am Puls Biologie 5, Schulbuch

97 Ernährung Die Entwicklung des Darmes: Vom Mund zum Anus Die Verdauung bei Hohltieren hat einen entscheidenden Nachteil: Der Darm besitzt nur eine Öffnung, die zugleich als Mund und After fungiert. Das bedeutet, dass erst erneut Nahrung aufgenommen werden kann, wenn die vorherige Mahlzeit fertig verdaut und ihre Reste ausgeschieden sind. Es hat sich sehr früh in der Stammesgeschichte der Tiere eine Neuerung ergeben: Es entstand am anderen Ende des Körpers eine zweite (sekundäre) Öffnung. Anschließend bildete sich der Urdarm. Bei den Urmündern (Protostomiern1), bildete sich an einem Ende des länglichen Urdarms der Mund, die sekundäre Öffnung am anderen Ende wurde zum After. Dies ist zB bei den verschiedenen Würmern, allen Ringelwürmern, Gliederfüßern und Weichtieren der Fall. Im Gegensatz dazu gibt es die Zweitmünder (Deuterostomier2). Bei ihnen entstand der Mund aus einer neu entstandenen Öffnung des Urdarms, während der Urmund zum Anus3 (After) wurde. Dies ist bei den Stachelhäutern, den Wirbeltieren und damit auch beim Menschen der Fall. Dieses System hat den großen Vorteil, dass ein Tier bereits fressen kann, wenn es die Verdauung der letzten Nahrung noch nicht abgeschlossen hat. Darüber hinaus kann die Verdauung schrittweise erfolgen: Die Nahrung durchläuft sozusagen eine Verdauungsstation nach der anderen. 1 Protostomier: protos (griech.) = erster, stoma (griech.) = Mund; Tiere, bei denen der Urmund zum Mund wird 2 Deuterostomier: deuteros (griech.) = zweiter; Tiere, bei denen der Urmund zum Anus (After) wird 3 Anus: Anus (lat.) = Fußring; Austrittsöffnung des Darmkanals, auch als After bezeichnet Durch das Entstehen einer sekundären Öffnung entsteht ein Darm Das Verdauungssystem der Wirbeltiere im Überblick Betrachte den Verdauungstrakt verschiedener Tiere (zB Regenwurm auf S. 113, Fliege auf S. 118, Giraffe auf S. 93). In allen Fällen zeigt sich das Verdauungssystem als ein mehr oder weniger gewundenes Rohr, das den Körper von einem Ende zum anderen durchzieht. Doch dieses Rohr – der Darm im weitesten Sinne – ist untergliedert und differenziert, um eine effiziente Verdauung zu ermöglichen. Abbildung 27 zeigt beispielhaft ein schematisches Bild eines Fisches, also eines einfachen Wirbeltiers. Vom Mund gelangt die Nahrung in die Speiseröhre, die in der Tat einem relativ einfachen Schlauch entspricht. Die Speiseröhre mündet in den Magen, einen sackförmig ausgebuchteten Teil des Darmrohres, in dem die Nahrung landet und eine gewisse Zeit verbleibt. Verdauungsenzyme aus der Magenschleimhaut arbeiten hier an der Zerlegung der Nahrung, die dann portionsweise in den dahinterliegenden Darm im engeren Sinne abgegeben wird. Hier wird die Verdauung abgeschlossen und die Nährstoffe resorbiert. Von großer Bedeutung sind Verdauungsdrüsen, die die nötigen Sekrete produzieren. Die wichtigste Drüse ist die Leber, die außerdem auch Nährstoffspeicher (siehe S. 79) und wichtigstes Stoffwechselorgan des Tieres ist. Im Enddarm schließlich sammelt sich der Kot, der ins umgebende Wasser ausgeschieden wird. Der Verdauungstrakt ist ein untergliedertes, differenziertes Rohr Abb. 27: Das Verdauungssystem einer Forelle. In diesem schematischen Bild ist der Verdauungstrakt eines Fisches beispielhaft dargestellt. Kiemen Schwimmblase Niere Speiseröhre Magen Harnblase Geschlechtsorgan Darm Leber Herz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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