global 5. Geographie und Wirtschaftskunde, Schülerbuch

global 5 Geographie und Wirtschaftskunde Aktualisiert!

global Maturatraining ISBN 978-3-209-08578-8 www.oebv.at global Maturatrai Dieses Übu kompetenz kunde vorb bereichsko aufgaben a Ergänzt wi Kompetenz kontrolle. ISBN 978-3-209-08578-8 global8mt_08578_umschlag.indd 1 global 5, Schülerbuch Schulbuchnummer: 180202 global 5, Schülerbuch und E-Book Schulbuchnummer: 181163 Mit Bescheid des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung vom 16. September 2020, GZ BMBWF-Präs/14, 2020-0.379.730, gemäß § 14 Absatz 2 und 5 des Schulunterrichtsgesetzes, BGBl. Nr. 472/86, und gemäß dem Lehrplan 2017 als für den Unterrichtsgebrauch an allgemein bildenden höheren Schulen für die 5. Klasse im Unterrichtsgegenstand Geographie und Wirtschaftskunde geeignet erklärt. Dieses Werk wurde auf der Grundlage eines zielorientierten Lehrplans verfasst. Konkretisierung, Gewichtung und Umsetzung der Inhalte erfolgen durch die Lehrerinnen und Lehrer. Liebe Schülerin, lieber Schüler, Sie bekommen dieses Schulbuch von der Republik Österreich für Ihre Ausbildung. Bücher helfen nicht nur beim Lernen, sondern sind auch Freunde fürs Leben. Kopierverbot Wir weisen darauf hin, dass das Kopieren zum Schulgebrauch aus diesem Buch verboten ist – § 42 Abs. 6 Urheberrechtsgesetz: „Die Befugnis zur Vervielfältigung zum eigenen Schulgebrauch gilt nicht für Werke, die ihrer Beschaffenheit und Bezeichnung nach zum Schul- oder Unterrichtsgebrauch bestimmt sind.“ Umschlagbilder: mauritius images / Cultura / Frank Van Delft; Getty Images / AWL Images RM Illustrationen: Wolfgang Schaar, Grafing; SCHWUPP, Atelier für Malerei und Illustration, Hausbrunn Karten: Freytag-Berndt und Artaria KG, Wien 1. Auflage (Druck 0002) © Österreichischer Bundesverlag Schulbuch GmbH & Co. KG, Wien 2020 www.oebv.at Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Vervielfältigung, auch auszugsweise, gesetzlich verboten. Redaktion: Andrea Truppe, Wien Herstellung: MMag. Andrea Maria Fellner, Wien; Sigrid Prünster, Wien Umschlaggestaltung: Jens-Peter Becker, normaldesign GbR, Schwäbisch Gmünd Layout: Jens-Peter Becker, normaldesign GbR, Schwäbisch Gmünd Satz und Grafik: Arnold & Domnick, Leipzig Druck: Paul Gerin GmbH & Co KG, Wolkersdorf ISBN 978-3-209-11573-7 (global SB 5) ISBN 978-3-209-11585-0 (global SB + E-Book 5) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

www.oebv.at global Elisabeth Dittrich Johannes Dorfinger Christian Fridrich Bettina Fuhrmann Gottfried Kögler Elisabeth Mayer Barbara Müllauer-Hager Ines Müllneritsch Beratung: Christian Fridrich 5 Geographie und Wirtschaftskunde Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

2 Wie Sie mit global arbeiten 4 Mit Kompetenzorientierung und Basiskonzepten zur Matura 6 Gliederungsprinzipien der Erde nach unterschiedlichen Sichtweisen reflektieren Die Welt in unterschiedlichen Abbildungen 10 Gliederung der Erde in Naturräume Methode: Kartenauswertung 12 Fallbeispiel Naturräume Nordamerikas 14 Gliederung nach sozioökonomischen Merkmalen 16 Fallbeispiel Geographie des Glücks 18 Gliederung nach kulturellen und politischen Merkmalen 20 Fallbeispiel Afrikas gemachte Grenzen 22 Motive für unterschiedliche Gliederungen 24 Fallbeispiel Zentrum – Peripherie 26 Fallbeispiel Was ist Europa? 28 Die Welt aus der Sicht der Volksrepublik China 30 Fallbeispiel Die subjektive Weltsicht 32 Wissen vernetzen Gliederungsprinzipien der Erde nach unterschiedlichen Sichtweisen reflektieren 34 Maturaaufgabe Pressefreiheit weltweit 35 Geoökosysteme der Erde analysieren Landschaftsökologische Zonen der Erde 36 Die Wechselwirkung von Wasser, Klima, Vegetation, Relief, Gestein und Boden 38 Fallbeispiel Permafrost und Klimawandel 40 Fallbeispiel Hangrutschungen als Naturgefahr 42 Das Klima: Elemente, Zonen und Karten 44 Wetterküche regional und global 46 Informationen aus Klimadiagrammen Methode: Klimadiagramme interpretieren 48 Naturlandschaften – Kulturlandschaften 50 Fallbeispiel Tropische Regenwälder in Gefahr 52 Fallbeispiel Umstrittene Projekte in der Wüste 54 Fallbeispiel Agrarfabrik contra Bauernhof 56 Fallbeispiel Klimawandel in der Arktis 58 Fallbeispiel Skifahren im „Reich der Mitte“ 60 Wissen vernetzen Geoökosysteme der Erde analysieren 62 Maturaaufgabe Klimawandel und seine Ursachen 63 Bevölkerung und Gesellschaft diskutieren Die heutige und die künftige Verteilung der Weltbevölkerung 64 Bevölkerungsentwicklung: Grundbegriffe und Faktoren Methode: Ursache-Wirkungs-Schema 66 Die Tragfähigkeit der Erde 68 Fallbeispiel Wir werden immer älter 70 Fallbeispiel Mehr oder weniger Kinder? 72 Fallbeispiel Gesundheit und Sterblichkeit 74 Internationale Migration 76 Fallbeispiel Mauern und Zäune gegen Einwanderung 78 Fallbeispiel Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter in China 80 Inhalt Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

