global 6. Geographie und Wirtschaftskunde, Schülerbuch

100 Fallbeispiel Kompetenzorientierte Lernziele  Vor- und Nachteile des grenzüberscheitenden Alpen­ transits erörtern  Auswirkungen, Maßnahmen und Ziele des Alpentransits kritisch bewerten Alpentransit Die Alpen – (k)ein Hindernis für den Verkehr In der Mitte Europas liegt ein Gebirgszug, der sich über insgesamt acht Länder erstreckt – die Alpen. Die Durch- bzw. Überquerung des Alpenraumes, kurz „Alpentransit“ genannt, ist daher ein wichtiges Thema im Bereich Mobi­ lität und Transport von Gütern und Personen in Europa. Seit dem wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Zweiten Welt- krieg und dem Siegeszug des Automobils in den 1950-er Jahren kam es zu einer massiven Zunahme des Verkehrs. Durch die technischen Weiterentwicklungen und die Aus- und Neubauten von überregionalen Tunnelanlagen und Autobahnen in den darauffolgenden Jahren entwickelten sich die Alpen nach und nach zum am besten erschlosse- nen Hochgebirge. Insgesamt gibt es fast 100 Alpentunnel, außerdem fast 200 Pässe über die Alpen. Besonders in den Verdichtungsräumen nördlich und süd- lich der Alpen ist der Transitverkehr, der so genannte Durch- fahrtsverkehr durch mehrere Staaten, von besonderer Bedeutung. Hier befinden sich nämlich die Engpässe des Güter- und Personenverkehrs. Sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene kommt es speziell in diesen Regionen zu erheblichen Verkehrsbelastungen. Schließlich ist eine Überquerung oder eine Durchfahrt der Alpen nur an be- stimmten Alpenpässen oder Tunnel möglich. Verkehrspolitik und Alpentransit Mit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union und der Öffnung der Grenzen und des europäischen Wirt- schaftsraumes kam es vermehrt zu verkehrstechnischen Überlastungen für den österreichischen Alpenraum. Die ausgestoßenen Stickoxide griffen den Waldbestand entlang der Transitrouten an, die Luftverschmutzung wirkte sich negativ auf die Tourismusgebiete des Hochgebirges aus und die Emissionen wurden allmählich zu einer gesund- heitlichen Belastung für die Anrainerinnen und Anrainer. Die Verkehrspolitik reagierte und erste Verträge zum Schutz der Alpen wurden geschlossen. Die so genannte Alpenkonvention ist ein Abkommen zwi- schen den Alpenstaaten zum Schutz der Natur und des Lebensraums. Das Hauptziel dieser Konvention ist die För­ derung von umweltfreundlichen Verkehrsträgern wie der Bahn. Erste Bemühungen um Transitverträge zwischen Österreich und der EU (1995 bis 2003) zur Reduzierung des Lkw-Ver- kehrs und zur Verminderung von umweltschädlichen Ab­ gasen scheiterten. Die Folge war ein freier Transitverkehr durch Österreich und somit eine weitere Zunahme des Lkw-Verkehrs, besonders an den meistbefahrenden Alpen- pässen wie dem Brenner, dem Schoberpass und dem Wech- sel. Eine Verbesserung brachte eine Erhöhung der Maut- pflicht für alle Kraftfahrzeuge auf österreichischen Autobahnen und Schnellstraßen (M2). Eine Verkehrsumlegung auf die Bahn wurde in den letzten Jahren vermehrt in Anspruch genommen. Grund dafür wa- ren der Ausbau und die Modernisierung des Schienennet- zes. Die Bahn wird auch in anderen Alpenländern, speziell in der Schweiz, vermehrt als Hauptmittel zur Entlastung des Straßenverkehrs und zur Minderung der Umweltbelas- tungen eingesetzt. Bestes Beispiel dafür ist der längste und modernste Eisenbahntunnel der Welt, der Gotthardtunnel mit einer Länge von 57km, der im Jahr 2016 eröffnet wurde. Für die aufwändigen Infrastrukturprojekte werden jedoch enorm große Flächen verbraucht. Die intensive Nutzung kann zu neuen Naturgefahren führen. So sind Muren, Lawi- nen und Überschwemmungen teilweise durch die Ver- kehrserschließung und Versiegelung bedingt. Zudem wird durch die Treibhausgasemissionen der natürliche Waldbe- stand entlang der Transitstrecken stark angegriffen. 50 40 30 20 10 Mio t Frankreich Schiene inkl. kombinierter Verkehr Straße (in Mio Tonnen netto im Jahr) 0 2013 2010 2005 2000 1995 1990 1985 1980 50 40 30 20 10 Mio t Österreich 0 2013 2010 2005 2000 1995 1990 1985 1980 50 40 30 20 10 Mio t Schweiz 0 2013 2010 2005 2000 1995 1990 1985 1980 2017 2017 2017 M1 Beförderte Mengen im alpenquerenden Güterverkehr im Ländervergleich Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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