54 Von der sozialen Marktwirtschaft zur ökosozialen Marktwirtschaft Welche Überlegungen stehen im Zentrum der ökosozialen Marktwirtschaft? Der Club of Rome ist ein Zusammenschluss von Expertinnen und Experten, die sich für eine nachhaltige Entwicklung der Menschheit einsetzen. Vor über 40 Jahren hat der erste Bericht des Club of Rome in allgemein verständlicher Weise darauf aufmerksam gemacht, dass der Umgang des Menschen mit der Natur in der momentan gehandhabten Weise zur Zerstörung der Lebensgrundlagen des Menschen führen muss. Diese Entwicklung hat sich seither weiter verschärft, wie M1 in bedrückender Weise veranschaulicht. Diese Fakten machen deutlich, dass es für die Zukunft der Menschen auf dieser Erde nur zwei Optionen gibt: Entweder die Rückkehr zu einem Wachstum innerhalb der natürlichen Grenzen, also zu einer Lebensweise, die dem Prinzip der Nachhaltigkeit entspricht, oder es kommt in absehbarer Zeit wegen der Zerstörung der Lebensgrundlagen zu einer katastrophalen Entwicklung für große Teile der Menschheit. Die für Politik und Wirtschaft entscheidende Frage ist aber, wie man von dieser Einsicht zum konkreten Handeln gelangt bzw. wie das dichte Geflecht von Widerständen überwunden werden kann. Die Grundidee der ökosozialen Marktwirtschaft besteht darin, den Produktionsfaktor Natur in das marktwirtschaftliche Preissystem zu integrieren – nach dem Motto: „Umweltschutz muss sich lohnen, Umweltzerstörung muss unwirtschaftlich gemacht werden, damit die Dynamik des Marktes für den Schutz der Umwelt mobilisiert werden kann.“ Das Ziel, die Markwirtschaft nachhaltiger zu gestalten, soll mit einer Reihe von Maßnahmen schrittweise erreicht werden (M2). Das Konzept der ökosozialen Marktwirtschaft ist ein wirkungsvolles Instrument, damit das Ziel des Umstiegs auf eine nachhaltige Gesellschaft durch Mobilisierung des Eigeninteresses der Menschen rascher und vor allem humaner erreicht werden kann. Erweiterung der sozialen Marktwirtschaft um folgende Aspekte: Soziale Marktwirtschaft Ökosoziale Marktwirtschaft • Ökologischer Umbau des Steuersystems höhere Besteuerung von nicht erneuerbaren Energien (zB Erdöl, Erdgas), Förderung von erneuerbaren Energien (zB Wasserkraft, Sonne, Wind) • Gebote und Verbote, wo der Markt versagt zB Produktdeklaration (Gebot), Verbot von Problemstoffen • Sozial- und Umweltstandards für fairen Wettbewerb zB Fair-Trade-Produkte • Berücksichtigung der externen Kosten in den Marktpreisen Vermeidung von Ökodumping, Ausgabe von Emissionszertifikaten M2 Mit Hilfe welcher Maßnahmen kann die Marktwirtschaft nachhaltiger gestaltet werden? Kompetenzorientiertes Lernziel unterschiedliche Wirtschafts- und Regierungsmodelle vergleichen Bedrohungen der Umwelt – Beispiele Klimawandel und Naturkatastrophen: Die Häufigkeit großer Naturkatastrophen hat sich seit den Sechzigerjahren mehr als verdoppelt, die darauf zurückführenden Schäden sind auf das Siebenfache und die versicherten Schäden auf das Vierzehnfache angestiegen. Die Klimaforschung geht davon aus, dass die fortschreitende Erwärmung der Erdatmosphäre in den nächsten Jahrzehnten zu einem vermehrten Auftreten von Stürmen, Überschwemmungen und Dürren führen wird. Zerstörung von Wäldern: Im Verlauf der Menschheitsgeschichte hat sich die Waldfläche von sechs Mrd. ha auf knapp vier Mrd. ha verringert. Die Zerstörung von Wäldern schreitet in alarmierendem Tempo voran. Nach der von der FAO im Fünf-Jahres-Rhythmus durchgeführten Erfassung globaler Waldflächen gingen zwischen 2000 und 2010 jährlich durchschnittlich ca. 13 Mio. ha Wald verloren – vor allem durch die Umwandlung tropischer Wälder in Ackerland. Wasserkrise: Cirka 700 Mio. Menschen in insgesamt 43 Ländern leiden unter Wassermangel. Diese Zahl wird bis 2025 – angetrieben durch Bevölkerungswachstum und Klimawandel – voraussichtlich auf 1,8 Mrd. ansteigen, große Teile der Weltbevölkerung werden dann in Gebieten mit Wasserknappheit oder Wassermangel leben. (Der neue Fischer Weltalmanach 2016, Zahlen Daten Fakten, gekürzt) M1 Umweltbedrohungen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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