3 Frauen weltweit 82 Fallbeispiel Zuwanderung und Integration in Deutschland 84 Fallbeispiel Durchlässigkeit von Gesellschaften 86 Wissen vernetzen Bevölkerung und Gesellschaft diskutieren 88 Maturaaufgabe Die demographische Alterung 89 Semestercheck 1. Semester 90 Die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Menschen bewerten Wirtschaften – wozu? Wir alle sind jeden Tag Teil der Wirtschaft 96 Verführt uns die Werbung zum Konsum? Was und wie viel wir konsumieren Methode: Diagramme auswerten und bewerten 98 Fallbeispiel Wie wir entscheiden, was wir kaufen 100 Fallbeispiel Verantwortungsvoll konsumieren 102 Fallbeispiel Der sparsame Umgang mit knappen Ressourcen 104 Die Welt wird immer kleiner, der Markt wird immer größer 106 Angebot sucht Nachfrage – Preisbildung auf Märkten 108 Konjunktur – das Auf und Ab der Wirtschaft 110 Fallbeispiel Bankenkrise – Entstehung und Auswirkungen 112 Keine Produktion ohne Arbeit, Kapital, Natur und Wissen 114 Fallbeispiel Woher kommt das Kapital? – Grund und Boden, ein knappes Gut? 116 Fallbeispiel Arbeit – ein Begriff, viele Gesichter 118 Eine Erde – viele Welten 120 Fallbeispiel Österreich am Weltmarkt – klein, aber fein 122 Wissen vernetzen Die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Menschen bewerten 124 Maturaaufgabe Konsum kritisch gesehen 125 Nutzungskonflikte an regionalen Beispielen reflektieren Nutzungskonflikte um knappe Ressourcen Methode: Diskussion 126 Fallbeispiel Erdöl – heiß begehrt 128 Fallbeispiel Das Geschäft mit der Kohle 130 Fallbeispiel Wasser – eine kostbare Ressource 132 Unterschiedliche Folgen von Naturereignissen 134 Fallbeispiel Wenn die Erde bebt 136 Fallbeispiel Hochwasser – eine unberechenbare Gefahr 138 Fallbeispiel Mensch und Klimawandel 140 Die Tragfähigkeit der Einen Welt Methode: Karikaturen erschließen 142 Fallbeispiel Hunger und Verteilungsungerechtigkeit 144 Fallbeispiel Individuelle Lebenswelten vergleichen 146 Wissen vernetzen Nutzungskonflikte an regionalen Beispiele reflektieren 148 Maturaaufgabe Tsunamis 149 Semestercheck 2. Semester 150 Methodenüberblick 154 Register 157 Nachweise 158 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

4 Farben geben Ihnen Orientierung im Buch. Jedem der fünf Großkapitel ist eine eigene Farbe zugeordnet. Wie Sie mit global arbeiten 10 11 Gliederungsprinzipien der Erde nach unterschiedlichen Sichtweisen reflektieren Die Welt in unterschiedlichen Abbildungen Kompetenzorientierte Lernziele Darstellungsmöglichkeiten der Erde nach verschiedenen Merkmalen beschreiben und analysieren Interessengebundenheit von Darstellungen bewerten M1 Weltkarte nach Gerhard Mercator um 1606 Gliederungsprinzipien der Erde nach unterschiedlichen Sichtweisen reflektieren 1 Beschreiben Sie die Darstellungsmöglichkeiten und vergleichen Sie die Unterschiede. 2 Bewerten Sie diese unterschiedlichen Formen: Welche Ideen und Interessen stecken hinter den abgebildeten Kartendarstellungen? Wer wird dabei bevorzugt, wer benachteiligt? 3 Analysieren Sie folgende Fragestellung: Kann man quer über eine Mercator-Weltkarte Entfernungen messen? Begründen Sie Ihre Antwort. 4 Begründen Sie: Welche Karte entspricht am ehesten Ihrer Vorstellung von der Welt? 5 Zeichnen Sie Ihre eigene Weltkarte, die Ihrer Vorstellung der Welt am nächsten kommt. Analysieren und vergleichen Sie Ihre Ergebnisse in der Klasse. { } { } { Gliederungsmöglichkeiten der Erde Es gibt verschiedenste Merkmale, nach denen eine Einteilung der Erde vorgenommen werden kann. Am häufigsten erfolgt die Einteilung nach politischen, naturräumlichen, kulturellen und sozioökonomischen Kriterien. Alle Einteilungen haben eines gemeinsam: Sie sind selten objektiv, sondern abhängig von den Wahrnehmungen und Interessen der jeweils Betroffenen. Die Gliederung nach Staats- oder Verwaltungsgrenzen ist die geläufigste Art. Umstritten sind Grenzen nur dann, wenn zwei oder mehrere Staaten ein bestimmtes Gebiet für sich beanspruchen. Anders ist dies bei naturräumlichen Darstellungen. Hier sind die Grenzen nicht starr festgelegt, sondern fließend. Kulturelle Gliederungen wie Einteilungen nach Religion, Sprache etc. sind vor allem hinsichtlich der Messbarkeit ihrer Kriterien hinterfragenswert. Bei sozioökonomischen Gliederungen ist für die Darstellung entscheidend, welche Kriterien als Grundlage dienen und wer welche Interessen vertritt. Verschiedene Kartenprojektionen Um die dreidimensionale Erde auf eine zweidimensionale Karte übertragen zu können, muss diese immer verzerrt dargestellt werden. Drei unterschiedliche Möglichkeiten der Modellbildung sind hier angeführt. Die Mercator-Karte (M1): 1569 entwickelte der Geograph und Kartograph Gerhard Mercator diese Karte, die wegen ihrer Winkeltreue bis heute in der See- und Luftfahrt zum Einsatz kommt. Kontinente und Staaten sind jedoch nicht flächentreu. Die Peters-Weltkarte (M2): Die 1974 vom Historiker Arno Peters veröffentlichte Projektion war im Speziellen mit dem Ziel entwickelt worden, näher am Äquator liegende Länder im richtigen Größenverhältnis zu den näher an den Polen liegenden Ländern abzubilden (Flächentreue). Die McArthur-Weltkarte (M3): 1979 erschien die nach Süden ausgerichtete Karte des Australiers Stuart McArthur. Hier verläuft der Nullmeridian nicht durch Greenwich, sondern durch die australische Hauptstadt Canberra. Die Antarktis ist gar nicht abgebildet. Äquator nördlicher Wendekreis nördlicher Polarkreis südlicher Wendekreis südlicher Polarkreis 0 2 150 4 300 6 450 km Maßstab 1: 215 000 000 strittige Grenze Staatsgrenze 0 2 150 4 300 6 450 km Maßstab 1: 215 000 000 strittige Grenze Staatsgrenze 0 2 150 4 300 6 450 km Maßstab 1: 215 000 000 strittige Grenze Staatsgrenze