am Puls Biologie 5, Schulbuch

Aufgaben Ein Mensch in Österreich verbraucht ca. 120 Liter Wasser täglich. Duschen, WC-Spülung, Wäschewaschen benötigen weit mehr als wir tatsächlich trinken. Berücksichtigt man auch den Wasserbedarf von Landwirtschaft und Industrie für die Herstellung von Produkten, sind es sogar etwa 260 Liter. Ein Mensch in Äthiopien hat hingegen durchschnittlich 20 Liter Wasser pro Tag zur Verfügung (sogar weit darunter in ländlichen Regionen). Laut Empfehlung braucht ein Mensch täglich mindestens 50 Liter Wasser, um die Grundbedürfnisse zu decken und Krankheiten zu vermeiden. 1 S Reflektiere mögliche Auswirkungen des dramatischen Wassermangels für Menschen in Afrikas Trockengebieten. 2 W Diskutiert in der Klasse, wie man die Nutzung von Wasser verbessern kann. 171 Humanökologie Landwirtschaft: Lebensgrundlage einer Bevölkerung Österreich verfügte 2020 über ca. 1,3 Millionen Hektar Ackerland. Im Jahr 2019 wurden auf dieser Fläche 5,7 Mio. Tonnen Getreide geerntet. Das ist sogar etwas mehr, als für die Selbstversorgung der österreichischen Bevölkerung notwendig ist. Trotzdem hat sich in den letzten Jahrzehnten ein grundlegender Wandel vollzogen: 1990 exportierte Österreich über 1 Mio. Tonnen Getreide, v. a. hochwertigen Weizen, und führte im Gegenzug 22 000 Tonnen ein. 2014 hingegen betrug der Export1 1,3 Mio. Tonnen, der Import1 aber fast 2 Millionen Tonnen. Das hat nicht nur mit einer wachsenden Bevölkerung zu tun. Besonders Billigweizen aus Osteuropa wird zunehmend für die Treibstoffherstellung verwendet. Anders ist die Situation bei Fleischprodukten. Hier stellt Österreich seit Jahren wesentlich mehr her als für den Eigenbedarf nötig wäre. Daher wird ein großer Teil an andere Länder verkauft. Allerdings benötigen Tiere Futtermittel, weshalb insbesondere Soja in bedeutenden Mengen eingeführt wird. Die Sojabohnen werden beispielsweise in Brasilien angebaut – diese Flächen fehlen dort aber für die Erzeugung von Nahrungsmitteln für die lokale Bevölkerung (siehe S. 170). Zudem benötigt die Produktion von Fleisch wesentlich mehr Energie als die von pflanzlicher Nahrung, denn bei jeder Energieumwandlung geht nutzbare Energie verloren. Das geschieht auch bei der Gewinnung von Energie aus Nahrung. Ungefähr 6,3 kg Getreide an Futter sind nötig, um 1 kg Rindfleisch zu erzeugen. Bei Obst, Gemüse und Fisch liegt der Grad der Selbstversorgung2 nur zwischen 20 und 40%. Während es relativ einfach wäre, mehr Obst und Gemüse anzubauen, ist eine Ausweitung der Fischzucht nur eingeschränkt möglich. Der Verzehr von Fisch wird insbesondere wegen seines hohen Gehalts an Omega-3-Fettsäuren empfohlen. Leinsamen, Walnuss oder Rapsöl könnten jedoch einen Großteil dieses Bedarfs decken. Zurzeit essen allerdings zu viele Österreicherinnen und Österreicher zu viel Fleisch. Laut einer Wiener Forschungsgruppe reichten die Ackerflächen für diese Ernährungsweise nicht, wenn man keine Futtermittel mehr einführte. Hingegen wäre bei ausgewogener Ernährung eine komplette Selbstversorgung möglich. Nun muss man nicht ganz auf Fleisch verzichten – nur sollte es weniger sein. 1 Export/Import: Aus-/Einfuhr von Waren 2 Selbstversorgungsgrad: Anteil einer selbst hergestellten Ware in Bezug auf den Bedarf: Liegt er über 100%, produziert ein Land mehr als benötigt, liegt er unter 100%, muss diese Ware importiert werden. Österreich importiert Getreide, obwohl die eigene Produktion reichen würde Österreich war traditionell eine Agrar- und Forstnation Noch vor 150 Jahren arbeiteten drei Viertel der österreichischen Bevölkerung in der Landwirtschaft – heute sind es weniger als drei Prozent. Doch während 1970 eine Bäuerin oder ein Bauer vier Menschen ernährte, sind es aktuell 77. Die Produktivität der Landwirtschaft hat enorm zugenommen. Neben technischem und chemischem Fortschritt (siehe S. 168) trugen Flurbereinigung3, Entwässerungssysteme und der großflächige Anbau einiger weniger Hochertragssorten dazu bei. Zudem wurden Tiere gezüchtet, die wesentlich mehr Milch abgeben und schneller wachsen als früher. Die höhere Produktivität hatte aber ihren Preis: Die Zahl der Höfe nahm ab, gerade kleinere Betriebe waren nicht mehr wettbewerbsfähig. 3 Flurbereinigung: Zusammenlegung kleinerer Anbauflächen zu größeren Einheiten, zB durch Tausch oder Ankauf Jährlich geben zwei Prozent der Landwirte ihre Höfe auf. Von den Verbliebenen arbeitet die Hälfte im Nebenerwerb. Dennoch nutzt die Landwirtschaft noch immer einen großen Teil der Fläche Österreichs. Die flächenmäßig größte Bedeutung hat aber die Forstwirtschaft (kAbb. 5). Es gibt in Österreichs Wäldern 65 verschiedene Baumarten und insgesamt etwa 3,4 Milliarden Bäume, wobei etwa die Hälfte aller Bäume Fichten sind. Ein Bauer oder eine Bäuerin in Österreich ernährt heute 77 Menschen 45% 16% 17% 7% 10% 4% 1% Ackerland intensiv genutztes Grünland extensiv genutztes Grünland alpines Grasland Wein-/Obstbau Forstwirtschaft/ Wald sonstige Flächen (Gewässer, Bebauung, Ödland, Felsen etc.) Abb. 5: Flächennutzung in Österreich. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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