27 Gliederungsprinzipien der Erde nach unterschiedlichen Sichtweisen reflektieren 1 Beschreiben und erklären Sie das Zentrum-PeripherieModell. 2 Beurteilen Sie, ob dieses Modell zur Erklärung einer ungleichen ökonomischen Entwicklung geeignet ist. 3 Erklären Sie mithilfe der Materialien konkrete Auswirkungen regionaler Disparitäten in Brasilien. 4 Erörtern Sie anhand der Materialien die Rolle Brasiliens als möglicher Global Player. { } { } Brasiliens Wirtschaft wächst Brasiliens Wirtschaftswachstum ist erfreulich, aber nur ein Teil der Realität. Die Unterschiede im Land sind enorm: Während Regionen im Süden eine gute Position in einem europäischen Entwicklungsranking einnehmen würden, sind große Gebiete im Norden und Nordosten massiv unterentwickelt. Im Norden und Nordosten leben fast doppelt so viele Menschen in absoluter Armut wie im übrigen Land. 18,7 Prozent der Bevölkerung im Nordosten sind Analphabeten (Stand 2011), rund 87 Prozent der Haushalte sind nicht an das Abwassersystem angeschlossen und 15 Prozent haben keinen Strom. Fast jedes sechste Kind muss arbeiten und 350 000 Kinder und Jugendliche besuchen keine Schule. Gesamt gesehen gelten 13 Millionen Menschen in Brasilien als extrem arm und haben weniger als einen Dollar pro Tag zur Verfügung. Zentrale Ursachen für Brasiliens soziale Probleme sind unter anderem fehlende Landreformen und ein ineffizientes Bildungssystem. Der boomende Agrarbereich ist zwar maßgeblich an Brasiliens Wachstum beteiligt, doch profitieren davon nur wenige. Große Agrarflächen sind im Besitz von einigen Großgrundbesitzern. Deren starke Lobby und die Angst vor sinkenden Exporten verhindern bisher, dass die Regierung eine nachhaltige Landreform durchsetzt, die den Ärmsten zugute käme. Im Bildungsbereich liegt Brasilien weit unter dem OECD-Durchschnitt: 600 000 Kinder besuchten 2011 keine Schule, die Hälfte aller Kinder erreichte nicht den auf dem Lehrplan vorgesehenen Leistungsstand und nur 28 Prozent schafften den Abschluss der achtjährigen Grundschule. Das schwache Bildungssystem behindert das Wirtschaftswachstum und schließt einen Großteil der Bevölkerung davon aus: Nur etwa ein Drittel der Bevölkerung nimmt am Wirtschaftskreislauf teil. (https://www.caritas.ch/de/was-wir-tun/engagement- weltweit/brasilien-weltmeister-in-sozialer-ungleichheit/ hintergrund/, abgerufen am 31. 8. 2016) M4 Weltmeister in sozialer Ungerechtigkeit Brasilien – ein neuer Global Player Im Mai 2010 schloss sich Brasilien mit der Türkei zusammen, um den Iran zu einem Abkommen über die Anreicherung atomarer Brennstoffe zu bewegen – und unterlief damit die diplomatischen Anstrengungen des Nordens; das Unternehmen gelang zwar nicht, hinterließ aber doch einen bleibenden Eindruck und Vorgeschmack auf eventuelle zukünftig mögliche Entwicklungen. Präsident da Silva hatte von 2003–2010 seine Diplomaten besser ausbilden lassen, ihre Zahl erhöht und setzte auf Multilateralismus; ebenso verstärkte er die regionale Zusammenarbeit in Südamerika. Sein Land ist Teil der BRICSStaaten (mit Russland, Indien, VR China und der Republik Südafrika), und er fordert mit Indien und Südafrika gemäß der neuen Rolle auch einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat. Wirtschaftlich gesehen ist Brasilien der drittgrößte Agrarexporteur der Welt, wird bis 2030 auch zu den größten Ölproduzenten gehören, war 2011 auf dem 6. Rang der Wirtschaftsmächte gereiht und hat damit Großbritannien überholt. Der wichtigste Handelspartner ist die VR China, vor den USA, und der Handel mit Afrika nimmt ebenfalls sprunghaft zu. (Atlas der Globalisierung, 2012, S. 106 f.) M5 Brasiliens internationale Bedeutung M6 Arm und Reich leben in Sao Paulo Tür an Tür M7 Karikatur Arbeitsheft S. 10 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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