global 8. Geographie und Wirtschaftskunde, Schülerbuch

30 Fallbeispiel Von der Staatsschuldenkrise zur Eurokrise Welche Länder waren von der Staatsschuldenkrise am stärksten betroffen? Von der Staatsschuldenkrise waren Griechenland, Italien, Irland, Portugal und Spanien besonders betroffen. Die Tabelle M1 zeigt, dass die Gesamtverschuldung und die jährliche Neuverschuldung in diesen Krisenländern in den Jahren nach der Finanz- und Wirtschaftskrise sehr stark angestiegen sind. Warum kam es zur Eurokrise Die wechselseitigen Auswirkungen zwischen Banken-, Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise (M3) führten auch zu einer Krise der gemeinsamen Währung. Die wachsenden Zweifel der Finanzmärkte an der Zahlungsfähigkeit der Krisenländer hatte zur Folge, dass gegen diese Länder verstärkt spekuliert bzw. ernsthaft über deren Verbleib in der Eurozone diskutiert wurde. Vor allem der Austritt Griechenlands aus der Eurozone war jahrelang ein Dauerthema. Bankenkrise Makroökonomische Krise Staatsschuldenkrise Kreditklemme vermindert Investitionen Rezession führt zu Kreditausfällen Ausfall von Staatsanleihen verschlechtert Bilanzposition der Banken Bankenrettungen belasten die öffentlichen Haushalte Haushaltskonsolidierung schwächt Binnennachfrage Wegbrechende Steuereinnahmen und steigender Sozialbedarf belasten öffentliche Haushalte M3 Das Problem der Vielfachkrise: Die Bankenkrise, die Wirtschaftskrise (bzw. makroökonomische Krise) und die Staatsschuldenkrise verstärken sich wechselseitig. Kompetenzorientiertes Lernziel Auswirkungen ökonomischer Globalisierung diskutieren 2000 2005 2010 2015 2021 Griechenland Schuldenquote 104,9 107,4 146,2 176,8 198,9 Defizitquote −4,1 −6,2 −11,2 −5,7 −7,4 Irland Schuldenquote 36,1 26,1 86,1 76,9 55,3 Defizitquote 4,9 1,6 −32,1 −1,9 −1,9 Italien Schuldenquote 105,1 101,9 115,4 131,5 150,9 Defizitquote −1,3 −4,2 −4,2 −2,6 −7,2 Portugal Schuldenquote 50,3 67,4 96,2 128,8 127,5 Defizitquote −3,2 −6,2 −11,2 −4,4 −2,8 Spanien Schuldenquote 58,0 42,3 60,1 99,4 118,7 Defizitquote −1,1 1,2 −9,4 −5,3 −6,9 M1 Gesamtverschuldung (= Schuldenquote) und Neuverschuldung (= Defizitquote) jeweils in% des BIP Die Zuspitzung der Staatsschuldenkrise am Beispiel Griechenland in den Jahren 2010–2012 Die Staatsschuldenkrise spitzte sich dramatisch zu, als im Oktober 2010 die griechische Regierung gestand, dass die Vorgängerregierungen die EU-Statistiken systematisch gefälscht hatten und einräumen musste, dass das Haushaltsdefizit 2009 nicht wie bisher angegeben 3,7%, sondern 11,2% betrug. Die drohende Staatsinsolvenz Griechenlands konnte nur durch umfangreiche Hilfen von EU, EZB und IWF („Troika“) vermieden werden. Diese Hilfen waren mit harten Sparauflagen verbunden, deren Einlösung Griechenland mithilfe mehrerer Sparpakete versuchte. Um den Ende 2011 bestehenden nicht mehr finanzierbaren hohen Schuldenberg zu verringern, drängte Griechenland auf einen Schuldenschnitt, bei dem die privaten Gläubiger (Banken, Investoren) auf einen Teil ihrer Ansprüche verzichten sollten. Im März 2012 stimmten die privaten Anleihegläubiger in großer Mehrheit diesem Schuldenschnitt zu, bei dem sie auf rund 100 Milliarden Euro verzichteten. (Albers, H.-J.: Volkswirtschaftslehre, 12. Auflage, 2017, gekürzt) M2 Staatsschuldenkrise in Griechenland Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=