global 7. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

103 Demographische Entwicklungen und gesellschaftspolitische Implikationen beurteilen Arbeitsheft S. 45 Deutlich negative Geburtenbilanz im Corona-Jahr Die Zahl der Neugeborenen in Österreich lag im Jahr 2020 laut vorläufigen Ergebnissen von Statistik Austria bei 83 493 (minus 1,7 Prozent im Vergleich zu 2019). Im gleichen Zeitraum starben 90 517 Personen, um 8,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Bezogen auf die Bevölkerung entsprach dies neun Geburten sowie zehn Sterbefällen je 1 000 Einwohnern. „Im Corona-Jahr 2020 fiel die Geburtenbilanz deutlich negativ aus“, resümierte Statistik-AustriaGeneraldirektor Tobias Thomas. „Dem moderaten Rückgang bei der Zahl der Neugeborenen stand ein kräftiger Anstieg der Zahl der Verstorbenen gegenüber. Insgesamt gab es um 7024 weniger Geburten als Sterbefälle. Ähnlich negative Geburtenbilanzen hatte es zuletzt Ende der 1970er-Jahre gegeben: Damals trafen niedrige Geburtenzahlen der geburtenschwachen Jahrgänge 1945 bis 1955 auf erhöhte Sterbezahlen der geburtenstarken Generation um 1900 Geborener“, berichtete Thomas. Die Zahl der Neugeborenen bezogen auf die Bevölkerung (Geburtenrate) lag in Vorarlberg, Salzburg, Wien, Tirol und in Oberösterreich über dem Bundesdurchschnitt, während in Kärnten, im Burgenland, in der Steiermark und in Niederösterreich die Zahl der Sterbefälle bezogen auf die Bevölkerung (Sterberate) über dem Österreich-Schnitt rangierte. Die Bilanz aus der Zahl der Lebendgeborenen und der Gestorbenen war 2020 in Wien mit 1799 deutlich positiv. Auch in Vorarlberg (plus 844), Tirol (plus 776) und in Salzburg (plus 626) wurden mehr Geburten als Sterbefälle registriert. Weniger Neugeborene als Gestorbene gab es – wie bereits in den Vorjahren – in Niederösterreich (minus 3 903), in der Steiermark (minus 3 473), in Kärnten (minus 2 227) und im Burgenland (minus 1 416). Erstmals fiel auch in Oberösterreich die Geburtenbilanz leicht negativ (minus 50) aus. Die vorläufige Zahl der im ersten Lebensjahr Gestorbenen lag im Jahr 2020 bei 260. Die daraus resultierende Säuglingssterberate betrug 3,1 Promille. (https://www.kleinezeitung.at/oesterreich/5939114/Oesterreich-2020_Deutlich-negative-Geburtenbilanz-im-CoronaJahr, abgerufen am 25. 4. 2021) M3 2020: Dem moderaten Rückgang bei der Zahl der Neugeborenen stand ein kräftiger Anstieg der Zahl der Verstorbenen gegenüber. 1 Werten Sie das Diagramm M2 aus. 2 Analysieren Sie den Text M1. Nennen Sie mögliche Gründe, weshalb sich immer mehr Personen gegen eigene Kinder entscheiden. 3 Erarbeiten Sie Vorschläge und Maßnahmen, wie der Staat zu einem Anstieg der Geburtenrate beitragen kann. " { } Seniorinnen und Senioren auf dem Vormarsch? In Österreich wird sich die Lebenserwartung weiterhin deutlich erhöhen. Beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen derzeit 84,2 Jahre und von Männern 79,5 Jahre, steigt diese laut Prognosen bis 2080 auf 92,2 beziehungsweise auf 89,4 Jahre an. Dies lässt sich vor allem durch Fortschritte und Verbesserungen in der medizinischen Forschung und Versorgung und ein stärkeres Gesundheitsbewusstsein erklären. Mit einer höheren Lebenserwartung steigt auch die Anzahl der älteren, nicht mehr erwerbstätigen Bevölkerung (= Pensionistinnen und Pensionisten) an. Im Gegensatz zur hohen Lebenserwartung steigt die Geburtenrate bis 2080 auf nur etwa 1,60 Kinder pro Frau, was zu einem Ungleichgewicht in der Altersstruktur führen wird. Die österreichische Bevölkerung wird deutlich „altern“. Die verhältnismäßig niedrige Geburtenrate wird sich in Zukunft in einem Rückgang der erwerbstätigen Bevölkerung äußern, was das Sozialversicherungs- und vor allem auch das Pensionssystem in Österreich vor große Herausforderungen stellen wird. Das umlagefinanzierte Pensionssystem, bei dem die Erwerbstätigen Zahlungen leisten, die den Nicht-Erwerbstätigen in ihrer Pension zur Verfügung stehen, wird künftig nicht mehr funktionieren. Immer weniger junge Menschen müssten immer mehr alte Menschen finanzieren. Zudem steigt der Bedarf an Betreuungs- und Pflegeplätzen für alte Menschen sowie an dafür qualifiziertem Personal. Der flächendeckende Ausbau von Pflege- und Altenheimen stellt den Staat vor finanzielle Herausforderungen. Die steigende Zahl der Singlehaushalte wird dazu führen, dass viele alleine lebenden Menschen, die keine eigenen Kinder haben, im Alter vollkommen auf Fremdhilfe angewiesen sein werden. Kinder – ein Luxus? Wurden Kinder früher noch für die Versorgung im Alter und im ländlichen Raum als kostengünstige Arbeitskräfte für die Landwirtschaft benötigt, werden sie heutzutage häufig als Kostenfaktor gesehen, der dem Wunsch nach eigenem finanziellen Wohlstand im Wege steht. Zudem ist es für Frauen aufgrund unflexibler Arbeitsmodelle immer noch sehr schwierig, Kinder und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Viele Familien sind allerdings auf ein zweites Gehalt und damit auf Kinderbetreuungsplätze angewiesen. Dafür besteht in Österreich allerdings kein rechtlicher Anspruch. Die Auswirkungen der bereits seit Jahren niedrigen Geburtenraten sind in vielen Teilen Österreichs schon deutlich zu spüren. Volksschulen am Land werden aufgrund zu geringer Anmeldungen von Schülerinnen und Schülern geschlossen oder mit anderen Schulen zusammengelegt. Kindertagesstätten sind im ländlichen Raum Mangelware und werden aufgrund des sinkenden Bedarfs auch nicht ausgebaut. Nur zu Prüfzwecken – Eige tum des Verlags öbv

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