global 6. Geographie und Wirtschaftskunde, Schülerbuch

39 Konvergenzen und Divergenzen europäischer Gesellschaften erörtern Von den Zigeunern oder Heiden Als man zählt von Christi Geburt 1417, hat man zum ersten in Deutschlang gesehen die Zigeuner, ein ungeschaffen, schwarz, wüst und unflätig Volk, das sonderlich gerne stiehlt, und zwar allermeist die Weiber, die sie also ihren Männern zutragen. (…) Man hat es wohl erfahren, dass dieses elend Volk geboren ist zu seinem umherschweifenden Ziehen, dass es kein Vaterland hat. Es zieht also müßig im Lande umher, ernährt sich mit Stehlen. Lebt wie ein Hund, ist auch keine Religion bei ihnen, obwohl sie schon ihre Kinder unter den Christen lassen taufen. (aus: Sebastian Münster „Cosmographia“, 1550) Flagge der Roma Die Farben blau und grün beziehen sich auf Himmel und Erde. Im Zent- rum steht das Speichenrad, das auf die indische Herkunft der Roma verweist. Liliana Ceacîru Aussage eines Künstlers und Völ- kermord-Überlebenden der Roma Wir Roma und Sinti sind die Blumen dieser Erde. Man kann uns zertreten, man kann uns aus der Erde reißen, man kann uns vergasen, man kann uns verbrennen, man kann uns erschlagen – aber wie die Blumen kommen wir immer wieder … Prof. Karl Stojka Deutsche Version der Roma-Hymne Ghelem, Ghelem (sprich: „dschelem“) Mit Pferden und Wagen sind wir den Weg gegangen, die ganze Gemeinschaft mit den Kindern. Den langen Weg, wir armen Roma. Refrain: Ge-e-e----- ihr Roma! Ge-e-e----- ihr Burschen! Die Reichen wissen nicht, was es heißt, nichts zu essen zu haben. Wo soll ich danach suchen? So ist es immer, in all den Jahren. Unser Gott hat uns zu dem gemacht, gehen wir, Roma, gehen wir. Liliana Ceacîru (18 Jahre): Eine Romni in einer sich verändernden Welt „Meiner Meinung nach sollte jede/r das Recht zu einer Ausbildung haben, einschließlich der Roma-Kinder. Ich stimme auch mit den Roma-Frauen über- ein, sich zu emanzipieren; sie müssen ihren Platz in der Familie kennen, in ihrem Beruf und nicht zuletzt in der Gesellschaft. Die Frauen müssen das wis- sen und das Beste aus ihrer Persönlichkeit, ihren Fähigkeiten und Stärken machen. All das, ohne zu vergessen, dass sie zu einer bestimmten ethnischen Gruppe gehören, ohne zu vergessen, wie wertvoll ihr kultureller Hintergrund ist, wie wichtig es ist, Traditionen für künftige Generationen zu bewahren. Sie müssen auch stolz auf ihre Herkunft sein und das vor allem deswegen, weil ihr kultu- relles Erbe so besonders ist.“ (aus: Fridrich 2006, S.115) Ein Lehrer unterrichtet Roma-Kinder in der provisorischen Schule eines Roma-Camps bei Paris. M3 Materialsammlung zu Roma in Europa: Selbstbilder versus Fremdbilder 1 Erläutern Sie mögliche Spannungsfelder zwischen der Dominanzgesellschaft und den Roma. 2 Begründen Sie, warum die Roma als autochthone Min- derheit in weiten Teilen Europas gelten. Verwenden Sie dazu M1. 3 Beurteilen Sie, warum die Verallgemeinerung „die“ Roma ebenso unzutreffend ist wie beispielsweise „die“ Österreicher. 4 Fassen Sie die zentralen Motive der Vorurteile auf, die der Geograph Sebastian Münster vor fast 500 Jahren festgehalten hat. Vergleichen Sie diese mit aktuellen Vorurteilen und ihren Funktionen (M2) gegenüber Roma. 5 Analysieren Sie anhand von M3 Selbst- und Fremdbilder der Roma im Hinblick auf Gemeinsamkeiten und Unter- schiede. { { } { { Arbeitsheft S.19 Nur zu Prüfzwecken – Eige tum des Verlags öbv

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