global 6. Geographie und Wirtschaftskunde, Schülerbuch

47 Konvergenzen und Divergenzen europäischer Gesellschaften erörtern Junger Migrant im Porträt – was möglich sein kann … Ahmed Muhammad Amin ist 1991 als zweitjüngstes von acht Kindern in Erbil (Irak) geboren worden, seine Fami- lie war wohlhabend, lebte in einer Villa, die Mutter hatte einen eigenen Friseursalon. Aber dann war da nachts Lärm, wenn die Soldaten kamen. „Saddam Hussein wird uns alle umbringen, weil wir Kurden sind!“ Die Flucht war von den Erwachsenen lange geplant gewesen, er- fährt Ahmed später. Er erinnert sich an einen tränenrei- chen Abschied von den Großeltern, den Onkeln und Tanten – und daran, dass er auch seine schöne neue Schultasche zurücklassen musste. Zusammen mit der Mutter und fünf Geschwistern geht Ahmed auf die Reise ins Ungewisse. Mit dem Bus, zu Fuß, auf einem Boot, durch sechs Länder, immer wieder Angst. Zweimal kommen sie ins Gefängnis. Ahmeds Vorbild ist der große Bruder, der damals 15 Jahre alt war. Heute lebt die Familie in Bonn. Mit der Mutter spricht Ahmed heute noch soranisch, die Sprache der Kurden im Nordirak. Die Eltern sagen „Kurdistan“, wenn sie von der Heimat sprechen – für Ahmed und seine Schwestern heißt das Land „Irak“. Arabisch hat Ahmed nie gespro- chen. Er könnte es jetzt an der Schule lernen, denn er besucht die August-Macke-Schule, eine Europaschule. Aber wozu? „Wir haben alle deutsche Pässe – nur die Mama nicht, die kann nicht gut genug Deutsch“, erklärt Ahmeds große Schwester Bana. (…) (http://www1.wdr.de/archiv/integration/integration240. htmlJunge Migranten im Porträt – Ahmed erforscht seine Familiengeschichte, Archiv, WDR) M3 Ahmed erforscht seine Familiengeschichte 70 Meilen zum Paradies Immer mehr Haschischschmuggler stiegen auf Men- schenhandel um. Der Pirat war tatsächlich nur ein klei- nes Rädchen im mächtigen Apparat der Schleppermafia. Er hatte dafür zu sorgen, dass seine Kunden in Tunesien aufgesammelt, verladen und nach Italien gebracht wur- den. (…) Der Alte nahm einen tiefen Zug aus seiner Pfeife und sagte: „Also, obwohl ihre Mittel illegal sind, ihr Anliegen ist gut. Sie helfen den Leuten, dem Elend zu entfliehen. Allein würdet ihr es nicht schaffen. Ihr seid auf diese Gauner angewiesen.“ Es gab sogar Gerüchte, dass Schlepper mittellose Flücht- linge dazu überredet hatten, sich eine Niere entnehmen zu lassen, damit sie ihre Weiterreise bezahlen könnten. In den Krankenhäusern von Tunis und Tripolis gab es angeblich Ärzte, die mit der Schleppermafia gemeinsa- me Sache machten. Sie alle fieberten dem Tag entgegen, an dem die ver- schlüsselte Botschaft sie erreichen würde. Sie wussten genau, was dann zu tun war: Ein Mittelsmann würde sie nachts zur Küste führen. Sie durften kein Gepäck an Bord nehmen. Man versprach ihnen immer wieder, die Reise nach Europa werde perfekt organisiert. Für alles sei ge- sorgt: Wasser, Essen, ja sogar Zigaretten seien reichlich vorhanden. Sie alle hatten zwar schaurige Geschichten von Bootsuntergängen gehört, doch keiner schreckte zurück. „Entweder wir gelangen nach Europa, oder das Meer verschlingt uns“, lautete ihre Überzeugung. (Klement, Robert: 70 Meilen zum Paradies. Wien: Verlag Jungbrunnen. 3. Auflage 2011) M4 Flucht aus Afrika M5 Flüchtlingsrouten verlagern sich. M6 Eindrücke aus dem Moria Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos. In dem ursprünglich für bis 3 000 Menschen ausgelegten Lager leben inzwischen mehr als 20 000 Menschen. (Foto, 8.3.2020) 1 Analysieren Sie mit Hilfe von M1 die Sprache, mit der der aktuellen Flüchtlingssituation begegnet wird. 2 Erstellen Sie anhand der Materialien auf dieser Doppel- seite sowie aktueller Materialien aus den Medien eine Dokumentation zum Thema „Flucht und Asyl“ für eine Präsentation an Ihrer Schule. { { Arbeitsheft S. 23, 24, 25 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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