am Puls Biologie 5, Schulbuch

Aufgaben 155 Botanik Es geht auch ohne Sex: Ungeschlechtliche Vermehrung 1 W Viele Pflanzen werden durch den Wind bestäubt. Sie setzen enorme Mengen an Pollen frei. Manche Menschen sind gegen diese Pollen allergisch. In Abbildung 40 ist der Pollenflugkalender 2021 für Österreich abgebildet. Die Farben gelb und rot zeigen geringe und hohe Pollenbelastung an. Ermittle, welche Allergiker und Allergikerinnen im April des Jahres 2021 besonders zu leiden hatten. 2 W Erkläre Vor- und Nachteile von geschlechtlicher und ungeschlechtlicher Vermehrung. Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Purpurerle Erle Hasel Esche Birke Platane Gräser Pilzsporen Roggen Beifuß Ragweed Abb. 40: Pollenflugkalender Österreich, 2021. Die Bestäubung durch Pollen fremder Pflanzen der gleichen Art hat große Vorteile: Sie erhöht die genetische Vielfalt. Durch das Durchmischen des Erbmaterials verschiedener Eltern sind die Nachkommen mit einer einzigartigen Merkmalskombination ausgestattet. Dabei können Individuen entstehen, die für die Bedingungen in ihrem Lebensraum besser angepasst sind als andere. Beispielsweise sind viele Individuen der Acker- Schmalwand (kAbb. 38) in nördlichen Regionen besser an das kalte Klima angepasst als ihre südlichen Artgenossen. Sie produzieren eine Art Frostschutzmittel. Diese Eigenschaft ist irgendwann bei der Durchmischung des Erbmaterials durch sexuelle Fortpflanzung entstanden. Sollte es im Zuge des Klimawandels wärmer werden, wäre diese Eigenschaft aber kein Vorteil mehr – im Gegenteil: Sie stecken unnötig viel Energie in den Kälteschutz und wachsen langsamer als ihre südlichen Verwandten, die weniger Frostschutzmittel produzieren. Gerade in sehr kalten Regionen kann ungeschlechtliche Vermehrung jedoch von Vorteil sein. Sie vermindert die Abhängigkeit von der Bestäubung durch Insekten. Zudem ist das Risiko geringer, dass Nachkommen entstehen, die mit den harschen Lebensbedingungen nicht zurechtkommen. Das Ergebnis sexueller Fortpflanzung ist eben nicht vorhersehbar. Es gibt viele Samenpflanzen, die sich auch oder sogar fast ausschließlich ungeschlechtlich vermehren. Eine solche Pflanze kennst du sehr gut: die Erdbeere. Zwar bildet sie Blüten und Früchte und sorgt damit für genetische Vielfalt ihrer aus den Samen wachsenden Nachkommen, vor Ort verbreitet sie sich aber vor allem durch Ausläufer. Das sind Auswüchse des Sprosses, die über den Boden wachsen und in einiger Entfernung von der Mutterpflanze Wurzeln bilden (kAbb. 39). Erst, wenn die Tochterpflanze selbstständig leben kann, stirbt der Verbindungsspross ab. Mutter und Tochter sind Klone, denn sie haben dieselben Gene. Auf diese Weise kann die Erdbeere große Gebiete bedecken und die Konkurrenz durch andere Arten klein halten. Langsam wachsende Sämlinge von Rotbuche oder Kiefer, die die Erdbeeren später im wahrsten Sinne des Wortes in den Schatten stellen würden, haben da keine Chance! Wie erfolgreich ungeschlechtliche Vermehrung sein kann, siehst du am „Lieblingsunkraut“ vieler Gartenbesitzer: dem Giersch. Andererseits ist die ungeschlechtliche Vermehrung gerade bei vielen wirtschaftlich bedeutsamen Pflanzen interessant. Kartoffeln, Dahlien und Tulpen können durch ihre Knollen und Zwiebeln sortenrein verkauft werden: Da die genetische Ausstattung von Mutter- und Tochterpflanzen identisch ist, wissen Käuferinnen und Käufer, was sie bekommen. Ungeschlechtliche Vermehrung braucht keine Bestäuber Variabilität, Verwandtschaft, Geschichte und Evolution Sexuelle Vermehrung erhöht die genetische Variation (es entstehen neue Varianten eines Gens) – eine Voraussetzung für Evolution. Abb. 38: Acker-Schmalwand, wichtigster Modellorganismus der Pflanzenforschung. Sexuelle Vermehrung erleichtert Anpassungen. Reproduktion Viele Pflanzen können sich auch ungeschlechtlich vermehren. Abb. 39: Die Erdbeere kann sich ungeschlechtlich über Ausläufer vermehren. Mutterpflanze Tochterpflanzen Ausläufer Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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