49 Demographische Entwicklung und gesellschaftspolitische Implikationen beurteilen 25 Bevölkerungsentwicklung Österreichs Die Demographie beschäftigt sich mit der Entwicklung der Bevölkerung, die auch für eine gesellschaftliche und ökonomische Veränderung in einem Land verantwortlich ist. Kann die Politik in Österreich die bestehende Entwicklung beeinflussen? 1 Beschreiben Sie den Aufbau der Bevölkerungspyramide von 2021 (M1). 2 Analysieren Sie, wie sich die Bevölkerung Österreichs von 2021 bis 2075 verändern wird (M1). Interpretieren Sie die Bevölkerungspyramiden hinsichtlich der gesellschaftlichen und ökonomischen Folgen für Österreich. " { 3 Arbeiten Sie die Indikatoren der Familienpolitik Frankreichs (M3) heraus. Vergleichen Sie diese mit der Situation in Österreich. 4 Interpretieren Sie die Karikatur M2 unter Berücksichtigung der Problemfelder der Pensionssicherung in Österreich. { } M1 Altersstruktur in Österreich 80 60 40 20 20 40 60 80 Alter Männer Frauen 90 80 70 60 50 40 30 20 10 2021 80 60 40 20 20 40 60 80 90 80 70 60 50 40 30 20 10 2040 80 60 40 20 20 40 60 80 90 80 70 60 50 40 30 20 10 Personen in 10 000 2075 M2 Karikatur (Jan Tomaschoff, 2022) Frauen in Frankreich bekommen seit Jahren die meisten Kinder im europäischen Vergleich. Alle anderen Länder hinken hinterher. Kinderkriegen wird in Frankreich nicht nur als Privatangelegenheit, sondern auch als gesellschaftliche Aufgabe angesehen. Das französische Sozialversicherungssystem wendet darum etwa vier Prozent des BIP für familienspezifische Ausgaben auf – einen der höchsten Prozentsätze weltweit. Auch wenn die Auswirkungen familienpolitischer Massnahmen auf die Geburtenrate kontrovers diskutiert werden, stimmen die meisten Demografen in der Annahme überein, dass die Familienpolitik eine wichtige Rolle bei der Geburtenentwicklung spielt. Demografen sprechen weltweit von der „französischen Ausnahme“: der ersten modernen Gesellschaft, die Frauen nicht vom Kinderkriegen abschreckt, sondern mit einer ständig weiterentwickelten Familienpolitik dazu ermutigt. Frankreich gilt als das Land mit kinderreichen Familien, deren Mütter trotzdem Karriere machen. Die Nation ist aufgrund der hohen Erwerbstätigenquote bei Frauen, insbesondere bei jungen Müttern, Vorbild in Europa. Über zwanzig Familienleistungen werden Familien je nach Konstellation und Einkommen gewährt. So erhalten beispielsweise alle Eltern mit mindestens zwei Kindern Kindergeld. Dessen Höhe ist seit 2015 einkommensabhängig. Daneben gibt es weitere Unterhaltsleistungen sowie Zulagen für die Versorgung von Kindern oder das geteilte Erziehungsgeld, das einem oder beiden Elternteilen ermöglicht, die Erwerbstätigkeit zu unterbrechen oder zu reduzieren. Zum umfassenden Angebot gehört auch der flächendeckende Ausbau ganztägiger Betreuungseinrichtungen für alle Kinder. So können Kinder und Jugendliche bis zur Matura ganztags betreut werden. In Kindergärten werden Kinder bereits im Alter von zwei bis drei Jahren den ganzen Tag kostenlos betreut, so dass ihre Eltern sich der Ausbildung, Arbeit oder Stellensuche widmen können. Zusätzlich kümmern sich hunderttausende staatlich anerkannte und fair bezahlte Tagesmütter ganztags um die Kinder. Eltern erhalten dafür einen Betreuungszuschuss, und ein grosser Teil der Betreuungskosten kann steuerlich geltend gemacht werden. Die staatliche Unterstützung ist aber nicht der alleinige Grund, warum die nach Deutschland einwohnerstärkste EU-Nation eine höhere Geburtenrate hat als andere Länder Europas. Das französische Modell der Familienpolitik sieht auch vor, dass Frauen wenige Monate nach der Geburt in den Beruf zurückkehren können – und zwar nicht wie in vielen anderen Ländern üblich vor allem in Teilzeit, sondern meist in Vollzeit. Das führt in Kombination mit einem gesetzlichen Mindestlohn dazu, dass mehr Frauen als in vielen anderen EU-Ländern über ein eigenes existenzsicherndes Einkommen und somit auch über eine eigenständige Alterssicherung verfügen. Auch die geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede sind in Frankreich mit 15,2 Prozent um einiges geringer als etwa in Deutschland (21,5 %) oder in der Schweiz (17%). Zudem sind auch in Führungspositionen mehr Frauen (43 %) vertreten als im europäischen Durchschnitt (25 %). (https://www.swisslife.ch/de/private/blog/darum-ist-kinder-kriegen-in-frankreich-so-attraktiv.html, 11. 9. 2018, gekürzt, abgerufen am 1. 6. 2022) M3 Die Geburtenrate ist in Europa nirgendwo höher als in Frankreich. Themenbereich 13 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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