global 7. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

54 Kompetenzorientiertes Lernziel Industrie als wesentliche Basis der Wertschöpfung beschreiben und ihre jetzigen und zukünftigen vernetzten Problemfelder beurteilen Industriestandort Österreich – bereit für die Industrie 4.0? (WIKU) Bedeutung der Industrie für die Wirtschaft Die Industrie bildet einen wichtigen Faktor der Wertschöpfung und trägt wesentlich zum Wohlstand Österreichs bei. Nach Angaben der Wirtschaftskammer Österreich war der Anteil der Industrie an der Wertschöpfung im Jahr 2020 21,1%. Etwa 700 000 Beschäftigte tragen etwa 100 Mrd. Euro zum BIP bei. Die Exportquote beträgt fast 60%. Im Bundesländervergleich ist Oberösterreich mit einem Anteil von mehr als 25% führend in der Güterproduktion, gefolgt von Niederösterreich mit ca. 20%, Schlusslicht ist das Burgenland mit etwa 2%. Zur österreichischen Industrie zählen rund 8 000 Unternehmen, vom Klein- und Mittelbetrieb bis hin zum international tätigen Konzern mit Hauptsitz in Österreich. Probleme und Herausforderungen Laut einer Befragung unter 1 000 österreichischen Industriebetrieben durch das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO im Jahr 2014 plant jedes siebente Unternehmen, zumindest Teile seiner Produktion in den kommenden Jahren aus Österreich abzuziehen. Als Gründe dafür werden hohe Steuer- und Abgabenquoten, hohe Energiekosten, der Bürokratiedschungel und unflexible Arbeitszeitregelungen sowie die stagnierende Wettbewerbsfähigkeit Österreichs genannt. Zudem wünschen sich 82% der Betriebe bessere Lehrlinge und Mittelschulabsolventinnen und -absolventen. Bundesregierung, Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung sind bestrebt, den Industriestandort Österreich durch folgende Maßnahmen zu sichern: Abgabenlast reduzieren und Unternehmensbesteuerung modernisieren, wettbewerbsfähige Energiekosten und sichere Energieversorgung garantieren, Wachstumschancen am internationalen Markt nutzen, eine qualifizierte Ausbildung und Fachkräfte sichern, unternehmerische Freiheit fördern, … Outsourcing, die Auslagerung von Produktionsprozessen, findet in so gut wie allen Branchen statt. Damit werden in der Regel Kosten im Unternehmen gesenkt. Spezialisierte Betriebe in Niedriglohnländern sind für die Unternehmen oft deutlich günstiger als die Arbeit im eigenen Land durchführen zu lassen. Selbst unter Berücksichtigung der entstehenden Transportkosten können Unternehmen deutlich Kosten sparen. Unternehmen sind auch bestrebt, Lohnstückkosten möglichst niedrig zu halten. Diese drücken aus, wie viel Lohn einschließlich Lohnnebenkosten für ein Produkt bezahlt werden muss. Die Höhe der Arbeitskosten allein sagt wenig aus, es kommt darauf an, wie viele Güter pro Arbeitsstunde produziert werden können. Sind es besonders viele, ist die Wettbewerbsfähigkeit trotz hoher Arbeitskosten weiterhin hoch. In hoch entwickelten Ländern können die Lohnstückkosten trotz hoher Arbeitskosten verhältnismäßig niedrig sein, weil die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aufgrund einer qualifizierten Ausbildung und mit Hilfe moderner Maschinen effizient arbeiten können. Eine gegenwärtige und vor allem zukünftige Herausforderung stellt die Industrie 4.0 dar. Sie bietet Chancen für die Attraktivität Österreichs als Industriestandort, ist für die Unternehmen jedoch mit hohen Investitionen verbunden. Für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist noch nicht abschätzbar, ob und wie viele Arbeitsplätze eine Digitalisierung der Arbeitswelt kosten wird. Herausforderungen für die erfolgreiche Umsetzung von Industrie 4.0 32 % unklarer wirtschaftlicher Nutzen, zu hohe Investitionen 31 % unzureichende Qualifikationen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 26 % fehlende Standards, Normen und Zertifizierungsmöglichkeiten 24 % unklare rechtliche Situation bezüglich Verwendung externer Daten 23 % niedriger Reifegrad der erforderlichen Technologien 19 % ungeklärte Fragen hinsichtlich Datensicherheit fehlende Priorisierung/ Unterstützung durch das Top-Management 11 % 14 % zu langsamer Ausbau von Basistechnologien (Breitband) 8 % unzureichende Netzwerkstabilität/Datenspeicherung M1 Herausforderungen für die erfolgreiche Umsetzung von Industrie 4.0 M2 Wettbewerbsfähigkeit in der österreichischen Industrie 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Lohnstückkosten, Herstellung von Waren 2010 = 100 90,00 102,09 95,12 93,55 96,63 98,62 98,78 100,00 98,92 97,91 98,58 102,30 108,30 Ausgaben für Forschung und experimentelle Entwicklung in % des BIP 2,57 2,60 2,73 2,67 2,91 2,95 3,08 3,05 3,12 3,06 3,09 3,10 3,23 Stundenproduktivität Euro pro Arbeitsstunde 53,54 49,26 52,64 55,57 56,28 56,74 58,13 58,71 61,05 62,37 63,55 63,48 62,95 Marktanteil Österreichs am Weltexport von Waren in % 1,12 1,11 1,00 0,98 0,91 0,94 0,95 0,93 0,96 0,96 0,96 0,95 0,98 Marktanteil Österreichs am Weltexport von Waren in die EU28 in % 2,14 2,16 2,07 2,05 1,98 2,06 2,04 2,02 2,04 2,07 2,05 2,02 2,10 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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