M2 Weltkarte nach Arno Peters Äquator 0 2 300 4 600 6 900 km Maßstab 1: 230 000 000 strittige Grenze Staatsgrenze 0 2 300 4 600 6 900 km Maßstab 1: 230 000 000 strittige Grenze Staatsgrenze 0 2 300 4 600 6 900 km Maßstab 1: 230 000 000 strittige Grenze Staatsgrenze M3 Weltkarte von Stuart McArthur Online-Code x4e6pq Arbeitsheft S. 4 82 83 Bevölkerung und Gesellschaft diskutieren Frauen weltweit Kompetenzorientierte Lernziele Die Probleme von Frauen weltweit darstellen Soziale, politische und wirtschaftliche Ungleichbehandlung analysieren Die Situation von Mädchen und Frauen in Afrika erläutern Äquator nördlicher Polarkreis nördlicher Wendekreis südlicher Wendekreis südlicher Polarkreis 0 1 800 3 600 5 400 km Maßstab 1:180 000 000 Rang 1 - 20 Rang 21 - 40 Rang 41 - 60 Rang 61 - 80 Rang 81 - 100 Rang 101 - 120 Rang 121 - 140 Rang 141 - 153 keine Daten Staatsgrenze strittige Grenze M1 Global Gender Gap Index 2020 1 Analysieren Sie die Karte zum Gender Gap Index. Recherchieren Sie den aktuellen Rang Ruandas. 2 Beschreiben Sie die Probleme, mit denen Frauen in Österreich und Ruanda auf dem Weg zu einer Gleichbehandlung konfrontiert sind. 3 Erläutern Sie anhand der Materialien die Situation vieler Frauen in Afrika. 4 Beurteilen Sie die Rolle, die Afrikas Frauen in der Wirtschaft des Kontinents spielen. { { { } Gleichstellung von Frauen Seit 2005 veröffentlicht das World Economic Forum jährlich eine Studie zur Gleichstellung der Frauen (Global Gender Gap Report). Untersucht werden dabei vier Kategorien: Gesundheit und Überlebenschancen (zB Geburten- und Sterberate, durchschnittliche Lebenserwartung), Bildungsweg (Alphabetisierungsrate, Schulbildung), politische Teilhabe (zB Parlamentssitze, Kabinettssitze) und wirtschaftliche Chancen (zB Einkommenschancen, Beschäftigungsanteile, Anteile an Spitzenpositionen). Am weitesten angenähert haben sich Frauen und Männer im Bereich der Gesundheit, am weitesten auseinander sind sie nach wie vor in der Politik. Auch in wirtschaftlichen Führungspositionen sind Frauen weit unterrepräsentiert. Nach dem Gender Gap Report 2020 wird es noch mindestens 100 Jahre dauern, bis Männer und Frauen am Arbeitsplatz gleichberechtigt sein werden. Den ersten Platz in diesem Ranking belegt 2020 Island. Österreich erreicht im Gesamtranking Platz 34, steht aber im Bereich Bildung an erster Stelle. Am letzten Platz landet der Jemen. Probleme von Frauen Ein weltweites Problem ist die Unterdrückung von Frauen durch Männer. Dies kann sich in vielfacher Ausprägung manifestieren. So sind in Fällen von häuslicher Gewalt neun von zehn Opfern Frauen. Laut der Frauenrechts-Organisation Terre des Femmes ist jede vierte Frau davon betroffen. Auch Sexismus, die abwertende Behandlung aufgrund des Geschlechts, bezieht sich fast ausschließlich auf Frauen. Dies zeigt sich zB in der schlechteren Bezahlung von Frauen, aber auch immer wieder in der Werbung, in der Frauen als Objekte dargestellt werden. Eine Form von moderner Sklaverei ist der Frauenhandel. Frauen und Mädchen werden zum Zweck der sexuellen Ausbeutung, zur Ausbeutung der Arbeitskraft oder zur Zwangsverheiratung wie Ware gehandelt. Die betroffenen Frauen haben kaum Chancen, aus ihrer Lage herauszukommen. Dazu kommen Probleme von Frauen, die sich aus den kulturellen Traditionen der einzelnen Länder oder Kulturräume ergeben, zB die Beschneidung bei Frauen und Mädchen – jeden Tag 8 000! –, Zwangsheirat oder Ehrenmorde. Frauen in Afrika Afrikas Frauen treiben die Wirtschaft voran. Sie spielen eine entscheidende Rolle in der Politik. Ihr Engagement ist unverzichtbar für das Gesundheitswesen und die Zivilgesellschaft. Ihre rechtliche Ungleichstellung erschwert jedoch ihren Zugang zu sozialen und wirtschaftlichen Ressourcen. Bis heute ist die Arbeitslast zwischen Männern und Frauen ungleich verteilt. Neben den Arbeiten im Haushalt verrichten Frauen körperliche Schwerstarbeit, bearbeiten die Felder, die ihnen rechtlich nicht einmal gehören. In den ländlichen Gebieten südlich der Sahara sind außerdem fast ausschließlich Mädchen und Frauen dafür zuständig, das Wasser zu holen. Bis zu eineinhalb Stunden täglich sind sie dafür zu Fuß unterwegs. Chancen von Mädchen und Frauen Naomi blinzelt zufrieden und kuschelt sich noch tiefer in die Arme ihrer stolzen Mutter. Das kleine Mädchen ist gerade einmal zwei Wochen alt. Was wird wohl aus ihr werden? Statistisch gesehen ist sie eine von rund 520 Millionen in Afrika lebenden Frauen mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 60,6 Jahren, vorausgesetzt, sie überlebt ihre Kindheit. Malaria und Aids sind die häufigsten Ursachen für die hohe Kindersterblichkeit in vielen afrikanischen Ländern. Naomis Mutter Diane ist 26 Jahre alt und unterrichtet Englisch und Mathematik. Mit einer Lehrerin als Mutter hat Naomi ungleich bessere Chancen für ihre Entwicklung als gleichaltrige Mädchen, deren Mütter im ländlichen Bereich einer Tätigkeit ohne rechtliche oder soziale Absicherung nachgehen. Denn der Gesundheitszustand und die Zukunftsperspektiven eines Mädchens hängen auch vom Ausbildungsgrad der Mutter ab. (https://www.missio.at/fileadmin/media_data/xx/ themen/frauen/Frau_in_Afrika/Frauen_in_Afrika.pdf, abgerufen am 12. 9. 