global 5. Geographie und Wirtschaftskunde, Arbeitsheft

Bevölkerung und Gesellschaft diskutieren 32 Mehr oder weniger Kinder? Die „schwarzen“ Kinder Chinas „Schwarze“ Kinder – so werden in China Kinder genannt, die eigentlich gar nicht existieren dürften. Jahrzehntelang galten Millionen von Zweit- und Drittgeborenen wegen der chinesischen Ein-Kind-Politik als illegal. Sie dürfen nicht in die Schule, nicht arbeiten, nicht heiraten und sind nicht versichert. Im Oktober letzten Jahres hat das Zent­ ralkomitee der kommunistischen Partei Chinas (KPCh) angekündigt, die Ein-Kind-Politik abzuschaffen. Seit Januar gehört die strenge Familienpolitik nun der Vergangenheit an. Für die Betroffenen hat sich damit aber bisher kaum etwas geändert. Wang Youyou könnte ein ganz normaler vierjähriger Junge sein – doch er darf es nicht. Youyou ist Zweitgeborener, das heißt in China: Er existiert nicht, zumindest nicht offiziell. Die Chinesen nennen sie „Heihaizi“, im Sinne von „im Verborgenen geblieben“: Youyou gilt als illegal. Er darf nicht bei seiner Familie in Peking leben, nicht mit ihr gese­ hen werden, Treffen finden heimlich statt. Daher lebt der Vierjährige bei seinen Großeltern auf dem Land – das ist ungefährlicher für ihn und seine Familie. Denn sonst dro­ hen seinen Eltern hohe Strafen: 370 000 Yuan, umgerech­ net fast 53 000 Euro. In China sind das zwei Jahresgehälter, eine horrende Summe, die die Familie nicht aufbringen kann. Einzige Lösung: Der kleine Junge muss versteckt werden. Wie viele dieses Schicksal teilen, ist unklar, doch es dürf­ ten Millionen sein. Chinas jüngste Volkszählung im Jahr 2010 ergab, dass 13 Millionen Chinesen nicht staatlich registriert sind. Darunter hauptsächlich „schwarze“ Kin­ der. Sie alle sind Opfer der Jahrzehnte andauernden Ein-Kind-Politik der Volksrepublik. Nach einem explosions­ artigen Anstieg der Einwohner ab 1949 sollte das Bevölke­ rungswachstum gebremst werden, um so Hungersnöte zu verhindern und wirtschaftliche Fortschritte zu ermög­ lichen. Das Gesetz, das 1979/1980 in Kraft trat, sieht vor, dass eine Familie nur ein Kind haben darf. Weiteren Kin­ dern wurde der Eintrag in das Melderegister versagt. Doch der Eintrag in der sogenannten Hukou ist Voraus­ setzung für einen Platz in der Schule, Anmeldung bei der Krankenversicherung und für andere sozialen Leistungen. Bislang konnten solche Familien ihren Kindern nur durch Zahlung von Bestechungsgeldern oder „Sondergebühren“ einen Schulplatz sichern. Für Personen ohne Hukuo, wie Youyou, ist es unmöglich, ein Bankkonto zu eröffnen oder eine reguläre Anstellung zu finden. (…) Derzeit zeichnet sich trotz der Aufhebung der Ein-Kind-­ Politik in China noch kein Babyboom ab, viele Frauen schrecken aufgrund der hohen Kosten und der teuren Berufsausbildung vor einem zweiten Kind zurück. Bereits lebende Kinder wie Youyou hoffen nun auf ein „normales“ Leben. Immerhin wohnt der Vierjährige mittlerweile zu Hause, bei seinen Eltern und seiner Schwester. Doch auch mehr als zwei Monate nach der Entscheidung über die Zwei-Kind-Politik reagieren die Behörden nicht auf die Anfrage von Youyous Familie, endlich offiziell anerkannt zu werden. Solange bleibt sein Rechtsstatus weiter im Unklaren, wie auch die Frage nach einer Strafzahlung. Auch wenn das geschieht, wird niemand Youyou die Zeit ohne seine Familie zurückgeben können. (https://www.zdf.de/politik/auslandsjournal/auslands­ journal-chinas-schwarze-kinder-100.html, Catrin Busch, 17. 2. 2016, abgerufen am 10.1. 2017) M1 Opfer der Ein-Kind-Politik 1 Stellen Sie anhand von M1 die derzeitige Situation von illegal geborenen Kindern in China dar. 2 Führen Sie eine Pro- und Contra-Diskussion in der Klasse: Ein-Kind-Politik ja oder nein? Beziehen Sie in Ihre Diskussion auch den Verfassertext sowie die Materialien aus dem Schülerbuch S.72 mit ein. Notieren Sie Ihre Argumente. Pro Contra " } Nur zu Prüfz ecken – Eigentum des Verlags öbv

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