global 7. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

48 Fallbeispiel Kompetenzorientierte Lernziele Vor- und Nachteile des Wirtschaftsstandorts Österreich aus unterschiedlicher Sicht erarbeiten und mit anderen Ländern vergleichen Industrie und Dienstleistungen als wesentliche Basis der Wertschöpfung beschreiben und ihre jetzigen bzw. zukünftigen vernetzten Problemfelder beurteilen (WIKU) Das Internet der Dinge – die IoT-Welt Eine streikende Baumaschine kann schon einmal ein ganzes Bauprojekt für Stunden oder gar Tage lahmlegen – dann rotieren Bauleiter und Mechaniker, denn jede Stunde kostet viel Geld! Schuldige werden gesucht, Wartungsjournale konsultiert und verzweifelt nach den benötigten Ersatzteilen oder gar einem Ersatzgerät gesucht. Seit kurzem sehen die Bauspezialisten bei PORR dies etwas entspannter: Denn nun sind schon über 4 000 Bagger, Raupen, Kräne usw. mit Sensoren bestückt und mit speziellen SIM-Karten vernetzt, um das Baugerät optimal warten und einsetzen zu können. Das neue, GPS-gesteuerte Telematiksystem hat sogar schon fünf Baumaschinen wieder aufgefunden, die gestohlen worden waren. Systeme, die bei Maschinen automatisch ein fälliges Service oder kritische Zustände melden, rechnen sich schnell. Bis 2020 soll bei PORR alles digitalisiert und optimiert werden: Die „papierlose Baustelle“, ohne Ordner und Pläne im Baucontainer, ist oft schon heute Realität. Die so genannte 4. Industrielle Revolution macht vor keiner Branche halt: das Ziel ist es, wirklich alle Wertschöpfungsketten durchgehend digital zu vernetzen, nicht nur eine Fabrik – das betrifft auch alle Lieferantinnen und Lieferanten und Kundinnen und Kunden! Das gute, alte Internet verschmilzt mit dem „Internet der Dinge“ (IoT= Internet of Things) sowie den zunehmend digitalisierten Energie- und Verkehrsnetzen zu einer „Super-InternetInfrastruktur“. McKinsey spricht von einem Mehrwert von 4 bis 11 Billionen US-Dollar, die allein das IoT ab 2015 jedes Jahr bringen soll, und einer Halbierung der Ausfallszeiten: Sensoren, Antriebselemente, Kommunikationstechnik und Prozessoren verwandeln „dumme Gegenstände“ in intelligente Geräte, die sich auch untereinander austauschen. Die Unmengen an diesen Daten ermöglichen völlig neue Erkenntnisse, die sich als Basis für neue Methoden, Geschäftsmodelle und Anwendungen nützen lassen. Wie wird diese Revolution unser Leben verändern? Sehen wir uns einige Beispiele an: • Datenbrillen (AR-Brillen= Augmented Reality) sollen künftig Servicetechnikerinnen, Einrichtungsberater oder auch Chirurginnen bei ihrer Arbeit unterstützen. • Telekom- und Mobilfunkunternehmen werden die neuen, virtuellen Welten entdecken und damit die Freizeit- und Spieleindustrie revolutionieren. • Die individuelle Produktion wird möglich – seit einiger Zeit ist der Skihersteller Blizzard einer der ersten, der auf make-to-order in der Produktion umgestellt hat, und so werden in rund 900 Ausführungen Kundenwünsche erfüllt. • Autos sind heute geradezu überfüllt mit Sensoren – nicht nur für die zahlreichen Sicherheitssysteme, sondern auch, um den Herstellern und Werkstätten zu melden, wann ein Service ansteht oder ein Ersatzteil bestellt werden muss. Die Daten dienen den Autoherstellern zugleich dazu, ihre Fahrzeuge weiter zu verbessern. Der nächste Schritt: Autos kommunizieren miteinander und der Umwelt, um sich über Staus, eisige Fahrbahnen oder Unfälle auszutauschen, und erst die IoT-Welt ermöglicht das „autonome Fahren“ – an diesbezüglichen Forschungsarbeiten sind zB Magna Steyr und AVL-List beteiligt. • Gewinne werden immer mehr mit komplexen Dienstleistungen erzielt: Der Salzburger Hygiene-Spezialist Hagleitner verkauft nicht einfach nur Seifen- oder Handtuchspender, sondern eine Hygiene-Dienstleistung samt voll digitalisierten Waschräumen. Seitdem gehen im Rapid-Stadion in Hütteldorf nie Seife oder Handtücher aus – die ca. 800 Hygienespender melden, wenn ein Service fällig ist, und erfassen zur optimalen Tourenplanung der Reinigungskräfte die Besucherfrequenz der Waschräume (Lean-Supply-Chain-Management-Ansatz). • Auch die Landwirtschaft ist Vorreiterin in Sachen IoT: So wurden beispielweise in Deutschland die Kühe eines Bauernhofs über ein Halsband mit Bewegungssensoren und Mikrofonen ausgestattet, um den optimalen Befruchtungszeitpunkt zu eruieren, die Milchproduktion zu maximieren. Über die Cloud kann das Wohlergehen der Kühe am Tablet verfolgt und so können auch Krankheiten frühzeitig entdeckt werden. • Österreichs Pioniere und damit digitale Vorreiter sind zB: Infineon, Magna Steyr, Knapp, Mondi, Rosenbauer, Zumtobel usw. Das Wichtigste ist schließlich, aus den gewonnenen Daten Wissen zu generieren und die entsprechende Connectivity sicherzustellen. Und welche Risiken gibt es beispielsweise? Die Prognosen reichen von der Verdrängung des Kapitalismus in ein Nischendasein durch die Wirtschaftsform der Sharing Community hin bis zu einem totalen Überwachungsstaat oder einer Welt, in der das neue Netz von globalen Konzernen monopolisiert und von skrupellosen Cyberkriminellen dominiert wird. Und sie sprechen vom „Abschied von der traditionellen Arbeit“, da jeder zweite Job von einem Roboter übernommen werden kann/wird: Experten fordern „Menschenquoten“ für die Produktion, maximal 30 Stunden Arbeit und das Gütesiegel „Made by Humans“. (Die Presse, 12. 4. 2017) M1 Die IoT-Welt Industrie 4.0 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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