2016) M2 Zugang zu Bildung Frauen und ihre Rechte Eine rechtliche Gleichstellung von Frauen und Männern hätte enorme positive Auswirkung auf die gesamtgesellschaftliche Entwicklung Afrikas, denn • die wirtschaftlichen Erträge könnten um bis zu 22 Prozent gesteigert werden, hätten Frauen den gleichen Zugang zu Ausbildung, Werkzeugen, Saatgut, Düngemittel und Krediten wie Männer. • die Korruptionsrate ist umso niedriger, je größer der Frauenanteil im Parlament ist. • 80 Prozent aller Todesfälle durch Schwangerschaft und Geburt könnten vermieden werden, hätten Frauen Zugang zu einfachsten Gesundheitsdienstleistungen. Die vorherrschenden Gesetze und Strukturen erschweren Frauen den Zugang zu ökonomischen Ressourcen, Eigentum, Land und Rechten. Die überwiegende Mehrheit der Frauen arbeitet im informellen Sektor und hat damit kein Recht auf einen Mindestlohn oder Mutterschutz. Darüber hinaus sind Frauen erhöhten Gesundheitsrisiken ausgesetzt und der Zugang zu Bildung wird ihnen erschwert. • Acht von zehn arbeitenden Frauen erhalten weder einen Lohn oder ein offizielles Gehalt. • Frauen in Afrika gehört nur ein Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche, obwohl 80 Prozent aller Nahrungsmittel von ihnen produziert werden. • Obwohl Frauen 48 Prozent der kleinen und mittleren Betriebe leiten und 70 Prozent aller Arbeitskräfte in der Landwirtschaft stellen, erhalten sie weniger als 10 Prozent der Kredite für kleinbäuerliche Betriebe. • Mädchen und Frauen haben infolge fehlender sexueller Selbstbestimmung gegenüber ihren Partnern geringe Möglichkeiten, sich vor einer Infektion mit HIV/ Aids zu schützen. (http://www.gemeinsam-fuer-afrika.de/informieren/ frauen-bewegen-afrika/frauen-und-ihre-rechte/, abgerufen am 12. 9. 2016) M3 Rechtliche Gleichstellung Ruanda – ein Paradies für Frauen? „Es sicherlich nicht alles perfekt hier, aber ich denke, dass Ruanda in Sachen Frauenpolitik mit gutem Beispiel vorangeht“, sagt Natacha Umutoni im Gespräch mit der DW. Die Bloggerin und Unternehmerin aus Kigali ist stolz: 25 Jahre nach dem Genozid liegt ihr Land in einer Studie des Weltwirtschaftsforums zur Gleichstellung von Frauen und Männern weltweit auf Platz 6. Bereits 2005 wurde in Ruanda ein Quotensystem eingeführt, damit mehr Frauen in Führungspositionen aufsteigen können. 30 Prozent aller Stellen im öffentlichen Dienst sind für sie reserviert. Im Parlament liegt der Frauenanteil sogar bei 61,3 Prozent – ein Weltrekord. „Politisch macht sich der hohe Anteil von Frauen im Parlament dadurch bemerkbar, dass immer mehr Gesetze Frauenrechte stützen“, meint Natacha Umutoni. Bis zur völligen Gleichstellung von Mann und Frau sei es auch in Ruanda noch ein langer Weg. (https://www.dw.com/de/ruanda-ein-paradiesf%C3%BCrfrauen/ a-47794689, abgerufen am 2. 6. 2020) M4 Geschlechtergerechtigkeit Arbeitsheft S. 38, 39 Hier ist formuliert, welche kompetenzorientierten Lernziele Sie auf dieser Doppelseite erreichen. 98 99 Die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Menschen bewerten Verführt uns die Werbung zum Konsum? Was und wie viel wir konsumieren Kompetenzorientierte Lernziele Entwicklung der Fähigkeit, erworbenes Wissen und gewonnene Einsichten im Leben bei wirtschaftlichen Entscheidungen anzuwenden die persönliche Rolle als Konsumentin bzw. Konsument kritisch durchleuchten und die Bedeutung des Konsumverhaltens erkennen M1 Einkaufen 1 Beurteilen Sie die Verteilung der Konsumausgaben auf die verschiedenen Bereiche (M2). Vergleichen Sie dazu zB die Höhe der Ausgaben für Alkohol und Tabak mit jener für Gesundheit oder für Bildung. Welche drei Bereiche verzeichnen die vergleichsweise höchsten Anteile? Wie erklären Sie die hohen Ausgaben fürs Wohnen und für Hotel- und Restaurantbesuche? 2 Fragen Sie Ihre Eltern (Erziehungsberechtigten), ob sie Aufzeichnungen darüber führen, wie viel sie jeden Monat wofür ausgeben. Fragen Sie sie außerdem, welche laufenden Ausgaben normalerweise zu den drei höchsten monatlichen Ausgaben zählen, und vergleichen Sie die Antwort mit der Tabelle M2. Stellen Sie die Tabelle als Diagramm dar. Führen Sie über mehrere Wochen Aufzeichnungen über Ihre eigenen Ausgaben und fassen Sie in einem geeigneten Diagramm zusammen, wofür Sie wie viel Geld ausgeben. 3 Wählen Sie ein Unternehmen aus und recherchieren Sie, welche Arten von Werbung dieses Unternehmen betreibt. Zeigen Sie anhand von konkreten Beispielen, mit welchen Mitteln das Unternehmen versucht, sein Angebot attraktiv darzustellen. Welche Werbebotschaften werden verwendet? Wie würden Sie die Werbung aus ethischen Gesichtspunkten beurteilen? 4 Fassen Sie zusammen, warum Menschen konsumieren und für welche Konsumausgaben vergleichsweise am meisten Geld ausgegeben wird. 5 Da viele Menschen versuchen, Werbung zu vermeiden, gestalten immer mehr Unternehmen ihre Werbung so, dass man ihr nicht so leicht „entkommen“ kann (zB Werbeflächen auf der Innenseite von Toilettentüren in Lokalen). Finden Sie weitere solche Beispiele. } { } { { Was ist Konsum und wer ist Konsumentin oder Konsument? Wir haben schon bei „Wirtschaft – wozu?