global 6. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

139 Regionale Entwicklungspfade vergleichen Über den Balkan in die EU Die Balkan-Route, auch „Black Route“ genannt, gilt für einen Großteil der Flüchtlinge als Einfallstor nach Mittel- und Westeuropa. Sie führt von Griechenland über Mazedonien, Serbien, Ungarn, Österreich bis kurz hinter die deutsche Grenze bei Freilassing. Für viele ist aber auch schon in Wien oder viel früher Schluss. Die Zahl der Menschen, die auf diesem Weg flüchten, hat sich seit Jahresbeginn dramatisch erhöht. Nach Angaben der österreichischen Bundespolizei kommen derzeit täglich bis zu 1 000 Flüchtlinge über diese Route bis an die ungarische Grenze. Fast immer werden die Menschen unter qualvollen Umständen von skrupellosen Schleppern in Lastwagen geschmuggelt. (…) Die Fahrt in einem Lkw oder ähnlichen Transportmitteln macht aber nur einen geringen Teil der Flucht aus. Den Großteil legen die Flüchtlinge zu Fuß zurück. Dabei seien sie besonders in Mazedonien schweren Verkehrsunfällen und Naturgewalten ebenso schutzlos ausgeliefert wie Kriminellen, erklärt ein Sprecher des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen. Mit Kriminellen sind nicht immer die Schlepper gemeint, sondern auch andere Banden des organisierten Verbrechens, die gezielt Flüchtlinge überfallen und ausrauben – und dabei auch den Tod ihrer Opfer in Kauf nehmen. (…) Auch Nahrungsmittel und medizinische Hilfe gibt es kaum. In Serbien sieht es nicht viel besser aus. Dort drohen den Flüchtlingen Verhaftung und Abschiebung. Wer es durch Serbien geschafft hat, ist aber noch längst nicht am Ende der Tortur. Die Behörden um die nationalkonservative Regierung von Viktor Orbán gehen besonders brutal mit Flüchtlingen um. Die Zustände in den Auffanglagern seien miserabel, berichten lokale Medien. In Ungarn befinden sich die Flüchtlinge aber in der EU, in der mitteleuropäischen Schengen-Zone! (…) Trotz aller Gefahren und Risiken ist die Balkan-Route bei Flüchtlingen nicht unbeliebt – der Landweg gilt als sicherer als die Flucht übers Mittelmeer. Die Menschen, die so nach Westeuropa wollen, kommen vor allem aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und Pakistan. (http://www.rp-online.de/panorama/ausland/die-gefaehrliche-flucht-in-den-westen-aid-1.539519, abgerufen am 7. 12. 2016) M2 Flucht über die Balkanroute 1 Nennen Sie Gründe, warum die Europäische Union den Beitritt der Westbalkanstaaten anstrebt. 2 Erläutern Sie mittels Internetrecherche und unter Berücksichtigung von M1, warum Serbien größeres Interesse an einem Bündnis mit Russland als am Beitritt zur EU zeigt. 3 Begründen Sie, warum so viele Menschen aus dem Westbalkan ihre Heimat verlassen. 4 Beurteilen Sie die Attraktivität Deutschlands als Einwanderungsland (M3) für Menschen aus dem Westbalkan. " { { } Warum flüchten Menschen vom Balkan? Bosnien, Mazedonien und Serbien gelten seit Ende 2014 als „sichere Herkunftsstaaten“. Dennoch hat sich die Zahl der Asylbewerber von dort nicht verringert. Die Aussichten in diesen Ländern sind zu schlecht, der Weg nach Deutschland zu einfach. Im November 2014 war Mazedonien zum „sicheren Herkunftsstaat“ erklärt worden. Das soll Asylverfahren beschleunigen und damit auch den Flüchtlingsstrom verringern. Dennoch kamen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 4 200 Menschen aus Mazedonien nach Deutschland und beantragten hier Asyl. Mazedonien liegt damit auf Platz sieben der Herkunftsstaaten von Asylbewerbern. Auch aus anderen Balkanländern wie Kosovo, Albanien und Serbien kommen viele Menschen. Viele von den Balkan-Flüchtlingen sind Roma. Deren Lage habe sich in den letzten Jahren „dramatisch verschlechtert“, sagt Ljatife Shikovska von der mazedonischen RomaHilfe „Ambrela“. In dem kleinen Balkanland seien etwa 5 000 von ihnen ohne Personalpapiere und damit ohne Sozial- und Krankenversicherung. Sie haben keinen Zutritt zum Bildungssystem und zum Arbeitsmarkt. (…) Nicht nur Roma strömen aus Südosteuropa nach Deutschland. Im Frühjahr machten sich Zehntausende Albaner aus dem Kosovo auf den Weg. Sie waren nach Parlamentswahlen maßlos enttäuscht, dass sich die beiden eigentlich tief verfeindeten größten Parteien zu einer Regierungskoalition zusammengeschlossen hatten. Das wurde als Zeichen gewertet, dass keine Besserung des miserablen tagtäglichen Lebens zu erwarten ist. „Die bis ins Mark korrupten Politiker wollen das Land nur noch mehr ausrauben“, begründeten viele Flüchtlinge ihre Motive. Auch aus dem kleinen Montenegro, ebenfalls EU-Beitrittskandidat, kommen Tausende Migranten nach Deutschland. Zählungen in bitterarmen Städten wie Rozaje und Bijelo Polje brachen in den ersten sechs Monaten des Jahres 6 200 Menschen Richtung Deutschland auf. (…) (http://www.n-tv.de/politik/Warum-fluechten-Menschenvom-Balkan-article15665001.html, Thomas Brey, 6. 8. 2015, abgerufen am 7.12.2016) M3 Abwehrversuch bleibt wirkungslos Arbeitsheft S. 63 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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