiner. Manche haben einen Balkon. Die in den oberen Stockwerken bekommen mehr Licht als die im Erdgeschoss. Noch sind alle Wohnungen leer. Wer wird hier einziehen? Werden sich die Mieterinnen und Mieter gegenseitig helfen oder wird es Streit geben? Wird die Versorgung mit Wasser und Energie, die Entsorgung von Abwasser und Müll funktionieren? Schließlich: Wie werden diese Wohnungen in einigen Monaten, wie in 50 oder gar 100 Jahren aussehen? Solche Fragen beschäftigen auch Ökologinnen und Ökologen. Die Ökologie ist die „Lehre vom Haus“ (oder: „Haushalt“). Die „Häuser“, die sich Ökologinnen und Ökologen anschauen, heißen Ökosysteme, Biotope oder Habitate. Ihre „Mieter“ sind die Tiere, Pflanzen, Pilze, Bakterien und Archaebakterien, die dort leben. Oft werden sie dabei selber zu „Häusern“ für andere, wenn etwa Bakterien in unserem Darm oder Misteln auf den Ästen von Bäumen „wohnen“. Ökologie als Wissenschaft untersucht, wie die Bewohner solcher Lebensräume sich gegenseitig beeinflussen (biotische Faktoren), welche physikalischen und chemischen Bedingungen auf sie einwirken (abiotische Faktoren) und welche Konsequenzen sich für das Zusammenleben einer solchen Gemeinschaft (Biozönose) ergeben. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Lebensräume: ein großer Stein, der von Flechten und Moos bewachsen ist; ein See mit seinen Bewohnern im und am Wasser; ein riesiger Wald. Die Ökologie forscht auf vielen Ebenen. In der Ökologie wird untersucht, wie sich Lebewesen gegenseitig beeinflussen und mit ihrer Umwelt klarkommen Abb.1: Eine „Lebensgemeinschaft“ in einem Haus. Abiotische und biotische Umweltfaktoren Die Bedingungen in einem Lebensraum sind nicht überall gleich. Auf einem Stein gibt es je nach Sonnenstellung wärmere und kältere Stellen. Gewässer können mehr oder weniger Salz enthalten. Manche Böden sind wassergesättigt und arm an Sauerstoff, andere locker mit guter Durchlüftung. Solche physikalisch oder chemisch messbaren Faktoren nennt man abiotisch. Beispiele für wichtige abiotische Faktoren sind: Licht, Temperatur, pH-Wert, Wasser, Sauerstoff, Bodenstruktur, Kohlenstoffdioxid, Mineralstoffe (zB Phosphat, Nitrat), Salze, Ozon, Wind u. v.m. Lebewesen müssen nicht nur mit abiotischen Faktoren zurechtkommen, sondern auch mit anderen Lebewesen in ihrem Lebensraum. Das sind biotische Faktoren. Dabei leben viele Arten scheinbar einfach nebeneinander her, ohne sich gegenseitig zu beeinflussen. Andere hängen voneinander ab, weil der eine den anderen frisst (Räuber/Beute), ihm schadet (Parasit/Wirt), oder weil sich zwei Lebewesen gegenseitig so gut unterstützen, dass sie in der Partnerschaft wesentlich besser überleben als alleine (Symbiose). Selbst innerhalb einer Art spielen solche Faktoren eine wichtige Rolle, wenn Nahrung knapp wird oder Partner zur Fortpflanzung fehlen (Konkurrenz). Die Wirkung eines Lebewesens auf ein anderes wird in der Ökologie mit „0“ (neutral), „+“ (positiv) oder „–“ (negativ) beschrieben. Gegenseitige Beziehungen kennzeichnet man mit zwei Zeichen. So stellt (+/–) eine Räuber- Beute-Beziehung dar (einer profitiert, der andere stirbt), (–/–) eine Konkurrenz (beiden geht es schlechter als ohne den anderen). Ein Kommensale dagegen lebt in oder auf dem anderen, ohne seinem Wirt zu nützen oder zu schaden, zB Bakterien auf unserer Haut (kTab. 1). Tab. 1: Beispiele für wichtige Wechselwirkungen zwischen zwei Arten bzw. Lebewesen. Bezeichnung Beziehung Konkurrenz –/– Symbiose +/+ Räuber-Beute-Beziehung +/– Parasit-/Wirt-Beziehung +/– Kommensalismus +/0 Temperatur, pH-Wert, Mineralstoffe und Lichtverhältnisse sind Beispiele für abiotische Faktoren – Konkurrenz, Symbiose, Räuber- Beute-Beziehungen und Parasitismus sind Beispiele für biotische Faktoren Nur z Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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