“ festgestellt, dass die Menschen Güter kaufen, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Überlegen Sie zu den drei Einkäufen: • Welche Bedürfnisse haben Sie damit befriedigt? • Hätten Sie auf den Kauf auch verzichten können? • Welche Rolle spielte Werbung, dass Sie sich gerade diese Produkte gekauft haben? Aus rechtlicher Sicht ist man dann Konsumentin oder Konsument, wenn man als Privatperson Geschäfte mit einem Unternehmen (zB Lebensmittelgeschäft, Sportverein, Theater) abschließt. Ein anderes Wort für konsumieren ist „verbrauchen“, weshalb Konsumentinnen oder Konsumenten auch als Verbraucherinnen oder Verbraucher bezeichnet werden. Dieser Konsumbegriff bezieht sich nicht nur auf Waren, die tatsächlich gleich „verbraucht“ werden, wie zB eine Pizza, die man gleich aufisst, oder eine Dienstleistung, die man in Anspruch nimmt wie etwa eine Nachhilfestunde. Konsumentin bzw. Konsument oder Verbraucherin bzw. Verbraucher ist man auch, wenn man sich als Privatperson langlebigere Güter kauft, wie zB ein Auto oder eine Waschmaschine. Dasselbe gilt für Dienstleistungen, wenn man etwa einen Kredit aufnimmt oder eine Versicherung abschließt. Was und wie viel konsumieren wir? Im Jahr 2018 betrugen die Konsumausgaben in Österreich insgesamt rund 200 Milliarden Euro. Im Durchschnitt hat jeder Österreicher bzw. jede Österreicherin fast 24 000 Euro für Konsumzwecke ausgegeben. Diese Ausgaben verteilen sich folgendermaßen auf die verschiedenen Konsumbereiche: ten. Darüber hinaus gibt es auch Onlinewerbung im Internet, in sozialen Netzwerken und per E-Mail (Direct Mails von Unternehmen an private Kundinnen und Kunden B2C). Die Grafik M3 zeigt, wie sich die Werbeausgaben in Österreich im Jahr 2020 auf verschiedene Medien aufteilten. Werbung betont nicht nur den unmittelbaren Nutzen des Produkts (zB die Pflege der Haut mit einer Creme), sondern versucht vor allem auch unsere Gefühle anzusprechen (jung aussehen, attraktiv wirken, begehrt und beliebt sein, ein besonders günstiges Angebot nutzen). Sie verwendet ansprechende Bilder, zeigt schöne, berühmte und erfolgreiche Menschen, die das Produkt empfehlen oder kaufen. Die Bilder werden mit einprägsamen Botschaften und mit Musik verbunden. Werbung wird wegen der Beeinflussung der Konsumentinnen und Konsumenten häufig kritisiert. Es wird argumentiert, dass sie unnötige Bedürfnisse und unrealistische Erwartungen weckt und dadurch die Menschen zu überhöhtem Konsum verführt. Ethisch oder moralisch bedenkliche Werbung kann beim Werberat (www.werberat.at) angezeigt werden. Presse Total 43,2 % Direct Marketing Total 12,6 % Kino 0,2 % Außenwerbung 6,6 % Online 5,6 % Hörfunk Total 5,5 % TV Total 26,3 % M3 Verteilung der Werbeausgaben in Österreich 2020 Diagramme auswerten und bewerten Diagramme veranschaulichen Zahlen und bringen sie in Beziehung zueinander. Dazu können verschiedene Arten von Diagrammen verwendet werden. Die Wahl der Diagrammart hängt davon ab, was mit dem Diagramm verdeutlicht werden soll. Zeitliche Entwicklungen lassen sich gut in Kurvendiagrammen darstellen. Um verschiedene Werte miteinander vergleichen zu können, werden meist Säulendiagramme verwendet. Kreisdiagramme oder Streifendiagramme eignen sich zur Darstellung von Anteilen. Bei allen Diagrammformen ist eine genaue Beschriftung notwendig, bei Säulen- und Kurvendiagrammen müssen die x- und die y-Achse sinnvoll eingeteilt sein. Schritt für Schritt: Einorden: Welche Diagrammart wurde gewählt? Welche Fragestellung steht hinter dem Diagramm? Aus welcher Quelle stammt es? Von wann sind die Zahlen? Welcher Zeitraum bzw. welcher Zeitpunkt wird dargestellt? Für welchen Raum, für welche Räume gilt die Darstellung? Beschreiben: Welche Entwicklungen sind feststellbar? Welche Werte sind auffällig? Erklären: Was kann mit Hilfe des Diagramms ausgesagt werden? Welche Ergebnisse lassen sich ableiten? Wie können die Ergebnisse erklärt werden? Bewerten: Aussagen von Diagrammen können durch die Einteilung der x- und der y-Achse verfälscht sein. Prüfen Sie genau: Wie ist das Diagramm aufgebaut? Sind die Abstände zwischen den Werten angemessen oder zu klein bzw. zu groß? Wie sind die Achsen beschriftet? Methode Denken Sie an drei Einkäufe möglichst unterschiedlicher Waren, an die Sie sich noch gut erinnern können. Überlegen Sie dazu: • Warum habe ich das gekauft? • Warum gerade dieses Produkt und nicht ein anderes (ähnliches)? • Woher wusste ich, dass es dieses Produkt gibt (und wo man es bekommt)? Die Antworten auf diese Fragen führen uns direkt zu den Themen Konsum und Werbung. Wohnung 21% Ernährung 17% nicht privater Konsum (zB Gebühren, Kreditrückzahlungen) 15% Verkehr 14% Bildung, Erholung 10% Einrichtung, Hausrat 7% Gesundheits und Körperpflege 6% Bekleidung 6% Tabakwaren, sonstige 4% Welche Rolle spielt die Werbung beim Konsum? Manche Bedürfnisse entwickeln die Menschen von selbst (zB das Bedürfnis, Hunger und Durst zu stillen), mache Bedürfnisse werden erst geweckt. Werbung spielt beim Wecken von Bedürfnissen eine große Rolle. Werbung umfasst alle Aktivitäten eines Unternehmens, durch die es auf seine Produkte und Leistungen aufmerksam machen will. Sie ist in der Regel verknüpft mit weiteren Maßnahmen, durch die das Unternehmen nach außen hin auftritt (Public Relations oder PR). Das Unternehmen will erreichen, dass es als möglichst positiv wahrgenommen wird und möglichst viele Menschen sein Angebot kennen und kaufen wollen. Dafür werden in Österreich jährlich etwas mehr als vier Milliarden Euro ausgegeben. Den größten Anteil an den Werbeausgaben hat Werbung in den