80 Fallbeispiel Binnenmigration Wanderungsbewegungen innerhalb einer Region oder eines Staates werden als Binnenmigration bezeichnet. Die wichtigsten Gründe für Binnenwanderung sind bessere Arbeitsbedingungen: Menschen ziehen dorthin, wo es mehr Arbeitsplätze gibt oder wo die Einkommen höher sind. Weitere Faktoren für Binnenmigration sind bessere Infrastruktur, besseres Bildungsangebot oder bessere Wohnmöglichkeiten in den Regionen, in die die Menschen wandern. Gründe für Abwanderungen in andere Regionen eines Landes können auch Natur- und Umweltkatastrophen oder bewaffnete Konflikte in der Heimat sein. Binnenmigration in China Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung seit den 1980-er Jahren ist die Migration innerhalb Chinas rasant gewachsen. Waren es 1987 noch etwas über 15 Millionen Binnenmigrantinnen und -migranten, so sind es derzeit über 290 Millionen (Stand Ende 2019), die es vorwiegend in die Städte und Ballungsgebiete an der Ostküste und in die wirtschaftlichen Zentren am Perlfluss zieht. Regionale Unterschiede zwischen Ost- und Westchina, zwischen Stadt und Land spielen hierbei eine wesentliche Rolle. Dies zeigt sich in einem starken Einkommensgefälle, in mangelnden Arbeitsplätzen auf dem Land, im rasanten Wachstum arbeitsintensiver Sektoren in den Städten und Ballungsräumen (zB Baugewerbe, produzierendes Gewerbe, Dienstleistungen) und in ungleichen Bildungsmöglichkeiten. Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter stellen fast 60% der Arbeitskräfte in der verarbeitenden Industrie, über 50% in Handel und Gastronomie, fast 80% im Baugewerbe und knapp 70% in der Fertigungsindustrie. M1 Containerwohnungen von Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeitern in Shanghai: Für 12 Quadratmeter Wohnraum müssen sie ungefähr 460 Yuan (etwa 62 Euro) pro Monat bezahlen. M2 Chinas Industriezentren gehen die Wanderarbeiter aus Starke regionale Gehaltsunterschiede/Provinzstädte punkten mit niedrigeren Lebenshaltungskosten Die Zeiten, in denen das chinesische Arbeiterheer als unerschöpflich galt, sind vorbei. Inzwischen klagen viele Unternehmen in den industriellen Ballungsräumen darüber, Blue-Collar-Jobs nur noch unter Schwierigkeiten besetzen zu können. Viele der so genannten Wanderarbeiter ziehen inzwischen Standorte vor, wo die Löhne zwar niedriger, die Lebenshaltungskosten aber auch nicht so exorbitant hoch sind. Landesweit bestehen in China enorme regionale Gehalts- und Kostenunterschiede. Die Klagen der Unternehmen in den industriellen Clustern wie Shanghai und dem Yangzi-Delta respektive dem südlichen Perlflussdelta sind nicht neu, wurden aber in den letzten Jahren deutlich lauter: Blue-CollarJobs seien heutzutage deutlich schwerer zu besetzen als früher, heißt es. Diese Stellen wurden traditionell mit Wanderarbeitern besetzt. Doch die an der Ostküste stark gestiegenen Lebenshaltungskosten lassen ihre Heimatprovinzen deutlich attraktiver erscheinen. Und dort hat sich das Jobangebot in den letzten Jahren erheblich verbessert. Trotz niedrigerer Löhne bleibt den Arbeitern so mehr zum Leben übrig und die Familie ist näher. Grundsätzlich sind landesweit die regionalen Lohn- und Kostenunterschiede enorm. Nach den Umfrageergebnissen der Deutschen Handelskammer 2017/18 lagen die Löhne und Gehälter im landesweiten Vergleich in Beijing am höchsten gefolgt von Shanghai. Auch wenn die Löhne in den Großstädten weit über dem chinesischen Durchschnitt liegen, steigen die Lebenshaltungskosten noch schneller. (https://www.gtai.de/gtai-de/trade/wirtschaftsumfeld/ berichtwirtschaftsumfeld/ china/chinas-industriezentrengehen-diewanderarbeiter-aus-10072, Stefanie Schmitt, abgerufen am 2. 6. 2020) M3 Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter stellen sich an, um Fahrkarten für den Zug von Chengdu nach Urumchi zu kaufen. Sie fahren in ihre Heimat, um das chinesische Neujahrsfest zu feiern. Kompetenzorientierte Lernziele den Begriff Binnenmigration erklären die Bedeutung der Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter für die Wirtschaft Chinas analysieren die Lebensumstände der Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter beschreiben und erläutern Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter in China Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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