global 6. Geographie und Wirtschaftskunde, Schülerbuch

102 Kompetenzorientierte Lernziele  die Kernpunkte der europäischen Energiepolitik beschreiben  die Bedeutung erneuerbarer Energieträger ermitteln Energiepolitik der EU: Strategien gegen Klimawandel und Abhängigkeit Welche Bedeutung hat und vor welchen Heraus­ forderungen steht die EU-Energiepolitik? Die Energiewirtschaft ist von strategischer Bedeutung für jede Volkswirtschaft, denn ohne Energie läuft nichts. Sie liefert uns Licht und Wärme, ermöglicht die Beförderung von Menschen und Waren und ist unentbehrlich für alle Wirtschaftszweige. Als zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Erde verbraucht die EU ein Fünftel der weltweit erzeugten Energie, besitzt selbst aber nur sehr geringe Vorräte. Euro- pa benötigt daher riesige Mengen an fossiler Energie (Öl, Erdgas und Kohle) und importiert davon einen hohen An- teil. • Bekämpfung des Klimawandels Die Erderwärmung ist eine der größten Bedrohungen für unseren Planeten. Wenn die Erderwärmung das vorindustrielle Niveau um mehr als 2 °C übersteigt, dürfte der Klimawandel unumkehrbar werden und schwerwie- gende langfristige Folgen haben. Niedriger liegende Gebiete der Erde – dazu gehören auch große Teile Euro- pas – könnten aufgrund des steigenden Meeresspiegels verschwinden, schwere Unwetter würden an Häufigkeit zunehmen und dadurch enorme Kosten verursachen. Als einer der Hauptverursacher für die Treibhausgas­ emissionen gilt die Energiewirtschaft, die bis zu 80% von fossilen Brennstoffen abhängig ist. Bei ihrer Verbrennung entsteht ​CO​ 2 ​, das wichtigste Treibhausgas. • Hohe Energieabhängigkeit in der EU – Gewährleistung der Versorgung Die Energieabhängigkeit der EU betrug im Jahr 2018 ins­ gesamt 56 Prozent. 87 Prozent des Erdöls, 74 Prozent des Erdgases und ungefähr 44 Prozent der Festbrennstoffe wie Kohle wurden in diesem Jahr aus Nicht-EU-Ländern importiert. Diese Energieimporte kosten Europa zirka 300–400 Milliarden Euro pro Jahr. Die Energieabhängigkeit variiert aber sehr stark zwi- schen den einzelnen Mitgliedstaaten, wie die Karte M1 sehr anschaulich zeigt. Im Jahr 2018 war die Energieabhängigkeit in Estland und Dänemark am geringsten ausgeprägt. Am stärksten von Energieeinfuhren abhängig waren hingegen Malta, Luxemburg, Zypern, Belgien, Italien und Portugal. Die Energieabhängigkeit Italiens betrug im Jahr 2018 zirka 76 Prozent und lag damit deutlich über dem Wert der EU-28. Große Stromausfälle sind in Europa heute selten gewor- den. Das liegt auch an der von der EU veranlassten Zu- sammenarbeit zwischen den Netzbetreibern. Beim Erdöl und Gas ist Europa jedoch in hohem Ausmaß von Einfuh- ren – teilweise von sehr weit weg – abhängig. So kann die EU nur etwa ein Drittel ihres Erdgasverbrauchs aus eigenen Vorkommen decken. Der Rest muss importiert werden. Hauptlieferant ist Russland. Schätzungen zufol- ge wird die Abhängigkeit Europas von Erdgasimporten in den kommenden 20 Jahren auf etwa 80 Prozent steigen. • Technische Sicherheit der Energieerzeugung Die Katastrophe von Fukushima in Japan im März 2011 (Zerstörung eines Atomkraftwerkes durch ein Erdbeben, M2) hat in aller Deutlichkeit gezeigt, wie wichtig die nuk- leare Sicherheit ist. Die EU muss daher mit strengen Nor- men dafür sorgen, dass die Erzeugung von Strom über Atomkraftwerke und die Entsorgung der radioaktiven Abfälle sicher abläuft. Malta Luxemburg Zypern Belgien Italien Portugal Litauen Spanien Griechenland Irland Österreich Slowakei Deutschland Niederlande Ungarn Slowenien Frankreich Polen Ver. Königreich Estland Finnland Lettland Tschechien Bulgarien Schweden Rumänien Dänemark Kroatien 96% 95% 92% 82% 76% 76% 74% 73% 71% 67% 64% 64% 64 % 60 % 58 % 53 % 51 % 47 % 45 % 45 % 44 % 37 % 36 % 35 % 29 % 24 % 24 % 1 EU-28 = 56 % M1 Energieabhängigkeit der EU 2018 M2 Fukushima Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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