global 5. Geographie und Wirtschaftskunde, Arbeitsheft

Bevölkerung und Gesellschaft diskutieren  39 Zu den Schulbuchseiten 82/83 Gewalt gegen Frauen in Afrika Gewalt, Zwangsheirat und Prostitution gehören vor allem im Norden des Kontinents zum Alltag Die Berichte sind erschreckend. Genitalverstümmelung, häusliche Gewalt, Zwangsheirat und Prostitution gehören für viele Frauen vor allem im Norden Afrikas zum un­ erträglichen Alltag. Vertreterinnen von Frauen- und Men­ schenrechtsorganisationen aus 20 arabischen und musli­ mischen Ländern machten am 5. und 6. September auf Einladung der Marokkanischen Menschenrechtsorgani­ sation OMDH und der jordanischen Gruppierung „Frauen gegen Gewalt“ in Casablanca auf dem „Internationalen Kongress über Gewalt gegen Frauen“ auf die Situation in ihren Gesellschaften aufmerksam. „Sechs Millionen marokkanische Frauen leiden unter Ge­ walt“, beschreibt die marokkanische Frauenministerin Bassima Hakkaoui die Lage in ihrem Land. Damit ist mehr als ein Drittel der Marokkanerinnen ständig männlicher Gewalt ausgesetzt. 55 Prozent der Übergriffe würden vom Ehepartner verübt. Ein Gesetzesentwurf, der physische und psychische Gewalt gegen Frauen auch in der Ehe unter Strafe stellen soll, liegt seit 2010 dem marokkani­ schen Parlament vor. Abgestimmt wurde darüber bis heute nicht. Mehrere marokkanische Frauenrechtlerinnen klagten die Praxis an, junge Frauen unter Zwang zu verheiraten. Die­ ses Thema sorgte in Marokko für öffentliches Aufsehen und Proteste, nachdem sich am 10. März diesen Jahres die 16 Jahre junge Amina el-Filali mit Rattengift das Leben genommen hatte, um der arrangierten Hochzeit mit ei­ nem zehn Jahre älteren Mann zu entgehen. Der künftige Ehemann war zugleich Aminas Vergewalti­ ger. Als sie gerade einmal 15 Jahre alt war, hatte sie der Mann aus der Nachbarschaft mit einem Messer in der Hand zum Geschlechtsverkehr gezwungen. Er entkam der hohen Haftstrafe dank eines Artikels des marokkanischen Strafgesetzbuches, der eine Einigung zwischen der Fami­ lie des minderjährigen Opfers und des Täters vorsieht. Um die Ehre der Familie zu wahren, wurde Anima so mit Mustapha verheiratet. In den anderen Ländern sieht es nicht viel besser aus. In Mauretanien werden sieben von zehn Frauen beschnitten. Die Genitalverstümmelung sei „die schlimmste Form der Gewalt gegen Frauen“, erklärte die mauretanische Sozio­ login Aicha Bah Bah. Sie klagte außerdem die Praxis an, junge Mädchen zu zwingen, fetthaltige Nahrung zu sich zu nehmen, um dick zu werden. Das entspreche dem mau­ retanischen Schönheitsideal. „So können sie bereits mit zehn oder elf Jahren verheiratet werden“, fügte Bah Bah hinzu. In der Ehe dann erwartet viele Frauen täglich Prü­ gel. „In manchen Regionen besteht der Brauch, Neuver­ mählten eine Peitsche zu schenken“, berichtet die Forsche­ rin. Wer seine Frau ordentlich beschütze, schlage sie, so die Tradition. „In den letzten Jahren wandern immer mehr Frauen aus Afrika Richtung Europa aus“, berichtete eine Teilnehmerin aus Mali. Dies sei ein verzweifelter Versuch, sich der männlichen Gewalt zu Hause zu entziehen. „Manche von ihnen sehen sich dann gezwungen, als Prostituierte zu arbeiten“, sagt sie. (http://derstandard.at/1345166567812/Die-Hoelle-auf-­ Erden-fuer-Afrikas-Frauen, Reiner Wandler, 8. 9. 2012, abge- rufen am 27.1. 2017) M1 Die Hölle auf Erden für Afrikas Frauen Sexualisierte Gewalt in Konflikten Sexualisierte Gewalt in Konflikten ist eine schwere Ge­ walttat der heutigen Zeit, die Millionen von Menschen betrifft – vornehmlich Frauen und Mädchen. Sie wird oft bewusst als weitreichende Strategie von bewaffneten Gruppen eingesetzt, um Gegner zu demütigen, die Bevöl­ kerung in Angst und Schrecken zu versetzen und die Ge­ sellschaft zu zerstören. Frauen und Mädchen werden auch von denjenigen sexuell ausgebeutet, die sie in den Kon­ flikten beschützen sollen. Von Großmütttern bis zu Klein­ kindern fallen immer wieder Frauen gewalttätigen sexuel­ len Angriffen durch Soldaten und Rebellen zum Opfer. Vergewaltigungen sind seit langer Zeit eine Kriegstaktik. In jedem Krieg wird in und nach bewaffneten Konflikten Gewalt gegen Frauen angewendet. In der Demokratischen Republik Kongo werden jeden Monat 1100 Vergewaltigungen verzeichnet. Durchschnitt­ lich werden jeden Tag 36 Frauen und Mädchen vergewal­ tigt. Seit Beginn des bewaffneten Konflikts sind schät­ zungsweise 200 000 Frauen Opfer sexualisierter Gewalt geworden. Vergewaltigungen und sexualisierte Gewalttaten an Frau­ en und Mädchen sind in der sudanesischen Konfliktregion Darfur weit verbreitet. Während des Völkermords in Ruanda (1994) wurden 250 000 bis 500 000 Frauen vergewaltigt. Sexualisierte Gewalt war auch während des 14-jährigen Bürgerkriegs in Liberia charakteristisch. (http://www.unric.org/de/pressemitteilungen/26167-gewalt-gegen-frauen-die-fakten, abgerufen am 27.1. 2017) M2 Sexualisierte Gewalt gegen Frauen in Afrika 1 Fassen Sie die beiden Texte mit eigenen Worten zusammen. Untersuchen Sie, weshalb Frauen zB in Marokko in einem so hohen Ausmaß häuslicher Gewalt ausgesetzt sind. Erklären Sie die Gründe für sexuelle Gewalt in Konflikten. Über­ legen Sie – gemeinsam mit Ihren Mitschülerinnen und Mitschülern – was Sie dazu beitragen könnten, die Situation der Frauen in Afrika entscheidend zu verbessern. } Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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