am Puls Biologie 5, Schulbuch

96 3.6 Die Verdauung im Tierreich Verdauungssysteme im Tierreich Im vorigen Abschnitt wurde erklärt, wie die Nahrung aufgenommen wird und was danach im Körper passiert. Verdauung (Zerlegung der Nahrung) und Resorption (Aufnahme der Nährstoffe in die Körperflüssigkeit) sind die wesentlichen Schritte in diesem Prozess. Das klingt recht einfach. Tatsächlich erfolgte im Laufe der Evolution eine fortschreitende Differenzierung und Optimierung der Verdauungsorgane der Tiere. In diesem Abschnitt werden die wichtigsten Verdauungssysteme vorgestellt: Tiere, die gar keinen Darm haben (Schwämme), Tiere mit sackartigem Darm (Hohltiere) oder jene mit durchgängigem Darm, der sich als Erfolgsmodell durchgesetzt hat: Hier wird die Nahrung an einem Ende, der Mundöffnung, zugeführt und durchläuft nacheinander unterschiedliche Verdauungsstationen. Der unverdaute Nahrungsrest wird am anderen Ende (dem Anus oder After) ausgeschieden. Verdauungssysteme haben sich im Lauf der Evolution schrittweise verändert Schwämme: Verdauung ohne Darm Die einfachsten mehrzelligen Tiere, die Schwämme, besitzen als einzige Tiergruppe gar keinen Darm. Diese im Wasser lebenden Tiere bestehen aus einem unsymmetrischen, von Poren und Kanälen durchzogenen Körper (kAbb. 25). Im Inneren sitzen spezialisierte Zellen, die Kragengeißelzellen. Jede dieser Zellen trägt eine Geißel, mit der sie einen Wasserstrom erzeugt, und einen Kranz aus Mikrovilli (kleine Membranausstülpungen), die Plankton aus dem Wasser filtrieren. Die Nahrungspartikel werden dann von anderen spezialisierten Zellen duch Phagozytose (siehe S. 26) aufgenommen und verdaut. Die Kanäle münden in größere Höhlen, aus denen das Wasser aus dem Körper strömt. Schwämme sind sessile1 Tiere, nur die Larven sind frei beweglich. Schwämme besitzen keinen Darm, ebenso fehlen ihnen Muskeln, Nerven oder andere Organsysteme. Sie besitzen ein Skelett aus Fasern oder Nadeln, die aus Kalk, Silikat oder organischen Verbindungen bestehen. 1 sessil: sessilis (lat.) = festsitzend; im Gegensatz zu vagil; Sessile Tiere sind – wie die allermeisten Pflanzen – ortsgebunden und nicht in der Lage sich fortzubewegen. Hemisessile (hemi (griech.) = halb) Tiere leben in der Regel an einem Ort befestigt, können sich aber lösen und fortbewegen (zB Muscheln oder Polypen). Schwämme sind festsitzende Tiere ohne Darm Abb. 25: Schwämme. Diese festsitzenden Tiere tragen Zellen in ihrem Inneren, die mit Geißeln einen Wasserstrom erzeugen und mit Mikrovilli Plankton filtrieren. Hohltiere: Därme mit Tentakeln Die stammesgeschichtlich erste Tiergruppe, bei der sich ein Darm entwickelte, sind die Hohltiere. Zu dieser Tiergruppe gehören die Schirm- und Würfelquallen, die sessilen Blumentiere (zB Seeanemonen), sowie die Gruppe der Hydrozoen, zu denen der in Mitteleuropa heimische Süßwasserpolyp, aber auch sehr große Staatsquallen zählen. Allen ist gemeinsam, dass sie, vereinfacht gesagt, ein Darm mit Tentakeln sind (kAbb. 26). Der Körper dieser Tiere besteht aus einer äußeren und einer inneren Zellschicht, die einen sackförmigen Hohlraum, den Darm, umgeben. An einem Ende des Tieres sitzt die einzige Öffnung des Darmes. Sie ist Mund und After in einem. Hohltiere ernähren sich mit Hilfe von sehr spezialisierten Zellen, den Nesselzellen. Diese Zellen sitzen rund um die Mundöffnung und an den Tentakeln und enthalten sehr starke Gifte (manche Quallen können sogar Menschen töten). So können Hohltiere zB Fische fangen, die sie dann verschlingen und im Ganzen verdauen. Hohltiere haben einen Darm, der nur eine Öffnung besitzt und zugleich Mund und After ist Abb. 26: Der Süßwasserpolyp (Hydra viridissima) besteht zum größten Teil aus Darm. Die Mundöffnung befindet sich inmitten des Tentakelkranzes am oberen Ende. 2 mm Nur zu Prüfzwecken – Eig ntum des Verlags öbv

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