global 7. Geographie und Wirtschaftskunde, Arbeitsheft

Unternehmen und Berufsfelder analysieren 59 Zu den Schulbuchseiten 134/135 Die Geschäftsidee wird zum Businessplan 1 Vor über zehn Jahren hat Mathias Knees im Hamburger Schanzenviertel das Lokal „Die Herren Simpel“ gegründet, eine Art Café-Bar, ein etablierter, aber immer noch trendiger Treffpunkt für Hamburgerinnen und Hamburger und Touristinnen und Touristen. Damals ließ er seinen Businessplan von einem Gründungsberater checken. Im Interview blickt er auf diese Zeit zurück. Begründen Sie, ob Herr Knees den Eindruck hat, dass ihm der Businessplan etwas gebracht und den Erfolg der Gründung unterstützt hat. Erklären Sie, was er durch den Businessplan über die Planung im Bereich Marketing gelernt hat. Erläutern Sie, wer außer ihm selbst noch Interesse an seinem Businessplan hatte und warum. { Interviewer: Die meisten Gastronomen motzen ja über den Businessplan-Zwang für eine Bankfinanzierung. Wie siehst du das nach all den Jahren? Mathias Knees: Natürlich hat es geholfen, einen Businessplan für unsere Bar zu schreiben. Aus vielerlei Gründen: Zum Beispiel auch, um meinen Partner richtig kennen zu lernen. Schon damals gab es Uneinigkeiten, später haben wir uns getrennt. Damals konnten wir uns nicht einigen, wie exakt die Kalkulationen sein sollten. Er hat alles über den dicken Daumen gepeilt, ich wollte es genauer. Und die Jahre haben mich gelehrt, eher noch mehr Sorgfalt zu üben. Interviewer: Gib mal ein Beispiel? Mathias Knees: Früher habe ich mir eine neue Suppe ausgedacht, sie auf die Karte gedruckt und dann irgendwann gemerkt, dass sie nicht gekauft wird oder nicht kostendeckend ist. Heute gehe ich von Anfang an mit Sorgfalt dran: Ich frage mich, ob die Suppe zum Laden passt, zu unseren Gästen, zur Gegend. Dann finde ich ein Rezept und einen Namen, der das transportiert und nicht verwechselbar ist mit den anderen Läden hier. Erst danach setze ich sie auf eine Einlegkarte und bewerte nach drei Monaten, ob sie in den Standardbetrieb aufgenommen wird. Interviewer: Über wenig Wettbewerb kannst du ja wirklich nicht klagen? Mathias Knees: Ja, und darauf muss ich auch reagieren. So machen wir zum Beispiel mittlerweile kein Frühstück mehr, weil das hier auf der Schanze genügend andere machen. Interviewer: Hast du sonst noch Erinnerungen an den Businessplan für deine Bar, die anderen GastronomieGründern vielleicht weiterhelfen könnten? Mathias Knees: Es war ziemlich anstrengend, aber auch ziemlich lohnend. Mit dem Teil „Investitionen und Baukosten“ unseres Businessplans haben wir uns damals sehr viel Mühe gemacht und gut recherchiert. Dieser Teil hat dann auch besonders gut funktioniert, und wir sind im Kostenplan geblieben. Auch der spätere Plan-Ist-Vergleich hat uns viel gebracht. Interviewer: Habt ihr das tatsächlich gemacht? Nach der Gründung die Ist-Zahlen eures Barbetriebs mit den Plan-Zahlen eures Businessplans verglichen? Das ist ja vorbildlich. Mathias Knees: Haben wir – allerdings mit Druck von der Bank. Aber das war sinnvoll. Wir merkten im ersten halben Jahr, dass es nicht reicht. Dann haben wir Gas gegeben, und es ging wieder. Irgendwann lief es wieder schlechter. Wir haben optimiert, und seitdem läuft es eigentlich dauerhaft gut. Wir haben natürlich ständig Neues ausprobiert, bis heute. Aber jetzt machen wir das systematisch. Interviewer: Welche Erfahrungen hast du bei der Gründung deiner Bar denn sonst noch gemacht, die wir anderen Gastronomen für ihre Gründung mitgeben könnten? Mathias Knees: Mit Brauereien verhandle ich härter. Ich mache möglichst nur Jahresverträge, und wenn länger, dann sehr gezielt. Vor vier Jahren beispielsweise habe ich renoviert und mit der Brauerei verhandelt. Gegen einen anständigen Werbekostenzuschuss (WKZ) haben wir einen Dreijahresvertrag gemacht. Jetzt überlege ich, meinen Wintergarten zu renovieren. Da würde ich dann ähnlich vorgehen. Als Gründer musst du dir sehr genau überlegen, ob du die verhandelten Zahlen auch schaffst. Das ist ganz wichtig für Gründer. Interviewer: Schlechte Erfahrungen gemacht? Mathias Knees: Wir nicht, aber einige Bekannte. Große Spirituosen-Konzerne erzählen Gründern gerne mal: „Verkauf doch mal so und so viel Rum oder Wodka, dann bekommst du diesen tollen Werbekostenzuschuss.“ Wenn man das dann nicht erfüllt, muss man den Werbekostenzuschuss zurückzahlen. Und der ist natürlich längst ausgegeben. Interviewer: Verrate uns noch: Wie geht es weiter mit dir und deinem Laden? Mathias Knees: „Die Herren Simpel“ – das ist mein Ding. Einen weiteren Laden möchte ich aktuell nicht – keine Lust zu. Im Businessplan steht die Umwandlung in eine GmbH. Das will ich immer noch, ist mir aber noch zu teuer. Den Wintergarten vergrößern, das ist mein nächstes Projekt. Am Wochenende ist es hier zu voll. (https://Interviewer.de/gruenderstories/businessplanfuer-eine-bar/, gekürzt und redigiert, abgerufen am 24. 4. 2017) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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