115 Städte als Lebensräume und ökonomische Zentren untersuchen Die Zukunft findet woanders statt Wer durch die Straßen der einstigen Millionenmetropole fährt, sieht seit Jahren heruntergekommene Häuser, zerborstene Scheiben, frierende Obdachlose. Die Stadt, die einst durch die großen drei US-Automobilhersteller General Motors, Chrysler und Ford Weltruhm erlangte, ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Detroit sah einmal ganz anders aus. Die „Motor City“ war eine boomende Stadt, das Herz der US-Automobilindustrie. Das legendäre Model T, das erste am Fließband hergestellte Auto, läutete im Ford-Werk Highland Park ab 1909 weltweit eine neue Ära der Mobilität ein. Immer mehr Autohersteller und Zulieferer siedelten sich an. Wohnten um 1910 etwa 500 000 Menschen in Detroit, waren es in den 1950-er und 1960-er Jahren bereits zwei Millionen. Mit der Krise der US-Autoindustrie in den 1980-er Jahren begann der Niedergang. Da tauchten die Japaner auf dem Markt auf, mit kleinen, sparsamen Autos. Die Amerikaner unterschätzten die Konkurrenz und bauten weiter Spritfresser. Mit fatalen Folgen. Steigende Benzinpreise führten zu sinkenden Absatzzahlen bei den großen Herstellern. Produktionsstätten und Zulieferbetriebe schlossen. GM und Chrysler mussten sogar um Staatsanleihen betteln. 2009 kam dann auch noch die Finanzkrise. Mit den Arbeitsplätzen verschwanden auch die Einwohner. Zurzeit sind es nur noch 700 000, Tendenz weiter fallend. Viele Häuser sind verlassen und wurden nie wieder bezogen. Seit etwa zehn Jahren bemüht man sich, Detroit zu sanieren. Heruntergekommene Viertel werden abgerissen, neue Wohn- und Geschäftsviertel gebaut, doch das alles reicht nicht. Ende 2013 standen 80 000 Häuser leer. Detroits Kriminalitätsrate ist die höchste der Vereinigten Staaten, die Mordrate ist zehn Mal so hoch wie im Rest des Landes. In einer Rangliste des Forbes Magazin aus dem Jahr 2009 rangierte Detroit an der Spitze der gefährlichsten Städte der USA. Die Innenstadt am Detroit River galt über Jahre hinweg als die hässlichste der USA. Große Hoffnungen setzten die Einwohner in Kwame M. Kilpatrick, der 2002 im Alter von nur 32 Jahren zum Bürgermeister gewählt wurde. Doch 2008 kam er wegen Korruption und Meineid vor Gericht, 2013 noch einmal wegen organisierter Kriminalität. Er sitzt voraussichtlich bis zum Jahr 2041 im Gefängnis. Mittlerweile hat sich die Automobilindustrie wieder erholt, doch das klappte nur durch Kürzungen und Stellenabbau. Detroit blieb in der Krise stecken. 2013 wurde die Stadt für bankrott erklärt. Auch wenn sich die US-Wirtschaft gerade im Aufschwung befindet, hat sich das auf Detroit bisher nicht positiv ausgewirkt. Das wird sich laut Experten auch in Zukunft nicht ändern. Innovationen zeigen die Automobilhersteller heute eher auf Technikmessen wie der CES in Las Vegas. Und Tesla entwickelt seine Elektroautos nicht in der „Motor City“, sondern in Kalifornien. (https://www.sueddeutsche.de/auto/detroits-niedergangdie-zukunft-findet-woanders-statt-1.2304130-9, 15. 1. 2015, Stefan Grundhoff, abgerufen am 11. 11. 2018) M3 Detroits Niedergang 1 Nennen Sie Gründe für die Entstehung von so genannten Shrinking Citys am Beispiel von Halle-Leipzig und Detroit. 2 Vergleichen Sie die Situation beider Städte 2018 mit Hilfe einer Internetrecherche. 3 Beschreiben und analysieren Sie die beiden Videos unter den folgenden Links: https://www.youtube.com/ watch?v=XVswqExWbHo; https://www.youtube.com/ watch?v=IlvlPTZ4_ws. 4 Analysieren und bewerten Sie die möglichen Entwicklungen von so genannten Shrinking Citys und entwickeln Sie eine Zukunftsprognose. " { { } Detroit M4 Detroit Downtown (Foto 2018) M5 Verlassene Fabrik der Continental Motors Company (Foto 2016) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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