am Puls Biologie 5, Schulbuch

Aufgaben 168 Ernährung, Gesundheit, Sicherheit und Bildung beeinflussen die Zu- oder Abnahme der Bevölkerung Es ist noch gar nicht lange her, da lebten wesentlich weniger Menschen auf der Erde. Bei Christi Geburt waren es schätzungsweise 250 Millionen – etwa 3,5 Prozent der heutigen Zahl. Erst um 1800 wurde die Marke von einer Milliarde überschritten. Bis dahin vermehrte sich die Menschheit kaum. Dann aber ging es Schlag auf Schlag: 1930 lebten bereits zwei Milliarden, 1960 drei Milliarden Menschen – man spricht deshalb von einer Bevölkerungsexplosion. Wie konnte es dazu kommen? Auch in unseren Breiten bestimmte früher die Suche nach Nahrung das Leben der meisten Menschen. Hunger war weit verbreitet. Hunderttausende starben durch Seuchen und Kriege. Allzu viele hatten keinen Zugang zu sauberem Wasser. Die Lebenserwartung war gering, besonders die Säuglings- und Müttersterblichkeit waren hoch. Doch neue Techniken in Viehzucht und Ackerbau, die Bewirtschaftung größerer Flächen und der Einzug von Maschinen in Industrie und Agrarwirtschaft bewirkten eine starke Zunahme der Produktivität1 (kAbb. 3). Mineraldünger und chemische Schädlingsbekämpfung sorgten für weitere Produktionsschübe. Der Bau von Schienen und Straßen, verbunden mit der Entwicklung der Eisenbahn und des Dampfschiffs, später des Automobils, trug zu dieser Entwicklung bei. Nun konnten Waren schneller transportiert werden. All das verbesserte die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, Kleidung und anderen Gütern. Da allerdings viele Kleinbauern ihre Felder verloren, weil nur größere Flächen erfolgreich zu bewirtschaften waren, kam es vielerorts zu einer Landflucht, die noch heute anhält. In manchen Städten gab es aber zu wenig oder zu schlecht bezahlte Arbeit, weshalb sich dort Armutsviertel entwickelten. Dennoch hatte die zunehmend bessere Ernährung zur Folge, dass die Menschen älter wurden. Zudem erhöhten neue medizinische Erkenntnisse die Chancen auf Heilung bei einer Erkrankung. Verbesserte hygienische Bedingungen ließen die Säuglings- und Müttersterblichkeit sinken. Die Zahl der Menschen wuchs stetig. Ein weiterer Grund, der heute noch in vielen Ländern eine wichtige Rolle spielt, ist ganz anderer Natur: die Altersvorsorge. In Österreich existiert eine staatliche Absicherung: Wer aus dem Berufsleben ausscheidet, erhält Pension. Arbeitslose bekommen ebenfalls eine Unterstützung. Dort, wo das nicht der Fall ist, sind Kinder oft die einzige Hoffnung, im Alter oder Krankheitsfall versorgt zu werden. Der Wohlstand eines Landes spielt also eine erhebliche Rolle für die Bevölkerungsentwicklung. Auch das Familienbild einer Gesellschaft ist wichtig: Wenn Eltern finanziell gefördert werden, entscheiden sich möglicherweise mehr Paare für Nachwuchs. Ebenso spielt es eine Rolle, ob es Möglichkeiten der Kinderbertreuung bzw. Teilzeitarbeitsplätze gibt. Einer der wichtigsten Gründe für eine sinkende Geburtenrate ist das Wissen um Methoden der Familienplanung. Alle genannten Ursachen führten dazu, dass viele Paare in westlichen Gesellschaften oft erst spät oder gar keine Kinder bekommen. Das führt letztlich zur Abnahme der Bevölkerungszahl. 1 Produktivität: Menge hergestellter Güter pro Arbeiter oder geernteter Feldfrüchte pro Acker Erst seit etwas mehr als 200 Jahren nimmt die Weltbevölkerung so stark zu Reproduktion Die Zu- oder Abnahme der Bevölkerung in einem Land hängt von mehreren Faktoren ab, ua. dem Zugang zu Nahrungsmitteln, Medikamenten, gesichertem Einkommen und Bildung. Abb. 3: Neue Technologien erhöhen die Produktivität: Blick in eine Textilfabrik in Frankreich, Ende des 19. Jahrhunderts. 1 W Nenne mögliche Gründe, warum es so schwer ist, die Bevölkerungsentwicklung eines Landes genau vorherzuberechnen. 2 S Im obigen Text werden Maschinen, Dünger und Schädlingsbekämpfungsmittel eher positiv dargestellt. Welche negativen Folgen könnte deren Verwendung haben? Diskutiert in der Kleingruppe und erstellt eine Liste von begründeten Argumenten für und gegen deren Einsatz. Sammelt Beispiele für jedes Argument. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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