am Puls Biologie 5, Schulbuch

Aufgaben 172 Landwirtschaft kann viele Formen annehmen In vielen Regionen der Welt dominiert heute die intensive Landwirtschaft, die wegen des hohen Einsatzes an Kapital, Maschinen, Dünger und chemischen Schädlingsbekämpfungsmitteln auch industrielle Landwirtschaft genannt wird. Sie ist auf Massenproduktion ausgerichtet (kAbb. 6). Von agroindustriellen Betrieben spricht man ab einer Größe von zB 500 Rindern oder 500 ha Nutzfläche. In Österreich betreiben viele Höfe intensive Landwirtschaft, die durchschnittliche Betriebsgröße liegt allerdings nur bei ca. 45 ha. Häufig wird großflächig nur eine einzige Kultursorte angebaut (Monokultur). Dadurch kann eine größere Ernte eingefahren werden. Es gibt aber auch negative Folgen: Bei einer intensiven Bewirtschaftung nimmt die Artenvielfalt ab. Der starke Einsatz von Pestiziden1 und Dünger im Ackerbau und von Antibiotika in der Tierhaltung belastet das Grundwasser. Massentierhaltung ist zudem nicht artgerecht und daher ethisch problematisch. Bei extensiver Landwirtschaft wird wesentlich weniger Aufwand betrieben und Kapital eingesetzt. In der Viehzucht haben die Tiere größere Flächen zur Verfügung, statt dichtgedrängt in Ställen zu stehen. Eine Schafhaltung wie in Abbildung 7 mag hierfür als Beispiel dienen. Allerdings ist darauf zu achten, dass die Anzahl der Tiere die natürliche Vegetation nicht überlastet. Andernfalls kommt es zu einer Überweidung, die Pflanzen wachsen nicht mehr nach, die fruchtbare oberste Bodenschicht wird weggeweht und das Land nimmt durch diese Erosion2 unwiderruflich Schaden. Auch eine Überdüngung durch tierische Ausscheidungen kann die Folge sein. Ein Spezialfall ist die biologische Landwirtschaft (kAbb. 8). Hier wird versucht, auf künstlichen Dünger, chemische Schädlingsbekämpfungsmittel und Antibiotika weitgehend zu verzichten. Öko- oder Biobetriebe produzieren daher weitaus weniger. Einer Studie zufolge3 liegt die Ernte je nach örtlichen Bedingungen (zB Boden, Niederschlag) und Produkt schätzungsweise drei (Obst, Saubohnengewächse (= Schmetterlingsblütler)) bis etwa 34% (Getreide) unter der von konventionellen Methoden. Dafür können Biohöfe ihr Getreide und ihr Fleisch meist aber zu deutlich höheren Preisen verkaufen. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher wissen es zu schätzen, dass Boden und Wasser bei dieser Form der Bewirtschaftung geschont und die Tiere artgerechter gehalten werden. Unser eigenes Konsumverhalten hat einen erheblichen Einfluss darauf, wie die Landwirtschaft unseres Landes aussieht. Der Umgang mit Nahrungsmitteln spielt dabei eine wichtige Rolle. In Wien landet täglich so viel Brot in den Mistkübeln, wie in ganz Graz gegessen wird. Wesentlich weniger Getreide würde notwendig sein, um Österreich ausreichend zu versorgen, wenn wir sorgfältiger mit unseren Lebensmitteln umgingen. Dazu gehört auch ein geringerer Fleischkonsum. 1 Pestizide: Agrochemikalien zur Bekämpfung von Unkräutern (Herbizide), Insekten (Insektizide) oder Pilzen (Fungizide) 2 Erosion: Verlust von Boden durch Wind oder Wasser 3 Seufert ua.: Comparing the yields of organic and con- ventional agriculture. In: Nature. 2012, Vol. 485, p. 229–232. Intensive Landwirtschaft ermöglicht eine höhere Produktion als extensive Landwirtschaft, belastet aber die Natur stärker Steuerung und Regelung Durch unser eigenes Verhalten können wir beeinflussen, welche Form von Landwirtschaft wir in Österreich wollen. Abb. 6: Intensive Landwirtschaft. Abb. 7: Extensive Landwirtschaft. Abb. 8: Biologische Landwirtschaft. 1 W Während viele konventionelle landwirtschaftliche Kleinbetriebe aufgeben mussten, nimmt die Zahl derjenigen, die ökologischen Landbau betreiben, kontinuierlich zu. Recherchiere aktuelle Zahlen dazu – insbesondere für Österreich – und suche Gründe dafür. 2 S Diskutiert in der Klasse Vor- und Nachteile der oben beschriebenen Formen. Wie beeinflusst dein Einkaufsverhalten, welche Art der Landwirtschaft auf den Äckern deiner Umgebung betrieben wird? 3 W Zählen Österreichs Almen zu intensiver oder extensiver Landwirtschaft? Begründe deine Meinung anhand von Beispielen. 4 S Getreide, aber auch Raps und Zucker werden heutzutage zur Produktion von so genanntem Biodiesel oder Bioalkohol verwendet. Seit Jahren wird heiß diskutiert, ob Nahrungsmittel zur Erzeugung von Treibstoffen eingesetzt werden dürfen. Sammle Argumente dafür und dagegen und bewerte diese Vorgangsweise. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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