global 6. Geographie und Wirtschaftskunde, Schülerbuch

62 Rationalisierung und Automatisierung – die Zukunft der industriellen Produktion? Dem Wandel der industriellen Güterproduktion liegen drei wesentliche Entwicklungen zugrunde: die Rationalisierung und Automatisierung von Produktionsprozessen sowie die zunehmende Bedeutung der Vermarktung von Gütern. Unter Rationalisierung versteht man Maßnahmen, die zur Verbesserung der Produktivität (größere Menge, höherer Umsatz und Gewinn) und/oder zur Senkung von Kosten führen. So kann etwa der Produktionsfaktor Arbeit durch Automatisierung rationalisiert werden. Dabei werden Pro- duktionsprozesse, die ursprünglich von Menschen verrich- tet wurden, auf Maschinen übertragen. Beispielsweise kann die menschliche Arbeit eines Schwei- ßers durch leistungsfähigere und schnellere Maschinen wie einen Schweißroboter ersetzt und damit Kosten eingespart werden. Im Fertigungsprozess kann die Produktion etwa durch Normung, Typisierung, Massen- oder Serienproduk­ tion und kostengünstige Produktionsverfahren rationali- siert werden. Zudem gewinnt der Einsatz von leistungsfähi- gen Robotern an Bedeutung, vor allem für den Einsatz in der Automobil-, aber auch in der Möbel- und Lebensmittel­ industrie. Vermarktung und Symbolsetzung Konsumentinnen und Konsumenten üben einen immer stärkeren Einfluss auf die Güterproduktion aus. Deshalb ist es für Produzentinnen und Produzenten wichtig, Informa­ tionen über die Kaufgewohnheiten und den Lebensstil ihrer Kundinnen und Kunden zu bekommen. Neue Infor­ mations- und Kommunikationstechnologien (Social-Media- Kanäle wie Youtube und Instagram oder Blogs) spielen hierbei eine wesentliche Rolle. Eine weitere Entwicklung ist der Wandel der materiellen Produktion zur so genannten „Zeichenökonomie“, bei der der Einfluss der Symbolhaftigkeit eines Produktes auf die Kaufentscheidung von Konsumentinnen und Konsumenten zunimmt. Dabei wird deutlich, dass sich die Wertschöp- fungsanteile für Konsumgüter grundlegend verändert ha- ben. Beispielsweise werden nur vier Prozent der Wertschöp- fung eines Turnschuhs im Produktionsbetrieb erzielt (M4). Während der Lohn für die Näherinnen und Näher nur 0,4 Prozent des Preises ausmacht, entfällt die Hälfte der Wert- schöpfung auf den Einzelhandel und ein Drittel auf die Markenfirmen wie zB Nike oder Adidas, die die symboli- schen Werte des Schuhs generieren. Das Design des Pro- duktes und der Marke machen ein Vielfaches des Wertes der Herstellung aus, zumal sie symbolische Werte und Le- bensstile vermitteln. Somit tragen sie zur Identitätsbildung der Konsumentinnen und Konsumenten bei und können ein Zugehörigkeitsgefühl innerhalb von sozialen Gruppen ver- mitteln. Österreich: 128 Industrie-Roboter pro 10 000 Beschäftigte In keinem EU-Land werden so viele Roboter in der Indus- trie eingesetzt wie in Deutschland. Im weltweiten Ver- gleich liegt Deutschland gemessen an der Zahl der Ma- schinen je 10 000 Beschäftigten auf Rang vier nach Südkorea, Singapur und Japan, wie die International Federation of Robotics (IFR) am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. In Deutschland kommen demnach auf 10 000 Beschäftigte 301 Industrie-Roboter, in Österreich sind es 128. China hinkt im Vergleich zu Europa mit nur 49 Ein- heiten trotz des rasanten Wachstums deutlich hinterher. 65 Prozent der Länder mit einer überdurchschnittlichen Anzahl von Industrie-Robotern stammten aus der EU. „Die Automation ist zentraler Wettbewerbsfaktor für die klassisch produzierenden Konzerne, zunehmend aber auch für kleinere und mittlere Firmen rund um den Glo- bus“, sagte IFR-Präsident Joe Gemma. Bis 2019 wird die Zahl der weltweit eingesetzten Industrie-Roboter dem IFR zufolge um rund eine Million auf etwa 2,6 Millionen steigen. 40 Prozent der Maschinen weltweit dürften dann allein in China verkauft werden. Die weltweit star- ke Nachfrage hatte deutschen Herstellern 2015 nach früheren Angaben des Maschinenbauverbandes (VDMA) einen Rekordumsatz beschert. Die Erlöse der Robotik- und Automationsbranche stiegen um 7 Prozent auf die Bestmarke von 12,2 Mrd. Euro. Für das kommende Jahr rechnet der Verband mit einem Plus von zwei Prozent auf 12,5 Mrd. Euro. (http://derstandard.at/2000045143801/In-Oesterreich- kommen-auf-10-000-Beschaeftigte-128-Industrie-Roboter, 29. 9. 2016, abgerufen am 7.12. 2016) M2 Europa weit vorn bei Einsatz von Industrie-Robotern Kompetenzorientierte Lernziele  die Bedeutung von Rationalisierung und Automatisie- rung in der industriellen Güterproduktion darstellen  Identitätsbildung und Vermittlung von Werten als Einflussfaktoren auf Kaufentscheidungen erkennen M1 Industrieroboter bei Toyota Wandel der industriellen Güterproduktion und der Gesellschaft Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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