am Puls Biologie 5, Schulbuch

Aufgaben 104 Methoden in der Praxis Diagnose und Behandlung von Laktoseintoleranz Was ist Laktoseintoleranz? Sicher kennst du jemanden, der an Laktoseintoleranz leidet – vielleicht bist du selbst betroffen. Menschen mit Laktoseintoleranz oder Milchzuckerunverträglichkeit können Milchzucker (Laktose) nicht oder nur schlecht verdauen. Unverdauter Michzucker gelangt in den Dickdarm, wo er von Darmbakterien aufgenommen und verarbeitet wird. Dabei entstehen Milchsäure, Methan und Wasserstoff, was zu Blähungen und Durchfall führt. Wie kommt es zur Unverträglichkeit? Laktose ist ein wichtiger Nährstoff in der Milch, die ja die alleinige Nahrung aller jungen Säugetiere ist. Demnach können auch alle gesunden neugeborenen Säugetiere – so auch wir Menschen – Milchzucker verdauen. Dies erfolgt durch das Enzym Laktase, welches das Disaccharid Laktose in zwei Einfachzucker spaltet. Wenn sich junge Tiere bzw. Menschen von Muttermilch auf andere Nahrung umgewöhnen, sinkt die Laktaseproduktion normalerweise auf unter ein Zehntel, da Milch in der Natur nicht auf dem Speiseplan von ausgewachsenen Tieren steht. Anders gesagt: Laktoseintoleranz ist ein natürlicher Zustand – wozu soll der Körper ständig ein Enzym produzieren, das nicht mehr gebraucht wird? Die Frage ist also vielmehr, warum gibt es Erwachsene, die nicht laktoseintolerant sind? Mit der Entwicklung der Milchwirtschaft waren Menschen mit „gestörter“ (sprich: ins Erwachsenenalter verlängerter) Laktaseproduktion plötzlich im Vorteil – die „Störung“ setzte sich durch, sie wurde vererbt. Du siehst: Nicht Laktoseintoleranz ist eine Störung, sondern eigentlich Laktosetoleranz! Das zeigt sich auch bei der globalen Verteilung laktoseintoleranter Menschen (kAbb. 37): In China und Südostasien verträgt praktisch niemand Laktose, weil es dort nie Milchwirtschaft gab! Wie wird Laktoseintoleranz diagnostiziert und behandelt? Da die Symptome von Laktoseunverträglichkeit recht allgemein sind, wird sie oft nicht erkannt. Wer ständig unter den oben genannten Symptomen leidet, kann durch einen einfachen Diättest leicht selbst überprüfen, ob sie oder er laktoseintolerant ist: Du ernährst dich einige Tage ohne Milchprodukte (und versteckte Laktose). Wenn die Symptome verschwinden, besteht Verdacht auf Laktoseintoleranz. Deutlicher wirkt ein so genannter Expositionstest: Nach längerem Verzicht auf Laktose trinkt man etwa 100g in Wasser gelösten Milchzucker. Wenn es einige Stunden danach zu den Symptomen kommt, liegt wahrscheinlich Laktoseintoleranz vor. Gewissheit schaffen Labortests wie ein Blutzuckertest (siehe S. 78): Wenn der Glukosespiegel nach der Laktoseaufnahme nicht steigt, wurde die Laktose nicht abgebaut – es besteht Laktoseintoleranz. Ebenso kann im Labor Wasserstoff (H2) in der ausgeatmeten Atemluft festgestellt werden, der entsteht, wenn nicht du, sondern die Darmbakterien Laktose verdauen. Wasserstoff in der Atemluft bestätigt also ebenfalls Laktoseintoleranz. Laktoseintoleranz ist nicht „heilbar“ (es handelt sich genau genommen ja auch um keine Erkrankung). Betroffene Menschen ernähren sich entweder laktosefrei, oder sie nehmen bei Mahlzeiten Laktasetabletten ein. So wird das fehlende Enzym mit der Nahrung zugeführt, die Laktose wird bereits im Magen zerlegt. Abb. 37: Weltweite Verteilung laktoseintoleranter Menschen. In China und weiten Teilen Afrikas und Südamerikas sind fast alle Menschen laktoseintolerant. 0-15% 15-30% 30-60% 60-80% 80-100% 1 E Führe eine Erhebung in deiner Klasse (oder in mehreren Klassen) durch: Berechne den Anteil laktoseintoleranter Menschen. Vergleiche mit den angegebenen Prozentzahlen in der Grafik für Mitteleuropa (kAbb. 37). Erörtere mögliche Unterschiede auch in Hinblick auf die Stichprobengröße. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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