am Puls Biologie 5, Schulbuch

153 Botanik 5.3 Auch Pflanzen haben Sex: Von der Blüte zu Samen und Frucht Wenn im Frühjahr in Japan die Kirschen blühen, feiert das ganze Land Hanami, das Kirschblütenfest. Diese Unmengen weißer oder rosafarbener zarter Blüten sehen nicht nur herrlich aus, Blüten haben eine wichtige Funktion. Blüten dienen der Fortpflanzung. Man kann ihre Bestandteile daher neben Wurzel, Spross und Laubblatt als eigene Organe betrachten. Wie im Tierreich gibt es Pflanzen, die männlich, weiblich oder beides sind. Im letzten Fall können beide Geschlechter in einer Blüte (zwittrig1) oder in verschiedenen Blüten vorkommen. Verwirrt? Schau dir eine Kirschblüte an (kAbb. 34). Eng am Stängel sitzen kleine grüne Blätter. Dies sind die Kelchblätter, die bei der Knospe die inneren Teile der Blüte schützen. Die weißen Kronblätter sollen Insekten anlocken. Lassen sich diese auf der Blüte nieder, wird Pollen an ihnen haften bleiben. Der wird in den Staubbeuteln der Staubblätter produziert. In jedem Pollenkorn gibt es zwei Zellen: eine „normale“ und eine männliche Zelle, die einem Spermium eines Mannes entspricht. Die Staubblätter sind die männlichen Geschlechtsorgane der Blüte. Die Kirschblüte hat in ihrer Mitte zusätzlich einen „Stempel“. Generell kann ein Stempel (Narbe + Griffel + Fruchtknoten) aus einem Fruchtblatt oder aus miteinander verwachsenen Fruchtblättern bestehen. Unten im Fruchtknoten enthält der Stempel die Samenanlagen mit den Eizellen (kAbb. 35). Diese entsprechen den Eizellen der Frau. Bringt das Insekt den Pollen einer Kirschblüte zum Stempel einer anderen, kommt es zur Bestäubung. Der Pollen keimt auf der Narbe aus, indem die „normale“ Pollenzelle einen Pollenschlauch bildet, der durch den Griffel zu den Samenanlagen wächst. Die Spermienzelle wandert in diesem Pollenschlauch bis zu einer Eizelle, die dann befruchtet wird. Daraus entsteht zunächst der Embryo, der von Nährgewebe (Endosperm) umgeben wird. Embryo und Nährgewebe bilden zusammen den Samen. Um ihn herum nimmt der Fruchtknoten Wasser und Zucker auf und bildet so das leckere Fruchtfleisch der Kirsche (kAbb. 35). Um die genetische Vielfalt zu erhöhen und das Risiko von Erbkrankheiten zu vermindern, unterbinden viele Pflanzen die Keimung des Pollens von eigenen Blüten oder dessen Pollenschlauchwachstum. Nur fremder Pollen (von anderen Individuen der selben Art) kann dann die Eizellen befruchten. 1 zwittrige Blüten: weibliche und männliche Geschlechtsorgane in einer Blüte Die geschlechtliche Fortpflanzung bei Pflanzen geschieht über die Befruchtung in den Blüten Struktur und Funktion Die verschiedenen Teile der Blüte sind Organe mit jeweils spezieller Funktion. Abb. 34: Blütenaufbau. Staubblätter (a) und Fruchtblätter (b) in den Blüten sind die Geschlechtsorgane der Kirschblüte. Kelchblatt Fruchtblatt Staubblatt Staubfaden Staubblatt Fruchtblatt Narbe Griffel Fruchtknoten Samenanlage und Eizelle Kirschblüte Staubbeutel Kronblatt Information und Kommunikation Die weißen Kronblätter sollen Insekten anlocken. Samenanlage Zellkern der Eizelle Fruchtfleisch äußere Fruchtschale innere Fruchtschale (Stein) Samen Fruchtknoten befruchtete Eizelle Zellkern einer Spermienzelle Pollenschlauch Griffel Narbe Pollenkorn Abb. 35: Aus der bestäubten Kirschblüte entwickeln sich nach der Befruchtung Same und Frucht. a b c d Nach der Bestäubung wachsen oft mehrere Pollenschläuche in Richtung der Samenanlage. Nur ein Pollenschlauch dringt bis zur Samenanlage vor. Die Eizelle wird durch den Zellkern der Spermienzelle befruchtet. Aus der befruchteten Eizelle und der Samenanlage bildet sich der Same. Der Fruchtknoten entwickelt sich unter Aufnahme von Zucker und Wasser zur Frucht. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=