75 Bevölkerung und Gesellschaft diskutieren 1 Analysieren Sie die Karte M1 und die Grafik M2. Vergleichen Sie die unterschiedlichen Todesursachen in Industrie- und Entwicklungsländern. 2 Recherchieren Sie im Internet zur aktuellen Verbreitung von Infektionskrankheiten in Afrika. 3 Arbeiten Sie aus M3 und M4 die wesentlichen Aspekte zur medizinischen Versorgung in Großbritannien und in den genannten afrikanischen Ländern heraus. 4 Beurteilen Sie die Effizienz des britischen Gesundheitssystems aus der Sicht der Patientinnen und Patienten. { { " } Westafrika war auf eine solche Epidemie nicht vorbereitet Guinea, Ende 2013. In dem Dorf Meliandou sterben zwei Kleinkinder, ihre Mutter, die Oma. Kurz darauf eine Krankenschwester und die Dorf-Hebamme. Sie tragen ein ihnen unbekanntes Virus in die Krankenhäuser der nahen Städte, nach Guéckédou und Macenta. Die Ansteckungsketten werden komplexer. Erst im März 2014 steht fest, dass Ebola das Leid verursacht. Da hat die Seuche längst Guineas Hauptstadt Conakry erreicht. Die Menschen infizieren sich, weil sie sich um ihre Angehörigen kümmern, von den Toten Abschied nehmen, weil sie bei Heilern Hilfe suchen oder in Gesundheitszentren, in denen es am Nötigsten fehlt. Selbst die größten Krankenhäuser haben nicht immer Strom, fließend Wasser oder Isolierstationen. Westafrika war auf eine solche Epidemie nicht vorbereitet. Ein Arzt je 10 000 Einwohner. So war es in Guinea, bevor die schlimmste Ebola-Epidemie der Geschichte begann. In Sierra Leone kümmerten sich 130 Ärzte um sechs Millionen Einwohner. Oder Liberia, ein Land mit 4,3 Millionen Einwohnern: Dort praktizierten 51 Ärzte. Mindestens 23 Ärzte, Pfleger und Hebammen je 10 000 Einwohner seien nötig, sagt die WHO. In Liberia waren es 0,1, in Sierra Leone 0,2, in Guinea einer. Viel weniger als im Rest von Afrika. „Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet.“ So steht es im Artikel 25 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Eine ärztliche Versorgung ist trotzdem kein Standard. Afrika ist ein Kontinent mit 54 souveränen Staaten, es gibt nicht das eine afrikanische Gesundheitssystem. Einst herrschten die Kolonialmächte, heute sind Dutzende staatliche Entwicklungsdienste und viele Nichtregierungsorganisationen vor Ort aktiv. Ein Flickwerk. Vielen Ländern südlich der Sahara ist jedoch gemein, dass Kranke kilometerweit bis zum nächsten Arzt oder Krankenhaus laufen müssen. Oft vergeblich, weil zum Beispiel ein Labor für die Diagnostik fehlt oder die richtigen Medikamente. Manche überlegten es sich, ob er oder sie sich bei der nächsten Krankheit überhaupt auf den Weg machten. Zumal die Krankenschwestern, die sie antreffen, weniger Pflegekraft als Pillen-Buchhalter sind. Heute gibt es rund 120 Programme zur Krankheitsbekämpfung. Jedes hat ein eigenes Berichtssystem. Zu viel wurde in die Prävention und Behandlung einzelner Krankheiten investiert, statt ein Versorgungsnetz zu knüpfen, das engmaschig über das ganze Land ausgebreitet ist. (http://www.tagesspiegel.de/wissen/lehren-fuer-die-zeitnach-ebola-afrikas-krankheitssysteme/11114748.html; Franziska Badenschier, 13. 12. 2014, abgerufen am 19. 9. 2016) M3 Afrikas Krankheitssysteme Wie funktioniert das britische Gesundheitssystem? Herzstück des Systems ist der bereits seit 1948 existierende Nationale Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS). Er verantwortet sowohl die ambulante als auch die stationäre Versorgung im Fall von Krankheit, Unfall und Pflegebedürftigkeit. Alle Einwohner des United Kingdom sind im NHS versichert. Konkret heißt das: Jeder hat das Recht auf einen freien Zugang zur medizinischen Versorgung des Dienstes, und zwar unabhängig seiner finanziellen Möglichkeiten. Als Kernstück des NHS gelten die im Jahr 2000 gegründeten Primary Care Trusts. Sie organisieren die lokale Gesundheitsversorgung wie etwa die Betreuung durch Allgemeinärzte (General Practioner, GP) und erhalten dafür rund 75 Prozent des NHS-Budgets. Die ambulante Versorgung der Patienten übernehmen neben den praktischen Ärzten auch Krankenpfleger im sozialen Dienst, Hebammen sowie Gemeindeschwestern des jeweiligen Distriktes, wobei die Hausärzte der Dreh- und Angelpunkt des NHS sind. Das britische Hausarztmodell funktioniert wie folgt: Patienten müssen sich bei ihrem lokalen Hausarzt, der für sie bei Krankheit die erste Anlaufstelle ist, in ein Register eintragen. Der General Practioner überweist sie bei schwerwiegenden Krankheiten zum Facharzt oder in ein Krankenhaus (Secondary Care). Patienten haben somit keinen direkten Facharztzugang, sondern der praktische Arzt fungiert als „Gatekeeper“. Eine freie Arztwahl ist nur im Rahmen einer privaten Zusatzversicherung möglich. Die fachärztliche Versorgung in England findet fast ausschließlich in Kliniken statt. Hierbei ist zwischen den zahlreichen staatlichen und kommunalen Krankenhäusern sowie den privaten Kliniken zu unterscheiden. Letztere können allerdings nur Patienten behandeln, die über eine private Versicherung verfügen oder Selbstzahler sind. Alle anderen müssen mit den öffentlichen Häusern vorlieb nehmen und dabei auch Wartezeiten in Kauf nehmen. Allerdings hat sich bei diesem Thema in den letzten Jahren viel getan. Die Wartezeiten konnten mittlerweile auf unter sechs Monate gesenkt werden. (http://www.patientenpolitik.de/content/archiv/2009/ oktober/das_britische_gesundheitssystem/ueberblick/ index_ger.html, abgerufen am 19. 9. 2016) M4 Das britische Gesundheitssystem Arbeitsheft S. 34 Nur zu Prüfzwecken – Eigent m des Verlags öbv
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