Printmedien, die höchsten Zuwachsraten gibt es jedoch im Bereich Onlinewerbung. Zur klassischen Werbung zählen Werbespots im Fernsehen und im Radio, Werbeplakate, Postwurfsendungen, Inserate in Zeitungen und ZeitschrifM2 Konsumausgaben in Österreich 2019 Arbeitsheft S. 40, 42, 43, 44 Die Arbeitsaufträge helfen Ihnen bei der Erschließung der Inhalte und Materialien des Buches und somit beim Erwerb Ihrer Kompetenzen. In jedem Kapitel finden Sie mindestens eine Basisseite, die mit der Erarbeitung einer Fachmethode verknüpft ist. Dabei wird Ihnen die Vorgehensweise in bestimmten Arbeitsschritten empfohlen. Einen Überblick über alle Methoden finden Sie ab S. 154. Die Auftaktseiten zu einem Kapitel führen mitten ins Thema. Auf den Basisseiten erfolgt die Erarbeitung der Themen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

5 Zusatzangebot im Internet Weitere Materialien, Lernangebote oder weiterführende Links finden Sie im Internet mithilfe der Online-Links. Die Online-Links stehen immer am Beginn eines Großkapitels unten auf der Buchseite. Öffnen Sie die Webseite www.oebv.at und geben Sie den Online-Link im Suchfenster ein. 88 89 Wissen vernetzen Maturaaufgabe Bevölkerung und Gesellschaft diskutieren Bevölkerung und Gesellschaft diskutieren Basiskonzepte • Diversität und Disparitäten S. 64, S. 65, S. 66, S. 67, S. 70, S. 71, S. 72, S. 73, S. 74, S. 75, S. 76, S. 77, S. 80, S. 81, S. 82, S. 83, S. 84, S. 85, S. 86, S. 87 • Maßstäblichkeit S. 64, S. 65, S. 76, S. 77 • Regionalisierung und Zonierung S. 64, S. 65, S. 74, S. 75, S. 78, S. 79, S. 80, S. 81 • Kontingenz S. 64, S. 65, S. 68, S. 69, S. 82, S. 83, S. 84, S. 85, S. 86, S. 87 Die demographische Alterung Das Altern der Bevölkerung ist einer der bedeutendsten Trends des 21. Jahrhunderts. Es hat weitreichende Folgen für alle Bereiche der Gesellschaft. 1 Beschreiben und vergleichen Sie die Grafiken M1 und M2. 2 Alterspyramiden spiegeln vergangene, gegenwärtige und zukünftige Bevölkerungsentwicklungen wider. Erläutern Sie diese Aussage. 3 Stellen Sie Zusammenhänge zwischen dem demographischen Übergang (S. 66, M1) und der demographischen Alterung dar. 4 Erörtern Sie anhand der Materialien sowie unter Einbeziehung Ihres eigenen Vorwissens die Auswirkungen der globalen Alterung. " { { } Deutschland – 2020 95–99 90–94 85–89 80–84 75–79 70–74 65–69 60–64 55–59 50–54 45–49 40–44 35–39 30–34 25–29 20–24 15–19 15–14 5–9 0–4 100+ Alter Mio. Bevölkerung 4 3 2 1 0 1 2 3 4 M1 Altersaufbau Deutschland 2020 Demographische Veränderungen • In jeder Sekunde vollenden zwei Menschen weltweit ihr 60. Lebensjahr – insgesamt jedes Jahr 58 Millionen Menschen. • 2050 wird es erstmals in der Geschichte mehr Menschen über 60 als Kinder unter 15 geben. Im Jahr 2000 gab es schon mehr über 60-Jährige als Kinder unter 5. • 2012 sind 810 Millionen Menschen 60 Jahre oder älter. Sie machen 11,5 Prozent der weltweiten Bevölkerung aus. In weniger als 10 Jahren wird diese Zahl auf 1 Milliarde steigen und sich bis 2050 verdoppeln. Damit werden 2050 2 Milliarden Menschen, 22 Prozent der Weltbevölkerung, älter als 60 Jahre sein. • Im letzten Jahrzehnt ist die Zahl älterer Menschen um 178 Millionen gestiegen. Das entspricht der gesamten Bevölkerung Pakistans, des sechstgrößten Landes weltweit. • Die Lebenserwartung beträgt gegenwärtig in den entwickelten Gesellschaften 78 Jahre, in den Entwicklungsländern 68 Jahre. Ab 2045 werden Neugeborene eine Lebenserwartung von 83 bzw. 74 Jahren haben. • Zwei von drei Personen über 60 leben in Entwicklungsländern. 2050 werden es vier von fünf sein. • Japan ist das einzige Land, in dem über 30 Prozent der Bevölkerung 60 Jahre oder älter sind; 2050 werden es 64 Länder sein. In Deutschland sind gegenwärtig 26,7 Prozent der Bevölkerung 60 Jahre oder älter. • Die Zahl der Hundertjährigen wird weltweit von 316 600 im Jahr 2011 auf 3,2 Millionen im Jahr 2050 steigen. • Auf 100 Frauen über 60 kommen weltweit 84 Männer. Bei den über 80-Jährigen sind es 61 Männer auf 100 Frauen. (https://www.unfpa.org/sites/default/files/pub-pdf/UNFPAExec-Summary_German-LOWRES_0.pdf, abgerufen am 2. 6. 2020) Nigeria – 2020 95–99 90–94 85–89 80–84 75–79 70–74 65–69 60–64 55–59 50–54 45–49 40–44 35–39 30–34 25–29 20–24 15–19 15–14 5–9 0–4 100+ Alter Mio. Bevölkerung 20 15 10 5 0 5 10 15 20 M2 Altersaufbau Nigeria 2020 M3 Faktenblatt Altersmedian der Weltbevölkerung von 1990 bis 2020 und Prognosen bis 2100 (in Jahren) 45 50 40 35 30 25 20 2075 2100 2050 2025 2020 2015 2010 2005 2000 1995 1990 % bisherige Entwicklung niedrige Fertilität mittlere Fertilität hohe Fertilität M4 Altersmedian der Weltbevölkerung 1950 bis 2020, Prognosen bis 2100 (https://de.statista.com/statistik/daten/ studie/159834/umfrage/altersmedian-der-weltbevölkerung/, abgerufen am 2. 6. 2020) 1 Interpretieren Sie das Ursache-Wirkungs-Schema. Wählen Sie drei Faktoren der Bevölkerungsentwicklung und erklären Sie diese genau. 