100 Kompetenzorientierte Lernziele Entwicklung der österreichischen Bevölkerung darstellen mögliche soziale und ökonomische Folgen der Bevölkerungsentwicklung beurteilen Bevölkerungsveränderung Größer, älter, vielfältiger In der Bevölkerungsentwicklung von Österreich sind drei Haupttrendszenarien zu beobachten: Alterung, Wachstum und verstärkte Zuwanderung. In den kommenden Jahrzehnten ist mit einem anhaltenden Wachstum der österreichischen Bevölkerung zu rechnen. Sie soll von aktuell 8,9 Millionen bis 2040 auf 9,4 Millionen und bis 2080 auf 9,9 Millionen ansteigen. 2090 wird die 10-Millionen-Marke überschritten werden. Regional wird es große Unterschiede geben. In Wien wird die Bevölkerung bis 2080 um über 20 Prozent wachsen, in Kärnten hingegen um mehr als 6 Prozent schrumpfen. Das Bevölkerungswachstum ist zu einem großen Teil auf Zuwanderung zurückzuführen. Bis 2080 beträgt der prognostizierte jährliche Bevölkerungszuwachs infolge von internationalen Wanderungsgewinnen (= Einwanderungen abzüglich Auswanderungen) 30 000 Menschen. Die Zuwanderung wird sich allerdings sehr unterschiedlich auf die Bundesländer verteilen (M3). Im Jahr 2060 werden 25,8 Prozent der Bevölkerung im Ausland geboren sein, 2015 waren es noch 17,8 Prozent. Die meisten Migrantinnen und Migranten ziehen nach Wien, die wenigsten ins Burgenland. Jung in der Stadt, alt am Land Die allgemeine Verteilung der Bevölkerung hat auch eine klare Tendenz (M1). Grundsätzlich wachsen Österreichs Städte und die umliegenden Gemeinden. Vor allem Migrantinnen und Migranten sowie die junge Bevölkerung bevorzugen den städtischen Raum als Wohnort. Die Beliebtheit der Ballungsräume ist vor allem auf die vorhandenen Ausbildungsmöglichkeiten und Arbeitsplätze zurückzuführen. Hingegen bevorzugen viele Menschen ab etwa 60 Jahren den ländlichen Raum als Wohnort. Österreich wird immer älter Die Gesamtfruchtbarkeitsrate (= Anzahl der Kinder pro Frau) wird von derzeit 1,53 auf 2,1 Kinder pro Frau im Jahr 2080 ansteigen (M2). Zudem wird das durchschnittliche Fertilitätsalter von derzeit 31 auf 33 Jahre deutlich ansteigen. Insgesamt wird die Bevölkerung altern, weil die Anzahl älterer Menschen aufgrund der höheren Lebenserwartung ansteigt. Momentan beträgt diese für Frauen 84,2 Jahre und für Männer 79,5 Jahre. Im Jahr 2080 werden Frauen durchschnittlich 92,2 Jahre und Männer 89,4 Jahre alt werden. 2020 betrug der Anteil der Über-65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung 18,9 Prozent, bis 2080 soll dieser auf 29,3 Prozent steigen. Von der Großfamilie zum Einpersonenhaushalt In den letzten Jahrzehnten haben sich die familiären Strukturen grundlegend verändert. Großfamilien, wie sie im ländlichen Raum lange Zeit üblich waren, werden immer seltener. Hingegen steigt, vor allem im städtischen Raum, die Zahl der Ein-Personen-Haushalte stetig. In Österreich liegt der Anteil aktuell bei 37,8 Prozent, wobei dieser in Wien sogar 44,4 Prozent beträgt. Knapp die Hälfte aller Wienerinnen und Wiener lebt somit allein, die Tendenz ist steigend. M1 Abwanderung aus ländlichen Regionen Landflucht Die Entscheidung ist höchst individuell, wohlüberlegt, und die Motive unterscheiden sich je nach Lebensphase. Statistisch gesichert lässt sich zeigen, dass die Abwanderung häufiger weiblich ist. Ein Mitauslöser dafür ist die Struktur des ländlichen Arbeitsmarkts, der durch Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe stark männlich geprägt ist. Für viele Frauen fehlen Beschäftigungsmöglichkeiten, die auch ihrer Ausbildung entsprechen. Kinderlose Frauen suchen urbanes Flair und Weltoffenheit, patriarchalische Strukturen sind für manche ein Abwanderungsgrund unter vielen. Frauen, die einen höheren Bildungsabschluss anstreben, finden oftmals keine entsprechenden Ausbildungsstätten in Tagespendeldistanz zu ihrer Heimatgemeinde. Frauen mit Kindern haben andere Anforderungen an ihr kommunales Umfeld. Sie kritisieren, dass in alternden Gemeinden vorwiegend Politik für Ältere gemacht werde. Diese Überalterung steht wie der Mangel an Arbeitsplätzen und Abwanderung von Know-How am Beginn einer Negativspirale. Die Spirale führt weiter über sinkende Finanzkraft der Privathaushalte zu einer Verschlechterung der Nahversorgung und Infrastruktur. Dieser wirtschaftliche Abwärtstrend ist in manchen Gemeinden auch schwierig aufzuhalten, weil diese überaltert sind und damit die nötigen Erwerbstätigen fehlen. Als weitere Folge sinkt die Finanzkraft der öffentlichen Hand, wodurch auch Investitionen derselben rar werden. Der Gebäudeleerstand nimmt zu, die Standortattraktivität sinkt, und in der Folge stirbt auch das Gemeinschaftsleben. (http://derstandard.at/2000055821519/Welche-Gemeinden-wachsen-welche-schrumpfen, Gerald Gartner, Markus Hametner, 14. 4. 2017, abgerufen am 10. 11. 2017) 3 2,5 2 1,5 Fertilitätsrate Durchschnittliche Fertilitätsrate 1961–2080 1 1960 70 80 90 2000 10 20 30 40 50 60 70 80 2018 M2 Durchschnittliche Fertilitätsrate 1961–2080 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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