global 6. Geographie und Wirtschaftskunde, Schülerbuch

59 Außerwert- und Inwertsetzung von Produktionsgebieten im Wandel beurteilen 1 Stellen Sie die Vor- und Nachteile des Bewässerungs- feldbaus in Plastikplantagen gegenüber. 2 Zeigen Sie unter Berücksichtigung von M4 die Arbeits- bedingungen der Saisonarbeiterinnen und -arbeiter in Almeria auf. 3 Diskutieren Sie Ihr eigenes Konsumverhalten: Kaufen Sie auch im Winter Tomaten und Erdbeeren oder achten Sie auf die Saisonalität von Gemüse und Obst? { " } Gefangen im Plastik-Meer Eine schmale, endlos lange Straße führt durch das Laby- rinth von Gewächshäusern, das sich kilometerweit zu beiden Seiten erstreckt. Hin und wieder radeln ein paar Schwarzafrikaner vorbei. An ihren Lenkrädern baumeln Einkaufstüten. Kurz darauf verschwinden sie in den Feld- wegen, die die Treibhaus-Plantagen trennen. An einer Straßenkreuzung taucht plötzlich eine Ansammlung halb verfallener Steingehöfte auf, „Cortijos“ genannt. Ein Mann Ende 20 steht in Trainingsanzug und Badeschlappen ans Fahrrad gelehnt vor seiner schmutzig-grauen Unterkunft. Er ist Marokkaner, wohnt hier mit seinem Bruder und dessen vierköpfiger Familie. Vor sieben Jahren, erzählt der Mann, habe er, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft, von Marokko mit einem wackeligen Holzboot nach Spani- en übergesetzt. Er arbeite nebenan, sagt er und deutet auf eines der Gewächshäuser auf der anderen Straßen­ seite. Für seinen schweißtreibenden Job als Pflücker unter Folie bei Temperaturen bis zu 50 Grad verdient er höchstens 30 bis 35 Euro am Tag. Der gesetzlich vorgeschriebene Mindestlohn für einen 8-Stunden-Tag liegt bei knapp 46 Euro. Mehrmals, berichtet er, habe er seinen Chef ver- geblich um einen Arbeitsvertrag gebeten. Bis heute aber ist er ein Sans-Papier, lebt in ständiger Angst, von der Polizei gefasst und ausgewiesen zu werden. Der Mann fühlt sich als Gefangener des Plastik-Meeres, das ihn von allen Seiten umgibt: Er kann weder zur Erdbeerernte in die andalusische Provinz Huelva ausweichen, wenn es in El Ejido an Arbeit mangelt, noch zurück in seine Heimat Marokko, wo er in den letzten sieben Jahren nicht mehr war. Denn damit würde er sich die Rückkehr nach Spanien verbauen, erklärt er, während er eine Gruppe von Lands- leuten grüßt, die über den staubigen Feldweg in ihre Un- terkünfte zurückkehren. Die Steingehöfte gehören noch zu den besseren Bleiben dieses prekären Wohnviertels, in dem etwa 60 Menschen hausen. Hinter den „Cortijos“ nämlich häufen sich hässli- che, schwarze Hütten, getragen von windschiefen Holzge- stellen, die aus Plastikplanen und Stoff zusammengezim- mert sind. Auf manchen dieser Hütten thront eine Satellitenschüssel. „Im Sommer herrschen in diesen Bara- cken manchmal Temperaturen bis zu 50 Grad“, berichtet der junge Mann, der sich als Führer durch das Elendsvier- tel anbietet; dann sei es da drinnen genauso heiß wie in den Gewächshäusern. Wenn dazu noch der Wind den Gestank der benachbarten Düngemittelfabrik herüber­ wehe, werde das Leben im Viertel zur Hölle. (http://www.nzz.ch/eine-welt-unter-folie-1.1881276, abgeru- fen am 23.10. 2016) M4 Arbeitsbedingungen in Spanien 0 20 40 60 80 0 J F M A M J J A S O N D 10 20 30 40 Niederschlag in mm Temperatur in °C Almeria/Spanien (21 m) 18,4 °C 215 mm 36°50'N/2°26'W M5 Klimadiagramm von Almeria M6 Die 17-jährige Marokkanerin Miriam arbeitet als Saisonarbeiterin in Spanien. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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