global 6. Geographie und Wirtschaftskunde, Schülerbuch

109 Wettbewerbspolitik und Regionalpolitik bewerten Welche geldpolitischen Ziele verfolgt die EZB? Die EZB hat nach dem Vertrag von Maastricht das vorran­ gige Ziel, die Geldwertstabilität (= den Wert des Euro) zu bewahren, also die Inflation möglichst niedrig zu halten. Geldwertstabilität laut EZB ist dann gegeben, wenn die Zunahme des harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), also der durchschnittliche Preisanstieg in den Ländern des Eurosystems, weniger als zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr beträgt. Die Preisentwicklung wird von einer Vielzahl von Faktoren bestimmt. Beispielsweise kann die Ursache einer Preisstei- gerung in einer starken Nachfrageausweitung begründet liegen. Inflation kann aber auch angebotsseitige Ursachen haben. So können ein Anstieg von Rohstoffpreisen oder Löhnen die Kosten der Unternehmen nach oben treiben. Da nach Meinung der EZB die Inflation sehr häufig durch ein übermäßiges Wachstum der Geldmenge im Euroraum (= geldmengenbedingte Inflation) ausgelöst wird, versucht die EZB, die Preisstabilität durch eine gezielte Steuerung der Geldmenge sicherzustellen. Mit Hilfe welcher geldpolitischen Instrumente erreicht die EZB ihre Ziele? Die EZB verfügt zu diesem Zweck über eine Reihe von Ins­ trumenten. Diese sind darauf ausgerichtet, das Kreditange­ bot der Geschäftsbanken über Liquiditätsmaßnahmen zu steuern oder die Kreditnachfrage der Haushalte und Unter- nehmen über die Zinshöhe zu beeinflussen. Beispiel – Beeinflussung der Liquidität: Benötigen die Geschäftsbanken für die Vergabe von Kredi- ten an Unternehmen und Haushalte Zentralbankgeld und stellt die Notenbank dieses Zentralbankgeld tatsächlich bereit, so kommt es zu einer Liquiditätszuführung, also zu einer Erhöhung der Geldmenge. Bei normalen Marktreakti- onen wird das Angebot an Krediten (= Kreditvolumen) also steigen und die Zinsen werden tendenziell sinken. Beispiel – Beeinflussung des Zinssatzes: Die Bereitschaft der Nichtbanken (Haushalte und Unterneh- men) Kredite aufzunehmen, hängt vor allem von der jewei- ligen Zinshöhe ab. Erhöht die Zentralbank die Zinsen, so wird bei normalen Marktreaktionen die Kreditnachfrage sinken und das Kreditvolumen ebenfalls zurückgehen, dh die Geldmenge wird sinken. Die geldpolitischen Instrumente der EZB können in drei zentrale Gruppen eingeteilt werden: Ständige Fazilitäten Geldpolitische Instrumente der EZB Mindest- reserve Offenmarkt- geschäfte M3 Geldpolitische Instrumente der EZB M4 Entwicklung der Leitzinssätze 1 Nennen Sie die Organe der EZB und beschreiben Sie deren Zusammensetzung. Erläutern Sie die wichtigsten Aufgaben der einzelnen Organe. 2 Das vorrangige Ziel der EZB ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten. a) In welchem Vertrag wurde dieses Ziel festgelegt? b) Erklären Sie, wie der EZB-Rat das Ziel „Preisstabilität“ festgelegt hat. 3 Erläutern und begründen Sie die voraussichtliche Wirkung folgender Maßnahmen: a) Die EZB senkt den Leitzinssatz. b) Die EZB führt den Geschäftsbanken Liquidität zu. 4 Beurteilen Sie, wie sich eine Erhöhung des Mindest­ reservesatzes auf die Geldmenge auswirkt (Erhöhung oder Verringerung). { { { } Offenmarktgeschäfte Kurz- oder längerfristiger Ankauf bzw. Verkauf von Wert- papieren durch die Zentralbank von den Geschäftsban- ken. Der Zinssatz für diese Geschäfte (= Leitzinssatz) ist der wichtigste Zinssatz im Eurosystem und unterliegt, wie die Grafik M4 zeigt, starken Schwankungen. Ständige Fazilitäten Als Fazilitäten bezeichnet man die Zinssätze der EZB an Banken. Es gibt zwei Arten von Fazilitäten. Spitzenrefi- nanzierungsfazilität: Geschäftsbanken können sich kurz- fristig bei der Zentralbank Geld ausborgen. Einlagenfazilität: Geschäftsbanken können Geldüber- schüsse bei der Zentralbank anlegen. Mindestreserve Geschäftsbanken müssen bei der Notenbank Mindest- guthaben (zum Zwecke der Sicherheit) halten. Arbeitsheft S. 50 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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