global 6. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

111 Wettbewerbspolitik und Regionalpolitik bewerten Wie reagierte die Europäische Zentralbank auf diese neue Herausforderung? Die Finanz- und die damit verbundene Wirtschaftskrise im Jahr 2009 hatte bzw. hat auch weltweit schwerwiegende Folgen für die Notenbanken. So wie die EZB sahen sich die Zentralbanken gezwungen, ihre Geldpolitik neu zu gestalten. Das zentrale Ziel der EZB ist eine Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent. Um ihr Ziel zu erreichen, hat die EZB ihre Zinsen extrem gesenkt, Kredite massiv verbilligt und hat selbst Milliarden beinahe ohne Zinsen an die europäischen Banken verliehen. Seit März 2015 kaufte sie monatlich – im Rahmen eines eigenen Programms mit dem Namen „Quantitative Easing“ – Anleihen in Milliardenhöhe von den Geschäftsbanken in der Eurozone an. Das Gesamtvolumen der Ankäufe verschiedener Anleihensarten betrug bis August 2020 stolze rund 2,8 Billionen Euro. Quantitative Easing – kurz gefasst Was ist Quantitative Easing (Quantitative Lockerung)? Quantitative Easing – kurz QE genannt – ist eine Geldpolitik der Zentralbanken für außergewöhnliche Umstände (zB im Falle sehr niedriger Inflation bzw. Deflation). Die Geldmenge wird dabei massiv ausgeweitet (dh die Notenbank druckt Geld), und mit dem zusätzlichen Geld werden Wertpapiere von Geschäftsbanken gekauft. Welche Ziele verfolgt die EZB mit diesem geldpolitischen Instrument? Im Zentrum steht die Bekämpfung einer (drohenden) Deflation bzw. Rezession. Durch die Ausweitung des Geldangebots sollen folgende Zwischenziele erreicht werden: • Senkung der Realzinsen (= Nominalzinsen minus Inflationsrate) • Erhöhung des Geldangebots der Geschäftsbanken • Verstärkte Vergabe von Krediten durch die Geschäftsbanken • Steigerung des privaten Konsums und der Investitionen durch Unternehmen • Abwertung der eigenen Währung (Exporte 1 billiger; Importe 1 teurer) • Stimulierung des Wirtschaftswachstums • Erhöhung der Inflation % % % 5 50 20 10 5 € € EZB führt Anleihenkäufe im großen Stil durch  Geldmenge wächst der Außenwert des Euro nimmt ab  europäische Exporte werden gefördert Liquidität von Geschäftsbanken steigt durch Anleihenverkäufe an Zentralbank Kreditnachfrage von Konsumenten und Unternehmen wächst Investitions- und Konsumgüternachfrage nimmt stetig zu langfristiges Zinsniveau im Euroraum sinkt Konsumgüter werden teurer Inflation Anleihenkurse steigen  Renditen von Anleihen fallen M4 Warum sollten die Preise steigen, wenn die EZB Anleihen kauft? 1 Definieren Sie den Begriff Deflation und untersuchen Sie, welche Faktoren zu Deflation führen können und wie sich diese auswirkt. 2 Erklären Sie – in kurz gefasster Form – den Begriff „Quantitative Easing“ (QE). 3 Erläutern Sie, welche Ziele die EZB mit diesem geldpolitischen Instrument verfolgt. 4 Erklären Sie die einzelnen Schritte, wie das geldpolitische Instrument QE funktioniert bzw. laut Plan funktionieren sollte (M4). 5 Kreuzen Sie an, wie sich die jeweiligen Einflussgrößen beim Einsatz einer QE-Programms verändern/verändern sollten. Änderung der Geldmenge durch Quantitative Easing der EZB steigt sinkt Geldmenge Kreditvergabevolumen der Banken Kurs von Anleihen Rendite von Anleihen Langfristiges Zinsniveau Kreditnachfrage durch Nichtbanken Außenwert des Euro Exporte der Euroländer Investitions- und Konsumgüternachfrage Preisniveau in Euroländern { { { { { Arbeitsheft S. 51 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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