2 Erörtern Sie, ob und wie sich Ressourcennutzung und Ressourcenverbrauch in den Industrieländern reduzieren lassen. { } gesellschaftlicher Status; religiöse und kulturelle Bindungen Bildungsniveau der Frau Fertilität Mortalität Wanderungsentscheidung räumliche Bevölkerungsentwicklung Abwanderung Zuwanderung Wirkung auf Auswanderungsland Wirkung auf Aufnahmeland natürliche Bevölkerungsentwicklung Bevölkerungswachstum Bevölkerungsrückgang Konsumtion / Lebensstil Tragfähigkeit Biokapazität Klimawandel Ressourcennutzung • Landwirtschaft • Fischerei • Industrie / Bergbau • Wasser • Energie • Transport Ressourcenproduktivität (Technologie) Zugang zu Verhütungsmitteln Familienplanung Heiratsalter Altersstruktur, Geschlechterproportion, Kinderund Säuglingssterblichkeit Ernährung, medizinische Versorgung, Hygiene politische Verhältnisse, Verfolgung, Krieg, Flucht, Naturkatastrophen Arbeitsplatzangebot, berufliche Karriere, Verdienstmöglichkeiten Lebenslage, Familiensituation 52 53 Fallbeispiel Geoökosysteme der Erde analysieren Gefährdung der tropischen Regenwälder Tropische Regenwälder erstrecken sich derzeit mit einer Fläche von mehr als 13,4 Millionen Quadratkilometern vor allem über die drei großen Regenwaldregionen Amazonien (Südamerika), das Kongo-Becken (Afrika) und Südost-Asien. Das entspricht einem Drittel der gesamten Waldfläche der Erde. Eine große Artenvielfalt und üppige Vegetation sind charakteristisch für dieses Ökosystem, das durch menschliche Eingriffe stark gefährdet ist. Allein in den letzten 50 Jahren wurde bereits die Hälfte des tropischen Regenwalds zerstört. Für die Gewinnung von Holz, Flächen für Plantagenbau, Viehzucht und Feldbau sowie die Beschaffung von Land für die Bevölkerung wurden riesige Waldflächen gerodet. Palmöl Ölpalmen werden auf großen Plantagen in tropischen Entwicklungs- und Schwellenländern angebaut. Palmöl wird für die Herstellung von zahlreichen Lebensmitteln wie Margarine und Schokolade, Waschmittel, Treibstoff sowie zur Erzeugung von Strom und zum Heizen verwendet. Aufgrund des niedrigen Preises, der langen Haltbarkeit und Hitzebeständigkeit ist es das mittlerweile meistgehandelte pflanzliche Öl weltweit. Indonesien – Palmölproduzent Nr. 1 Indonesien und Malaysia sind weltweit die größten Palmölproduzenten. Die Europäische Union und die Volksrepublik China, die aufgrund ihrer wachsenden Wirtschaft viele Rohstoffe und Energie benötigen, gehören zu den größten Abnehmern. Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, wird tropischer Regenwald großflächig für die Anlage von Plantagen abgeholzt und gerodet. Viele Firmen, die Palmöl zur Herstellung ihrer Produkte verwenden, versuchen daher, die Kennzeichnung von Palmöl auf den Verpackungen zu verschleiern, indem sie lediglich den Wortlaut „pflanzliche Öle und Fette“ angeben. Einige Hersteller möchten künftig auf die Verwendung von Palmöl verzichten und alternative Pflanzenöle einsetzen. M1 Ölpalmenplantage 60000 50000 40000 20000 10000 70000 80000 90000 km² 0 Anbauflächen für Ölpalmen in Indonesien zwischen 1990 und 2017 1990 2014 2012 2010 2008 2006 2004 2002 2000 1998 1996 1994 1992 Jahr 2016 M2 Anbaufläche für Ölpalmen in Indonesien in km 2 Die Ölpalme Ölpalmen werden bis zu 30 Meter hoch und stammen aus dem afrikanischen Regenwald. Sie werden heute auf 15 Millionen Hektar industriellen Plantagen in den Tropen angebaut und von Hand geerntet. Die Pflanzen benötigen für das Wachstum hohe Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit. Auf den Plantagen werden die Pflanzen in Monokulturen angebaut. Zur Schädlingsbekämpfung werden große Mengen an Pestiziden eingesetzt. Kompetenzorientierte Lernziele regionale Konflikte über die Verfügbarkeit von knappen Ressourcen (Boden- und Regenwaldflächen) und dahinter stehende wirtschaftliche Interessen erklären den Einsatz von Palmöl bei der Produktion von Lebensmitteln, Treibstoffen und chemischen Erzeugnissen bewerten Tropische Regenwälder in Gefahr 1 Beschreiben Sie anhand des Verfassertextes sowie des Diagramms M2 den weltweit steigenden Palmölverbrauch. 2 Recherchieren Sie im Internet und nennen Sie Alternativen für Palmöl in Lebensmitteln (M5). 3 Bewerten Sie den Einsatz von Palmöl in Lebensmitteln, der chemischen Industrie und im Treibstoff. Fügen Sie dazu Ihre Pro- und Contra-Argumente in die folgende Abbildung ein. Welche Seite überwiegt am Ende? " Orang Utans in Bedrängnis Der Morgen nach der Feuernacht enthüllt ein Schreckensbild: dichter Qualm wabert über Ödnis, die gestern ein Wald voller Leben war. Hardi Baktiantoro tritt auf die Bremse und springt aus dem Wagen. Die Flammen haben ganze Arbeit geleistet, Arbeit zugunsten eines Palmölkonzerns. „Immer wieder brennen unsere Wälder“, sagt Hardi und zweifelt keine Sekunde an einem Verbrechen. Zu oft hat er sein Land in Flammen gesehen. Als Orang-UtanRetter bei COP, dem Centre for Orangutan Protection, eilen Hardi und seine Kollegen auf Borneo seit Jahren von Brandherd zu Brandherd. „Viele dieser Feuer werden gelegt, um Land für Ölpalmenplantagen zu gewinnen. Das ist in Indonesien verboten. Deshalb brennt der Regenwald nachts.“ Wieder sind ungezählte Tiere in den Flammen verbrannt; wieder ist es ein schwarzer Tag im Leben von Hardi Baktiantoro, der die Organisation COP im März 2007 gründete. (http://www.hintergrund.de/201105311568/globales/ umwelt/palmoel-die-indonesische-tragoedie.html, 31. 5. 2011, abgerufen am 14. 9. 2016) M3 Erzählung eines Tierschutzaktivisten M4 Farmer mit Palmölfrüchten M5 Palmölhaltige Produkte " } PRO CONTRA Arbeitsheft S. 19 152 153 Semestercheck 16 Erklären Sie, was man unter Land Grabbing versteht. Analysieren Sie mithilfe von M3 und M4 das Ausmaß und die Folgen von Land Grabbing. 