global 6. Geographie und Wirtschaftskunde, Schülerbuch

97 Wettbewerbspolitik und Regionalpolitik bewerten 1 Vergleichen Sie die Landwirtschaft in Dänemark und Slowenien in Hinblick auf Qualität und Preise der Er- zeugnisse und Rahmenbedingungen der Produktion. 2 Nehmen Sie Stellung zum Artikel M3 und zur Aussage der dänischen Landwirte über die Bedingungen der Tierhaltung (M4). 3 Nehmen Sie persönlich Stellung: Würden Sie Fleisch kaufen, das aus artgerechter Tierhaltung stammt, wenn es deutlich teurer ist als das Billigfleisch aus Massen- tierhaltung? Muss Fleisch jeden Tag auf den Tisch kom- men? Wer kann sich teure, qualitativ hochwertige Nah- rungsmittel leisten? { } } Gläserner Schlachthof in Dänemark: Tötung inklusive Bei den Eingeweiden erblassen die ersten Besucher, die jungen Frauen in der Gruppe halten sich Tücher vor die Nase. Was die Arbeiter hier im laut Eigenwerbung „mo- dernsten Schlachthof der Welt“ aus den Därmen und Bäu- chen der Schweine holen, stinkt auch durch die Doppel- verglasung hindurch. Es ist die einzige Stelle, an der die Realität rücksichtslos in das saubere Besuchsprogramm drängt. Agnete Poulsen verzieht keine Miene. Die resolute Dänin ist Besuchsgruppenleiterin im Show-Schlachthof des Fleischkonzerns Danish Crown im Örtchen Horsens. Gerade begleitet sie eine Schar junger BWL-Studenten, zwei Dutzend von täglich mehr als hundert Besuchern. „Wir erzählen hier keine Geschichten, wir zeigen, was ist“, sagt Poulsen. „Das ist hier eine Industrie.“ Die dänische Einstellung: Egal, ob ein Auto hergestellt oder ein Schwein zerlegt wird – es gibt nichts zu verber- gen. Und wenn im Zoo ein Tier getötet und verfüttert werden soll, dann macht man auch das in aller Öffentlich- keit. Dänemark geht mit Massentierhaltung und industri- eller Nahrungsmittelproduktion anders um als Deutsch- land: Bauernhöfe veranstalten mehrmals im Jahr Tage der offenen Scheunentore und auch Danish Crown – zweit- größter Schweineschlachter und drittgrößter Fleischex- porteur der Welt – gehört mehrheitlich Tausenden Land- wirten. Schon vor Baubeginn in Horsens wünschten die sich eine Art gläsernen Schlachthof. Die Unternehmens- führung war skeptisch, die PR-Abteilung panisch. Zu Un- recht: Das Interesse ist riesig, in Reisebussen kommen Dänen und auch immer mehr ausländische Besucher zu den kostenlosen Führungen. Die Gesamtzahl der Besucher nähert sich der Marke von 200 000, ein Viertel davon Schulkinder. Alle gehen die gesamte Runde, stellt Agnete Poulsen klar. Soll heißen: vom Schwein bis zum Schinken, Tötung inklusive. (http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/schweine- schlachten-zum-zuschauen-fleischproduktion-in-daen- emark-a-96922.html, Nicolai Kwasniewski, 25. 4. 2014, abge- rufen am 12.10. 2016) M3 Fleischindustrie in Dänemark „Wirtschaftlich betrachtet, habe ich einfach zu wenig Fer- kel pro Sau produziert, als die Tiere draußen waren. Bei Freilandhaltung ist die Sterblichkeit im Schnitt zehn Pro- zent höher als im Stall. Draußen gab es bis zu 24 Ferkel pro Sau. Drinnen überleben um die 30 Ferkel. Das ist öko- nomisch betrachtet ein großer Unterschied.“ Züchter und Mitarbeiter von Danish Crown Peter Hjort Jensen in der NDR-Reportage „Es wäre besser, wenn wir das nicht machen müssten. Aber letztendlich müssen wir mit der Produktion von Schweinen Geld verdienen. Ich glaube, das hier [der steri- le Massenaufzucht- und Schlachtbetrieb, in dem er arbei- tet] ist ein guter Kompromiss. Als ich noch ein Kind war, liefen die Schweine noch frei rum und haben dann ihre Ferkel bekommen. Das waren pro Jahr 15 Ferkel. Jetzt pro- duzieren sie jährlich 31 Ferkel. Das ist der Unterschied.“ Mitarbeiter von Danish Crown Karl-Eric Pederson in der NDR-Reportage (http://www.heise.de/tp/artikel/4141808/1.html, abgerufen am 12.10. 2016) M4 Aussage von Danish-Crown-Mitarbeitern Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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