global 8. Geographie und Wirtschaftskunde, Schülerbuch

44 Positionierungsmöglichkeiten von Unternehmen und Regionen in einer globalen Wirtschaft (WIKU) Aus welchen Gründen entscheiden sich Unternehmen für eine Internationalisierung? In Österreich ist etwa jeder fünfte Arbeitsplatz vom Export abhängig. Diese Zahl verdeutlicht sehr eindrucksvoll, wie wichtig der internationale Austausch für Österreich ist. Aber nicht nur in Österreich, sondern weltweit sehen sich Unternehmen und Regionen mit den Chancen, aber auch den Herausforderungen der zunehmenden Verflechtung der Weltwirtschaft konfrontiert. Unternehmen können sich aus sehr unterschiedlichen Gründen für eine internationale Ausrichtung entscheiden, wie die folgende Auflistung zeigt: • Unternehmen nutzen Standortvorteile im Ausland (Verbesserung der Kostensituation, günstigere Löhne, Rohstoffe, Grundstücke im Ausland) • Erschließung neuer Märkte auf Grund der Sättigung des inländischen Marktes • Risikostreuung durch Einbeziehung zusätzlicher Märkte • bessere Auslastung vorhandener Produktionskapazitäten • Verbesserung der Markt- und Kundennähe (Service) • Zugriff auf fremdes Know-How • Absicherung von Währungsrisiken (Abrechnung in Landeswährung) • Umgehung protektionistischer Handelsbeschränkungen (zB Zölle) Auch für österreichische Unternehmen ist die Internationalisierung ein großes Thema (M1). Welche Arten von Internationalisierung gibt es? Nach Hofstede (2001) können folgende Arten der Internationalisierung unterschieden werden: • Gründung eines Tochterunternehmens im Ausland • Übernahme im Ausland: Ein inländisches Unternehmen wird in seiner Gesamtheit von einem ausländischen Käufer aufgekauft. Beispiel: Im Jahr 1996 kaufte die deutsche REWE Gruppe die vom Österreicher Karl Wlaschek gegründete BILLA-Gruppe, bestehend aus BILLA, Merkur und BIPA. • Internationale Fusion: Zusammenschluss von mehreren Unternehmen Beispiel: Im März 2018 verkündeten die beiden Autoproduzenten Nissan (Japan) und Renault (Frankreich) ihre geplante Fusion. • Joint-Venture: Aufbau eines gemeinschaftlichen Unternehmens durch zwei oder mehrere Partnerinnen oder Partner. • Zusammenarbeit mit einer ausländischen Partnerin oder einem ausländischen Partner für eine begrenzte Zeit: Die beteiligten Unternehmen arbeiten bei bestimmten Produkten oder auf bestimmten Märkten zum wechselseitigen Nutzen zusammen. Vor welchen Herausforderungen stehen Unternehmen und Regionen im Zuge der Globalisierung? Die größte Herausforderung – vor allem für die Industriestaaten – stellt der verschärfte Wettbewerbsdruck auf Grund der größeren Anzahl an Mitbewerberinnen und Mitbewerbern sowie unterschiedlicher Produktionskosten in den einzelnen Ländern dar (= Preiskampf). Der härtere internationale Wettbewerb trifft besonders Unternehmen, die im Bereich der Industriegütererzeugung tätig sind. Weiters gelten in den Ländern unterschiedliche politische, rechtliche, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rahmenbedingungen, die beachtet werden müssen. Jedes siebente Unternehmen plant Auslagerung von Jobs 15 Prozent der heimischen Industrieunternehmen geben an, in den kommenden fünf Jahren Teile ihrer Produktion ins Ausland verlagern zu wollen. Das geht aus einer Befragung des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) unter 300 großen Industriefirmen hervor. Im Zentrum der Verlagerungspläne steht die Fertigung. Bei anderen Bereichen, etwa Finanzen, Kundendienst und Wartung oder Entwicklung und Forschung, denken weniger als fünf Prozent an Auslagerungen. Grund für die angedachten Verlagerungen im produzierenden Bereich sind nicht nur die geringeren Löhne im Ausland. Unternehmen ersetzen Exporte durch Fertigung in den Zielländern. Diese offensive Verlagerung führt oft dazu, dass in Österreich neue Jobs entstehen, etwa bei Forschung und Entwicklung oder der Fertigung spezialisierter Komponenten. Auch der Bedarf nach Nähe zu neuen Absatzmärkten kann entscheidend sein: Manche Weltregionen schotten sich tendenziell ab, es besteht die Gefahr von Protektionismus und neuen Zöllen. Für Unternehmen ist es daher strategisch vernünftig, in Märkten zu investieren, in denen sie ihre Produkte vertreiben. Dass Unternehmer trotzdem immer wieder mit dem Gang ins Ausland spekulieren, könnte auch mit ihrer chronischen Unzufriedenheit mit der Verwaltung zu tun haben. Besonders wenig Zustimmung erntet der Staat laut der Wifo-Studie bei Steuereinhebung und Steuerprüfung durch das Finanzamt sowie bei Bestimmungen zur Arbeitssicherheit und Arbeitsplatzregulierung. (https://derstandard.at/2000049069718/Jedes-siebenteUnternehmen-plant-Job-Auslagerung, Simon Moser, 9. 12. 2016, gekürzt und bearbeitet, abgerufen am 11. 4. 2018) M1 Viele Industrielle wollen ihre Fertigung teilweise ins Ausland verlagern. Kompetenzorientiertes Lernziel Positionierungsmöglichkeiten von Unternehmen und Regionen in der globalisierten Wirtschaft analysieren Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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