15 Chancen und Gefahren der Globalisierung erörtern Zweitgrößtes Textilexportland weltweit Es sind vor allem Frauen, die als Näherinnen in die Textilfabriken strömen. Jeden Morgen, punkt acht Uhr. Sechs Tage die Woche. Schichtbeginn in der Sonderwirtschaftszone am Stadtrand von Dhaka. Azhar Siddik kommt seit ein paar Wochen jeden Tag, um nach Arbeit zu fragen, aber: Keine Chance. Dabei hat Siddik Erfahrung. Aber jeden Job will er auch nicht annehmen. „Es gibt viele kleine Fabriken, die bezahlen nicht einmal den staatlichen Mindestlohn von umgerechnet 100 Euro im Monat. Da verdienst du dann vielleicht nur 80. Das will ich nicht. In diesen schlechten Fabriken lassen sie dich manchmal bis zwei Uhr morgens schuften.“, erzählt Azhar Siddik, Arbeitssuchender. Auf der Straße: illegale Vermittler, die angeblich bei der Jobsuche helfen und dafür Geld verlangen. Das wird von den privaten Sicherheitsdiensten der Fabriken gar nicht gerne gesehen. Sofort kommen Wächter. Die Textilindustrie hat nicht nur Probleme nach Bangladesch gebracht. Das Land gehört zu den am stärksten wachsenden Volkswirtschaften der Welt. Vor einigen Monaten verkündeten die Vereinten Nationen, dass Bangladesch schon bald nicht mehr zur Gruppe der ärmsten Länder der Erde gehören wird. Bangladesch ist nach China das zweitgrößte Textilexportland weltweit. Seit einigen Jahren versucht die Textilindustrie ihr ausbeuterisches Schmuddel-Image loszuwerden. Die meisten der Fabriken, die für den Export arbeiten, wurden auf Druck der westlichen Bekleidungsindustrie modernisiert. Großkonzerne wie KiK, H&M oder Lidl verlangen die Einhaltung von Arbeitsschutz. Aber dafür bezahlen würden sie nicht, beklagen die Fabrikchefs. „Eigentlich müssten auch die Kunden im Westen bereit sein, mehr für Kleidung zu bezahlen. Sonst können wir unseren Arbeitern keinen angemessenen Lebensstandard ermöglichen.“, fordert Eklasur Rahman Mukul, Direktor der GIANT Textilfabrik. Europäische Standards nicht von allen gern gesehen In der Tat haben viele Fabriken in Sicherheit investiert. Feuerschutz und Gebäudestatik werden seit 2013 von europäischen Prüfern überwacht. Wer die Standards nicht erfüllt, bekommt keine Aufträge mehr. So ist es unter anderem diesem Unternehmen ergangen. Die Firma ging daraufhin Bankrott. Der Besitzer findet es anmaßend, dass die Europäer in Bangladesch europäische Standards durchsetzen wollen. „Sie entscheiden nur nach ihren Papieren. Aber sie haben keine Ahnung. Unsere Regierung sollte das entscheiden. Es geht schließlich um 5 000 Arbeitsplätze und ich habe 30 Millionen Euro investiert. Das ist jetzt alles verloren.“, erzählt Mozammel Huq, Besitzer von Liberty Fashion. Die Fabrikbesitzer üben Druck auf die Politik aus. Das wirkt. Auch die Regierung von Bangladesch will die europäischen Prüfer jetzt am liebsten loswerden. Deren Chef hält dagegen. „Wir denken, dass die zuständige Regierungsbehörde noch lange nicht in der Lage ist, die Sicherheitsbestimmungen angemessen zu kontrollieren. Wir arbeiten noch daran, sie dazu in die Lage zu versetzen, damit sie das irgendwann selbst können.“, so Rob Wayss, Vorsitzender von Accord-Abkommen für Arbeitssicherheit. (https://www.daserste.de/information/politikweltgeschehen/weltspiegel/sendung/bangladeschtextilbranche-unterkontrolle-100.html, gekürzt, Peter Gerhardt, 17. 3. 2019, abgerufen am 15. 5. 2022) M3 Bangladesch: Textilbranche unter Kontrolle? M4 Food Waste vs. Welthunger (Damien Glez, 2012) 17,00 € 3,61 € 3,40 € 2,19 € 29,00 € 1,20 € 1,15 € 0,27 € 0,18 € Handelsspanne* Profit der Marke Materialkosten Transportkosten Zwischenhändler Profit Lieferant in Bangladesch Zahlung an Arbeiter/innen 59% 12% 12% 8% 4% 4% 0,9% 0,6% Fixkosten *einschließlich aller Kosten wie Beschäftigte, Miete, Gewinn USt 1 2 3 4 5 6 7 8 1 5 2 3 4 6 7 8 M5 Preisaufschlüsselung eines T-Shirts (Prozentanteile gerundet) 1 Schlagen Sie Maßnahmen vor, wie man den Verlusten entlang der Wertschöpfungskette von Lebensmitteln (M1) entgegenwirken könnte. 2 Interpretieren Sie die Karikatur M4. 3 Erläutern Sie mit Hilfe von M3, warum das Lohnniveau in der Textilindustrie in asiatischen Ländern so niedrig ist und sich das auch in Zukunft nicht ändern wird. 4 Analysieren Sie Ihr eigenes Konsumverhalten in Bezug auf Kleidung. Was können Sie ändern, um die gängigen Praktiken der Textilindustrie nicht zu unterstützen? } } { { Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des V rlags öbv
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