global 6. Geographie und Wirtschaftskunde, Schülerbuch

12 Fallbeispiel Kompetenzorientierte Lernziele  den Begriff „Europäische Identität“erläutern  das Zugehörigkeitsgefühl zur EU vergleichen und bewerten In Vielfalt geeint? Europäische Identität – was bedeutet das eigentlich? Sowohl „Europa“ als auch „Identität“ sind zwei nur schwer zu fassende Begrifflichkeiten. Ist die Identität des Einzel- nen gemeint oder die einer ganzen Nation oder eines ganzen Kontinents? Und ist Identität nicht einem ständi- gen Wandel unterlegen? Meint Europa die geografisch abgesteckten Grenzen oder doch vornehmlich die Mit- gliedstaaten der EU? Der Leitspruch des Europamottos „In Vielfalt geeint“ ist eines der Symbole der Europäischen Union. Er wurde zur Stärkung des Gedankens einer europäischen Identität entwickelt. (…) Der Leitspruch soll ausdrücken, dass sich die Europäer über die EU vereint für Wohlstand und Frie- den einsetzen und dass die verschiedenen Kulturen und Sprachen innerhalb Europas eine Bereicherung für den gesamten Kontinent sind. Der Begriff der europäischen Identität ist nur sehr schwer fassbar, denn jeder hat seine ganz eigene Vorstellung davon, was Identität und auch, was Europa eigentlich bedeutet. Fest steht, dass die Europäer auf eine lange gemeinsame Geschichte zurückblicken. (…) Wie sehr sich ein einzelner Mensch als Europäer fühlt, ist hingegen sehr typ- und situationsabhängig. (http://www.oe24.at/news/Die-europaeische- Identitaet/177521138, 19. 2. 2015, abgerufen am 30.11. 2016) M1 Europäische Identität Staat und Nation Die heutigen Staaten Europas sind grundsätzlich als Nati- onalstaaten konzipiert worden: der Begriff „Staat“ betrifft die territoriale und politische Gestaltung, der Begriff „Na- tion“ die Identitätsbildung der Bevölkerung. Stehen kultu- relle Aspekte wie Religion, Sprache und Tradition im Vor- dergrund, so spricht man von einer Kulturnation, die auf der Vorstellung basiert, dass die Nation aus einem kultu- rell homogenen Volk bestünde, einer für heute in einer globalisierten Gesellschaft eher wenig brauchbaren An- nahme. Demgegenüber steht die Vorstellung der Staatsnation (oder Willensnation): Im Zuge der Französischen Revolu­ tion entsteht die Französische Nation aus dem dritten Stand, einem Sammelbecken hinsichtlich Bildung, Her- kunft, Finanzkraft, Interessenslagen und Sprache unter- schiedlicher Menschen. Das hier einigende Band ist das Gefühl der Solidarität und der Gleichheit, in Verbindung mit dem Willen, eine Nation zu sein und als solche eine Schicksalsgemeinschaft zu bilden. (…) Eine europäische Identität ist nach dem 2. Weltkrieg im Bewusstsein der Menschen nicht vorhanden. Vermehrte wirtschaftliche Zusammenarbeit, eine Vergemeinschaf- tung vieler Politikfelder lässt die Union immer mehr zu einer Art Supra-Staat werden, mit eigenen Organen, ins­ besondere einem eigenen Parlament und einer „Regie- rung“ in Gestalt der Kommission. (…) Wahrscheinlich erhält die Idee der „Völker“ mit ihren spe­ zifischen sprachlichen sowie kulturellen Besonderheiten die Diskontinuitäten unter den Nationen Europas, anstatt die Integration zu fördern. (nach: Metzeltin, Michael: Europäische Integration/Euro­ päische Identität? 20. 3. 2014, ÖAW, Forschung und Gesell- schaft 8) M2 Bedeutet Integration auch Identität? gesamt „ja“ gesamt „nein“ „weiß nicht“ (alle Angaben in %) 91 9 86 83 81 81 81 81 81 80 80 80 79 79 79 76 74 73 73 72 72 72 70 66 65 58 56 55 53 51 13 16 19 18 18 16 17 19 19 20 20 20 19 24 26 27 26 28 26 27 29 34 35 41 43 44 45 49 0 1 1 0 1 1 3 2 1 1 0 1 1 2 0 0 0 1 0 2 1 1 0 0 1 1 1 2 0 BG IT FR CZ HR EU NL RO CY LV AT BE SI SK SE DK IE HU EE PL MT PT FI LT DE ES LU UK EL M3 Euro-Barometer 11/2019: „Sie fühlen sich als Bürgerin oder Bürger der Europäischen Union?“ Sind wir Europäerinnen und Europäer? Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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