42 Fallbeispiel Die Kunst des Teilens und Wiederverwendens Sharing Economy In den letzten Jahren hat die so genannte Sharing Economy einen enormen Boom erlebt. Die Grundidee beruht auf simplem Teilen und der Annahme, durch das Teilen verschiedener Güter, deren Gebrauch nur sporadisch erfolgt, einen Beitrag zu nachhaltigem Wirtschaften zu betreiben. Anstatt Dinge zu kaufen, werden sie geteilt, es geht um Zugang anstatt Eigentum. Das Internet bietet eine gute Möglichkeit, das Teilen oder Tauschen über die nähere Umgebung hinaus weiterzuvermitteln. Viele der bekannten und erfolgreichen Ideen der Sharing Economy sind in ein marktorientiertes Wirtschaftssystem eingebettet. Man denke hierbei etwa an bekannte Modelle wie Wohnplattformen, Carsharings, Taxivermittlung, Personalvermittlung oder Crowdfunding. Befürworterinnen und Befürworter der Sharing Economy heben die positiven Aspekte des zusammenarbeitenden (kollaborativen) Konsums hervor, etwa die ursprüngliche Idee des gegenseitigen Helfens und den sozialen Aspekt des Teilens, die Eindämmung der Energienutzung und die Auseinandersetzung mit dem Problem der Ressourcenknappheit. Es finden sich aber auch viele kritische Stimmen. Diese sehen darin lediglich die Erschließung eines neuen Marktes. Dabei spricht man auch vom Peer-to-Peer-Verleih, wo in den meisten Fällen eine Vermittlerin oder ein Vermittler zwischen Verleiherin bzw. Verleiher und Ausleiherin bzw. Ausleiher geschaltet wird. Kreislaufwirtschaft anstatt Abfallwirtschaft – Ökonomie ohne Abfall Unser modernes Wirtschaftssystem produziert eine Unmenge an Abfall. Dieser entsteht sowohl in der Produktion selbst, als auch durch ausufernde Verpackungen und durch schlecht geplanten Konsum. Seit den frühen 1990-er Jahren werden verstärkt Ideen diskutiert, um die steigenden Müllmengen einzudämmen. Politisch äußerte sich dies vor allem auch durch strenge Verpackungsverordnungen, die gerade den Einwegprodukten den Kampf ansagten. Eine Kreislaufwirtschaft (als Innovationsschleife des Kapitalismus) kann als Alternative zu unserer linearen Wirtschaftsweise, die Rohstoffe ausbeutet und Ökosysteme verschmutzt, gesehen werden. Dabei steht Recycling genauso im Zentrum wie Produkte, die modular aufgebaut und dadurch leicht reparierbar sind. Genauso wie bei dem Prinzip von Sharing Economy sehen auch hier Kritikerinnen und Kritiker, dass viele der Unternehmen, die auf Kreislaufwirtschaft setzen, selbst wieder nur ein Interesse an Profitsteigerung und der Erschließung neuer Märkte haben. Eine andere Form des Wiederverwendens ist das so genannte Cradle-to-Cradle-Prinzip (von der Wiege zur Wiege). Hierbei handelt es sich um ein Produktions- und Leasingkonzept. Kundinnen und Kunden kaufen nicht länger die Produkte selbst, sondern nur mehr deren Benutzung. So würden etwa nur mehr die Nutzung eines Autos für eine bestimmte Kilometerzahl, Fernseher für eine bestimmte Zeit oder auch Teppichböden und ähnliche Produkte nur mehr für eine beschränkte Dauer gekauft. Die dahinterstehende Idee ist, dass die Unternehmen ihre Produkte höherwertig und einfacher demontierbar beziehungsweise wiederverwertbar herstellen, wenn sie wissen, dass sie diese wieder zurückbekommen. Dieses Konzept steht ausdrücklich nicht im Widerspruch zum kapitalistischen Wachstumsparadigma, sondern sieht in dieser nachhaltigeren Produktion sogar eine Effizienzsteigerung für Unternehmen, indem sie etwa unabhängiger von den Preisschwankungen der Rohstoffe werden. M1 Peer-to-Peer-Verleih M2 Kreislaufwirtschaft – Jobs statt Ressourcenverschwendung: Smartphones werden für die Wiederverwendung gesammelt und reduzieren damit den ökologischen Fußabdruck. (Foto 2018) Kompetenzorientierte Lernziele Strategien individuell, betrieblich und gesellschaftlich nachhaltigen Handelns entwickeln Möglichkeiten einer nachhaltigen Ökonomie und Gesellschaft erörtern und beurteilen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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