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70 Städte als Lebensräume und ökonomische Zentren untersuchen 38 Segregation: sozialräumliche Differenzierung von Städten In jeder Stadt gibt es Wohngebiete für Reiche und Arme, für Einheimische und Zugewanderte, aber auch Geschäftsviertel oder Industrie- und Gewerbegebiete. Je stärker die räumliche Verteilung der Wohnstandorte einer sozialen Gruppe von der Verteilung der Gesamtbevölkerung abweicht, desto höher ist der Grad der Segregation. 1 Erklären Sie die sozialräumliche Entwicklung Wiens mithilfe von M1. 2 Werten Sie die Wohnsituation von Migrantinnen und Migranten aus (M2). Erläutern Sie die Probleme, die sich aus dieser Situation ergeben. { { 3 Erörtern Sie anhand von M3 Ursachen und mögliche Folgen der Ghettoisierung. Entwickeln Sie Vorschläge zur Verbesserung der Situation der Menschen in Chorweiler. } Städtische Gesellschaften unterliegen einem fortschreitenden demografischen und sozialen Wandel. Er zeigt sich europaweit in unterschiedlicher Ausprägung. Es existiert eine sozialräumliche Verschiedenheit, die sich durch die weitere Ausdifferenzierung der Gesellschaft vergrößert. Diese Entwicklungen zeigen sich in Wien etwa durch ein deutliches Bevölkerungswachstum aus Zuwanderung (Internationalisierung), einen fortschreitenden Alterungsprozess und eine zunehmende Ausdifferenzierung der Gesellschaft nach Lebensstilen. Diese sowie ökonomische Entwicklungen (Flexibilisierung der Arbeitswelt) spiegeln sich in der sozialräumlichen Verteilung von Bevölkerungsgruppen im Stadtraum wider. Trends der Segregation („Entmischung von Bevölkerungsgruppen“) und Gentrifikation („Aufwertung innenstadtnaher Wohngebiete“) rufen in Wien unterschiedliche Stadt(teil)strukturen hervor. Die Überlagerung von verschiedenen Milieus in Stadtteilen kann zu sozialen und gesellschaftlichen Spannungen führen. Dies geschieht vor allem in Gebieten, in denen sich benachteiligte Gruppen konzentrieren. Sie können sozio-ökonomisch benachteiligt sein oder nur lückenhaft ins Ge- sellschafts- und Sozialsystem integriert sein. Durch Konzentrationen können auch neue Nischen und Potenziale entstehen. Die deutlichsten Konzentrationen zeigen sich bei Zuwanderinnen und Zuwanderern aus der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien in den dicht bebauten Gründerzeitgebieten. Es besteht jedoch keine sich selbst verstärkende Tendenz. (https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/grundlagen/stadtforschung/sozialraum/segregation.html, abgerufen am 14. 2. 2016) M1 Entwicklung der urbanen Gesellschaft Die verfügbaren Einkommen ebenso wie die Zugangsmöglichkeiten zu Wohnraum beeinflussen die Chancen der Haushalte auf dem Wohnungsmarkt. Infolge des im Schnitt geringeren Einkommens und Vermögens leben Personen mit Migrationshintergrund in der Mehrheit in Mietwohnungen und wohnen etwas beengter und segregierter als die Stammbevölkerung Österreichs. Sie wohnen in stärkerem Ausmaß in urbanen Räumen, und hier häufiger in schlecht ausgestatteten Wohnungen bzw. in verkehrsbelasteten Wohnlagen oder wenig prestigeträchtigen Stadtvierteln. Der Wohnkostenanteil, also der Anteil des Haushaltseinkommens, der für Wohnkosten ausgegeben wird, ist bei im Ausland geborenen Personen überdurchschnittlich hoch. 2019 mussten rund 20 % der Gesamtbevölkerung, jedoch 39 % der Personen mit Geburtsort im Ausland mehr als ein Viertel ihres Haushaltseinkommens für Wohnkosten aufwenden. Im Gegensatz dazu entfiel bei nur rund 16 % der im Inland Geborenen mehr als ein Viertel des Haushaltseinkommens auf die Wohnkosten. 2019 bewohnten 2 % der Gesamtbevölkerung, jedoch rund 4 % der im Ausland geborenen Personen Wohnungen mit sehr schlechtem Wohnstandard. (https://www.bundeskanzleramt.gv.at/dam/jcr:d9b292a5-3457-4cff-aa80-58d92c46f3f8/stat_jahrbuch_migration_u_integration_2021.pdf, S.78, S. 80, abgerufen am 10.11. 2022) M2 Wohnverhältnisse und Segregation „Köln-Chorweiler ist ein trostloses Pflaster … Eine Trabantenstadt, ,künstlich erschaffen’, bestehend aus Hochhäusern, Wohnblocks und grauer Tristesse. Ein Abstellgleis für die, die aus der Gesellschaft ausgestoßen werden, für Arbeiterfamilien ohne höhere Bildung, für Migranten, die anderswo unerwünscht sind, für Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger. Schon die ersten Streifzüge lassen erkennen, dass dies ein Milieu ist, aus dem es kaum möglich ist, sich herauszukämpfen. Es handelt sich um Menschen, die niemand haben will, denen man – vermutlich aufgrund von Ressentiments und falsch verstandenen Wertvorstellungen – per se keine Chance gibt, und für die der Name ihres Wohnorts allein ein Stempel, eine Bürde ist, die ihnen viele Türen verschließt und mit der sie leben müssen … Chorweiler ist ein Ghetto.“ (Wustmann, Gerrit: Die Abgründe des Sozialen. In: Neue Rheinische Zeitung. Online-Flyer Nr. 178, 24.12. 2008, abgerufen am 14. 2. 2016) M3 „Aus einem deutschen Ghetto“ Themenbereich 19 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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