global 6. Geographie und Wirtschaftskunde, Schülerbuch

60 Standortverlagerung In den vergangenen Jahrzehnten wurde die Internationali- sierung von Wirtschaftsprozessen zunehmend bedeutender. Zur Steigerung der Umsätze oder Erweiterung der Exporte lagern Unternehmen zB Vertrieb oder Produktion an andere Standorte aus. Dabei spielen potenzielle Fertigungskosten, infrastrukturelle Gegebenheiten oder Kundennähe eine wichtige Rolle. Die Motive einer Standortverlagerung wer- den als Standortfaktoren bezeichnet. Diese beeinflussen die Attraktivität eines Ortes oder einer Region für die An- siedlung von Unternehmen. Die Bedeutung der unter- schiedlichen Faktoren hängt aber auch von der Größe, Or- ganisationsstruktur und der Branche des Unternehmens ab. Eine Werbeagentur hat beispielsweise andere Ansprüche an einen Standort als eine Textilfabrik. Harte Standortfaktoren Harte Standortfaktoren bezeichnen quantifizierbare sozio- demographische und infrastrukturelle Merkmale, die einen großen Einfluss auf die Unternehmertätigkeit haben. • Verkehrsanbindung (Straßen, Schienen, Hafen, Flug­ hafen) • Energie- und Umweltkosten • Flächenangebot (Größe, Grundstückspreise) • Arbeitsmarkt (Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitneh- merinnen und Arbeitnehmer) • Örtliche Steuern und Abgaben • Lage zu den Bezugs- und Absatzmärkten • Förderangebote (Subventionen) Weiche Standortfaktoren Weiche Standortfaktoren sind nicht quantifizierbare, sub- jektive Eigenschaften, die in Zeiten, in denen harte Stand- ortfaktoren an vielen Orten gleichermaßen vorhanden sind, an Bedeutung für die Ansiedlung von Unternehmen gewin- nen. Man unterscheidet zwischen weichen Faktoren, die für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens relevant sind, und weichen Faktoren, die für die Lebensqualität der Beschäftigten Bedeutung haben. Weiche, unternehmensbezogene Standortfaktoren: • Wirtschaftsklima (Schnelligkeit und Qualität der Beant- wortung von Anfragen und der Bearbeitung von Aufträ- gen) • Branchenkontakte (Vorhandensein gleicher Branchen und Zulieferbetriebe) • Forschungs-, Entwicklungs- und Ausbildungseinrichtun- gen • Innovatives Milieu (Informationsfluss zwischen Unter­ nehmen) • Image als Wirtschaftsstandort • Leistungsfähigkeit der Wirtschaftsverbände (technische und organisatorische Kompetenz, Dienstleistungsange- bot) Weiche, personenbezogene Faktoren: • Wohnqualität • Schulen und Ausbildungseinrichtungen • Soziale Infrastruktur (Vereine, kulturelles Angebot) • Umweltqualität • Stadtbild • Soziales Klima Konzentrationsprozesse am Vormarsch Zur Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und der wirtschaftlichen Macht schließen sich vermehrt Unternehmen zu großen Konzernen zusammen. Damit verlieren sie ihre wirtschaftliche Selbstständigkeit zuguns- ten einer einheitlichen Führung und größerer Marktmacht, weil der Wettbewerb auf den betroffenen Märkten auf- grund einer geringeren Zahl an Anbieterinnen und Anbie- tern abnimmt (S. 66 f.). Formen, Ursachen und Motive von Unternehmens­ konzentrationen Nach dem Wirtschaftsraum wird zwischen drei Formen der Unternehmenskonzentration unterschieden: a) regionale Unternehmenskonzentration, wenn die Unternehmenskonzentration in einem bestimmten Teil eines Staates gemeint ist (zB Kohle, Stahl oder Werften); b) nationale Unternehmenskonzentration, wenn die Unternehmenskonzentration innerhalb eines Landes gemeint ist; c) internationale Unternehmenskonzentration, wenn auf die Ausdehnung von Unternehmensverflechtun- gen über mehrere Volkswirtschaften Bezug genom- men wird (zB multinationale Unternehmen, strategi- sche Allianzen, Globalisierung). Die Ursachen und Motive für Zusammenschlüsse sind vielfältig und z.T. abhängig von der Konzentrationsrich- tung. Zum einen sind staatliche Rahmenbedingungen zu nennen, wie die Gestaltung des Gesellschafts-, Steuer-, Kartell- oder Patentrechts. Über die staatlichen Rahmen- bedingungen hinaus können folgende wichtige Ursa- chen systematisch unterschieden werden: Kostenerspar- nisse können durch Größenvorteile eine Rolle spielen. (…) Das Risiko unternehmerischer Entscheidungen kann durch Unternehmenskonzentration gemindert werden. (…) Fusionen können über steigende Marktanteile die Erringung einer marktbeherrschenden Stellung und damit die Realisierung höherer Preise und Gewinne ermöglichen. (http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/unterneh- menskonzentration.html, abgerufen am 7.12. 2016) M1 Unternehmenskonzentration Kompetenzorientierte Lernziele  die Bedeutung von harten und weichen Standort­ faktoren für Unternehmen beurteilen  Konzentrationsprozesse und Standortverlagerungen von Unternehmen analysieren Strukturen und Wandel industrieller Gebiete Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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