global 6. Geographie und Wirtschaftskunde, Schülerbuch

54 Landwirtschaft in Europa In Europa stellt die Landwirtschaft mit der Produktion von Gemüse, Obst, Wein, Getreide, Fleisch und Milchprodukten die Grundlage für die Lebensmittelversorgung der Bevölke- rung dar. Insgesamt ist der Anteil der Landwirtschaft an der gesamten Wirtschaft allerdings gering. Zudem sinkt die Anzahl der Landwirtinnen und Landwirte, während ihr Durchschnittsalter ansteigt. Die Betriebsgrößen variieren in den europäischen Staaten sehr stark und reichen von familiär betriebenen Höfen bis hin zu Großbetrieben. Grundsätzlich wird in Europa intensive Landwirtschaft betrieben, deren Ziel möglichst hohe Erträge auf den be- grenzten Flächen sind. Moderne Maschinen, Automatisie- rung, Bewässerung sowie der Einsatz von Pflanzenschutz-, Futter- und Düngemitteln dienen der Maximierung der Erträge. Die gesteigerte Produktivität belastet durch Über- weidung, Erosion und Eutrophierung (M4) jedoch in hohem Maße die Umwelt. In Teilen Europas wird auch extensive Landwirtschaft betrieben. Dabei werden durch naturscho- nenden Umgang allerdings nur geringe Erträge auf verhält- nismäßig großen Flächen erzielt. Ein Beispiel dafür ist der Anbau von Olivenbäumen in Spanien, Griechenland und Italien. Strukturwandel in der Landwirtschaft Sinkende Löhne und Überproduktion stellen die Landwir­ tinnen und Landwirte vor große Herausforderungen. Nicht zuletzt haben diese Probleme zu einem Strukturwandel beigetragen, dem drei wesentliche Veränderungen zugrun- de liegen: 1. Industrialisierung: Die Industrialisierung mit zunehmen- der Mechanisierung führt dazu, dass immer weniger Bäue- rinnen und Bauern immer mehr Menschen mit Lebensmit- teln versorgen können. Automatisierung sowie der Einsatz hochwertiger Maschinen steigern die Erträge bei abneh- mendem Bedarf an Arbeitskräften. Der Einsatz von Kunst- dünger und chemischen Pflanzenschutzmitteln sowie der Ackerbau in Monokulturen für die maschinelle Ernte unter- streichen den Trend zur Industrialisierung. 2. Ökologisierung: Ein nachhaltiger Umgang mit den Res- sourcen gewinnt auch in der Landwirtschaft an Bedeutung. Ökologischer Landbau hat zum Ziel, Artenvielfalt und Öko- systeme zu erhalten, Böden und Wasserqualität zu schützen und die durch die Landwirtschaft verursachte Klimabelas- tung möglichst gering zu halten. Zur Sicherung der Boden- fruchtbarkeit sind geschlossene Stoffkreisläufe wichtig. Am Acker werden neben den Feldfrüchten zum Verkauf auch Futterpflanzen für die Tierhaltung angebaut. Die pflanzli- chen Abfälle und der tierische Dung werden kompostiert zur Düngung der Felder verwendet. Zudem wird auf chemi- sche Pflanzenschutzmittel und Gentechnik verzichtet sowie auf eine vielseitige Fruchtfolge und schonende Bodenbear- beitung geachtet. Insbesondere soll damit der Bodenver- dichtung entgegengewirkt werden (M5). 3. Energieversorgung: Die Landwirtschaft gewinnt in der Energieversorgung zunehmend an Bedeutung. So genannte landbasierte Agrokraftstoffe werden den konventionellen Treibstoffen als Agrodiesel (M3) und Agroethanol beige- mischt. Agroethanol wird vorwiegend aus Mais, Weizen und Zuckerrüben, Agrodiesel hingegen fast ausschließlich aus Raps hergestellt. Die positiven Effekte auf die Klimabilanz sind allerdings umstritten, zumal der erhöhte Flächenbe- darf zum Anbau der Rohstoffe wertvolle Ökosysteme zer- stört und die Emission von Treibhausgasen erhöht. Kompetenzorientierte Lernziele  die dem Strukturwandel in der Landwirtschaft zugrundeliegenden Prozesse analysieren  die Auswirkungen intensiver und industrialisierter Landwirtschaft auf die Umwelt beurteilen M1 Blumenfelder in den Niederlanden Industrielle Landwirtschaft mit Zukunftsproblemen Europa verfügt im weltweiten Vergleich über sehr wider- standsfähige Böden. Das Klima ist vielerorts milde und strapaziert das agrarisch genutzte Land wenig. Die Land- wirtschaft selbst unterliegt vielerlei Auflagen, die dem Schutz der Umwelt dienen sollen. Dennoch zeigen 35 Prozent der landwirtschaftlichen Böden in der EU Ver- dichtungserscheinungen. 17 Prozent sind degradiert, also in ihrer Qualität deutlich verschlechtert bis zerstört. Auf 42 Millionen Hektar aller Flächen in Europa ist Windero- sion zu erkennen, 105 Millionen Hektar sind von Wasser- erosion geschädigt. Durch die landwirtschaftliche Nutzung haben 45 Prozent von Europas Böden deutlich an organischer Substanz – dazu gehören Humus und Bodenlebewesen – verloren. Die natürliche Fruchtbarkeit der Äcker ist gesunken. Ihr schlechter Zustand lässt sich in den gemäßigten Klima- zonen vielerorts durch Mineraldünger- und Kalkgaben verbergen. Obwohl die Ernteerträge heute stabil sind, ist zukünftig mit Ausfällen zu rechnen. Ähnlich wie in Nord- und Südamerika, Australien und Nordchina sorgte auch in Europa über Jahrzehnte der Einsatz „moderner“ Tech- niken dafür, dass die Erträge stark gestiegen sind. (https://www.boell.de/de/2014/12/16/intensivfeldbau- industrielle-landwirtschaft-mit-zukunftsproblemen, abge- rufen am 7.12. 2016) M2 Intensivfeldbau Landwirtschaft im Wandel Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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