sprachreif - Deutsch Oberstufe, Arbeitsheft

Ein Euphemismus ist eine Beschönigung oder verharmlosende Umschreibung für Tabus, für Dinge und Ereignisse, die man nicht gerne ausspricht. Euphemismen werden nicht nur in der Literatur, sondern auch im alltäglichen Leben verwendet. (Für Sterben gibt es etliche beschönigende Wörter und Redensarten: heimgehen, einschlafen, entschlafen, das Zeitliche segnen, seine letzte Reise antre­ ten, … ) Mit Hilfe von Euphemismen können auch Tatsachen verschleiert oder alltägliche Dinge aufgewertet werden. Wirkung: Euphemismen haben eine mildernde Wirkung aus Rücksicht auf die Gefühle der Leserinnen und Leser, können aber auch ironisch wirken oder das Erkennen von Sachver- halten erschweren. A9 Ersetzen Sie die Euphemismen durch geläufige nicht beschönigende Ausdrücke und klare Formulie- rungen. Vermeiden Sie derbe Ausdrücke. a. In dieser Boutique finden sowohl vollschlanke Damen als auch korpulente Herren die perfekte Kleidung für jeden Anlass. b. Mein Neffe führt einen landwirtschaftlichen Betrieb. c. Die anwaltlichen Beratungen waren sehr kostenintensiv. d. Aufgrund der Krise musste der Abteilungsleiter einige Angestellte freisetzen. e. Für die Reinigungsarbeiten in der Seniorenresidenz ist der Facility Manager zuständig. f. Die betagte Dame ist sanft entschlafen. g. Der Soldat ist 1945, kurz vor Ende des Krieges, gefallen. h. Onkel Klaus ist ein Mann in den besten Jahren. i. Das Haus hat ein rustikales Flair. j. Ihr neues Kleid sitzt nicht optimal und ist auch nicht vorteilhaft für ihre Figur. Texte analysieren A10 Ordnen Sie die im folgenden Zeitungsartikel unterstrichenen Stilmittel den unten angeführten zu und beschreiben Sie deren Wirkung auf die Leserin oder den Leser. 2 4 6 8 10 12 14 16 Leben auf Kosten der 1,6 Erden, die wir nicht haben Von Thomas Golsen | 13.08.2015 Warum die Menschheit nicht mehr kreditwürdig ist. Angenommen Sie fahren des Nachts alleine auf ei- ner Autobahn. Viele Kilometer liegen noch vor Ih- nen, da leuchtet eine Warnanzeige auf: Tank fast leer, Fahren auf Reserve, Stirnrunzeln. Was tun? Anhalten? Versuchen, die nächste Tankstelle zu er- reichen, auch wenn die geschlossen hat? Zu Fuß weitergehen? Oder Vogel Strauß an das Steuer las- sen und so weiterfahren, Ausfahrt unbekannt, aber im Eiltempo? Wären Sie für sich derart blindlings unvernünftig? Die Menschheit ist es grosso modo und entschied sich erneut ohne Arg für die letztgenannte Variante: Ab heute muss unser Planet für das restliche 2015 seine verbliebenen Reserven anzapfen. Freundlich danach gefragt hat niemand. Wir leben mehr denn je über die Limits unserer Heimaterde. Es ist „Welt­ erschöpfungstag“, heuer eine Woche früher als 2014. Die Menschheit vertilgt so viele Ressourcen, dass sie für das ganze Jahr 1,6 Erden bräuchte. Österreich gibt sich noch „ein bisschen“ gieriger: Hierzulande war der global faire Anteil am Planeten bereits am 26. April aufgebraucht, 2,5 Erden müss- ten es schon sein für uns. „Raum für alle hat die Erde“, schrieb Schiller, doch der kannte ja das 21. Jahrhundert nicht. Im Moment geht Jubel ob moderater Spritpreise um, da geht sich auch das Zweit- oder Drittauto aus. Gerade jetzt wollen immer mehr Menschen mit der eigenen Klimaanlage den Tropentagen eine kühle Stirn bieten. Einfach an das Stromnetz anstecken, was die Industrie an Neuem produziert – hochan- steckend! Seit Jahren fliegt man für eine Woche 18 20 22 24 26 28 30 32 93 Ausdruck und Stil Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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