global 8. Geographie und Wirtschaftskunde, Schülerbuch

64 Neokolonialismus und neue Weltwirtschaftsordnung Was ist Neokolonialismus? Der Begriff des Neokolonialismus, der von manchen politischen Gruppierungen gebraucht wird, unterstellt, dass Regierungen und Unternehmen der reichen Industriestaaten – vor allem der USA, der EU und zunehmend auch der VR China – sich die Kontrolle über Ressourcen, Finanz- und Warenmärkte der ärmeren Länder zu sichern versuchen. Als „Tools“ dieses Systems dienen demnach zB Entscheidungen über die Vergabe bzw. Nichtvergabe von Krediten oder die Gewährung von Schuldennachlässen, wobei hier besonders kritisch die Tätigkeiten des IWF, der Weltbank und der Welthandelsorganisation gesehen werden. Ein Vorwurf an IWF und Weltbank lautet beispielsweise, dass Staaten von dieKompetenzorientiertes Lernziel Ursachen und Auswirkungen sozialer und ökonomischer Disparitäten auf globaler Ebene beurteilen Ein wirtschaftlicher Prozess • Waren-, Kapital- und Informationsströme Ein politischer Prozess • Ausbreitung des Freihandels • Öffnung der Grenzen Ein technischer Prozess • Immer mehr, immer schneller; eine Transport- und Kommunikations- revolution Ein sozio-kultureller Prozess • Wanderungsströme • Entwicklung einer Weltkultur Globalisierung M1 Aspekte von Globalisierung sen Organisationen gezwungen werden, Maßnahmen zu ergreifen und umzusetzen, die den Interessen der reichen Staaten entsprechen, aber wenig bis gar nicht Rücksicht nehmen auf die Entwicklung der betroffenen Volkswirtschaften – häufig mit dem Ergebnis, dass die Armut der Bevölkerung sogar noch zunimmt. Weiters wird betont, dass die Investitionen multinationaler Konzerne nur wenigen Personen im Zielland Profite verschaffen, während die Bevölkerungsmehrheit aus verschiedensten Gründen keinen Nutzen daraus zieht. Im Gegenteil: International agierende Konzerne nutzen die niedrigen Löhne und Sozialstandards und verursachen mitunter darüber hinaus auch noch großen ökologischen Schaden, wie zB die Auswirkungen der Erdölförderung in Nigeria, die Abholzung der tropischen Regenwälder zur Gewinnung von Edelhölzern, die Förderung von Bodenschätzen, die Lagerung von Giftmüll usw. Während nun diese Länder als Reservoir für billige Arbeitskräfte und Rohstoffe benutzt werden, verhindert man gleichzeitig eine nachhaltige Entwicklung und den Zugang zu modernen Technologien und Produktionsmethoden. Weiters gilt auch die Installation und Unterstützung von Regimen als Neokolonialismus, darunter Diktaturen in Afrika oder Lateinamerika, die primär den Interessen der Multis dienen. Das Drama eines unkontrollierten Wirtschaftswachstums, das eine neue Weltordnung mit sich bringt Die Logik von Handel und Kapital hat die träge Politik überwältigt und eine Epoche der Umgestaltung im sozialen Bereich eingeläutet. (…) Alte Wahrheiten über die Rangordnung der Länder werden angezweifelt, und nach und nach bildet sich eine neue Weltkarte. (…) Alles scheint neu und gleichzeitig fremd zu sein, nichts ist gewiss. (…) Die Vergangenheit wird auf den Kopf gestellt, und mit dem sagenhaften neuen Wohlstand werden neue soziale Werte geschaffen. (…) Menschen und soziale Gemeinschaften, selbst ganze Länder stellen fest, dass sie die Kontrolle über ihr Schicksal verlieren. Das große Paradoxon dieser wirtschaftlichen Revolution besteht darin, dass ihre neuen Technologien Menschen und Ländern den plötzlichen Sprung in die Moderne ermöglichen, während sie gleichzeitig das erneute Aufkommen einst verbotener Grausamkeiten fördern. Inmitten all des Neuen beginnt plötzlich wieder die Ausbeutung des Schwachen durch die Starken. (…) Das Kapital hat Flügel bekommen. Die Migration der Produktion und der Menschen. (Greider, William: Endstation Globalisierung: Neue Wege in eine Welt ohne Grenzen, 1999) M2 Auswirkungen der neuen Weltwirtschaftsordnung M3 Umweltverschmutzung durch Erdölförderung in Nigeria (Foto 2017) M4 Kinderarbeit in einer Goldmine in Ghana (Foto 2016) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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