17 Definieren Sie die Begriffe Naturereignis, Naturgefahr und Naturkatastrophe sowie Vulnerabilität und Resilienz. { Land Grabbing Nur 11% der Landakquisitionen für landwirtschaftliche Nutzung (Gesamtfläche 29 Millionen Hektar), die die Land Matrix im Juli 2014 erfasste, sollen künftig rein der Lebensmittelproduktion dienen. 35% der Fläche war nicht für Lebensmittel bestimmt, 21% für den Anbau von Flex Crops, die je nach Marktlage zu Sprit, Tierfutter oder Nahrungsmitteln verarbeitet werden können. Die restliche Fläche war für mehrere Produkte zugleich bestimmt. Land Grabbing ist vorrangig ein Problem in Staaten mit schlechter Regierungsführung, da Investoren aufgrund niedriger rechtsstaatlicher Standards leicht Land kaufen und pachten können. Oxfam wertete zwischen 2000 und 2011 abgewickelte Landgeschäfte aus 56 Ländern aus – drei Viertel der Länder wiesen Defizite im Bereich Mitspracherecht, Rechenschaftspflicht und Korruptionskontrolle auf. Die Konzentration von Landbesitz hat sich in den letzten Jahrzehnten auch in Europa, gerade in Osteuropa, extrem beschleunigt und erreicht Dimensionen wie in Brasilien oder Kolumbien, die für ihre ungleiche Landverteilung bekannt sind. In der EU kontrollieren 3% der Grundbesitzer die großen Betriebe, die über 100 Hektar oder mehr verfügen – die Hälfte der landwirtschaftlichen Flächen. Land Grabbing geht häufig mit Water Grabbing einher: Die mit dem Land verknüpften Wasserrechte spielen meist eine zentrale Rolle. Unternehmen aus Saudi Arabien kaufen oder pachten beispielsweise riesige Flächen im Ausland zur Produktion von Nahrung, da im eigenen Land Wasser ein knappes Gut ist. (http://www.weltagrarbericht.de/themen-des-weltagrarberichts/landgrabbing.html, abgerufen am 24. 9. 2016) M3 Warum wird Land knapp? • Anstieg des Wirtschaftswachstums • Wohlstand und steigender Fleischkonsum (Futtermittelanbau) • Finanzspekulation auf Agrarrohstoffe • Land als Investitionsobjekt • Privatisierung von Land • Bevölkerungswachstum • steigender Nahrungsmittelverbrauch • Flächenversiegelung und Verstädterung • Klimawandel • Umweltverschmutzung • Dürre, Überschwemmung Verfügbarer Ackerboden für Nahrungsmittel schrumpft. M4 Wofür wird das gekaufte Land verwendet? " 18 Beschreiben Sie die wirtschaftlichen Auswirkungen von Naturkatastrophen. 19 Analysieren und bewerten Sie die Diagramme M5 und M6. 20 Erörtern Sie, wie durch nachhaltiges Handeln und Wirtschaften die Tragfähigkeit der Erde bewahrt werden kann. " } } Naturkatastrophen weltweit 1980 –2012 Anzahl der Ereignisse 200 0 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 400 600 800 1 000 Anzahl Geophysikalische Ereignisse (Erdbeben, Tsunami, Vulkanausbruch) Meteorologische Ereignisse (Sturm) Hydrologische Ereignisse (Überschwemmung, Massenbewegung) Klimatologische Ereignisse (Temperaturextreme, Dürre, Waldbrand) 2014 2018 2016 M5 Naturkatastrophen weltweit 1980–2018 Erdbeben, Tsunami (Thailand 26.12.2004) 220000 Todesopfer Erdbeben (Haiti 12.01.2010) 159000 Todesopfer Zyklon Nargis (Myanmar 2.–5.5.2008) 140000 Todesopfer Tropischer Zyklon (Bangladesch 29.–30.4.1991) 139000 Todesopfer Erdbeben (Pakistan 8.10.2005) 88000 Todesopfer Erdbeben (China 12.5.2008) 84000 Todesopfer Hitzewelle, Dürre (Mitteleuropa Jul–Aug 2003) 70000 Todesopfer Hitzewelle (Russland Jul–Sep 2010) 56000 Todesopfer Erdbeben (Iran 20.6.1990) 40000 Todesopfer Erdbeben (Iran 26.12.2003) 26000 Todesopfer M6 Größte Naturkatastrophen nach Anzahl der Todesopfer 1990–2016 2. Semester Die Fallbeispielseiten dienen der Vertiefung und Erweiterung des Lehrstoffes. Die Abschlussseiten zu jedem Großkapitel bieten links eine „Wissen-vernetzen-Seite“, die Ihnen einen systematischen Rückblick auf die Inhalte des Kapitels zeigt. Sie sind aber auch immer wieder aufgefordert, Ihr eigenes Wissen und Ihre Kompetenzen einzubringen. Außerdem sind die im Lehrplan verankerten Basiskonzepte hier ausgewiesen. Auf der rechten Seite finden Sie eine zum Kapitel passende Maturaaufgabe, mit deren Hilfe Sie sich schrittweise auf die kompetenzorientierte Reifeprüfung vorbereiten können. Die Semestercheckseiten bieten Ihnen Aufgaben zur selbstständigen Überprüfung Ihrer erworbenen Kompetenzen. Nur zu Prüfzwecken – E gentum des Verlags öbv

6 Anforderungsbereich I Wiederholung/(einfache) Umorganisation von Wissen/Reproduktion Erklärung: • Wiedergeben von grundlegendem Fachwissen unter Verwendung des Fachvokabulars • Bestimmen der Art des Materials • Benennen und Anwenden von Arbeitstechniken und Methoden • Entnehmen von Informationen aus unterschiedlichen Materialien Operatoren und ihre Definition: nennen: Informationen oder Sachverhalte ohne Kommentierung wiedergeben; Aufzählen oder Auflisten ohne jede Erläuterung; Wissen bzw. angelernte Tatsachen wiedergeben; Informationen aus beigefügtem Material ablesen herausarbeiten: Angaben und Gegebenheiten unter bestimmten Aspekten in beigefügtem Material erkennen, wiedergeben und/oder möglicherweise berechnen beschreiben: wichtige Sachverhalte (Kernaussagen/Besonderheiten/Gesetzmäßigkeiten) aus Kenntnissen oder beigefügten Materialien systematisch und logisch mit eigenen Worten fachsprachlich angemessen wiedergeben darstellen: aus dem Unterricht bekannte oder aus dem Material entnehmbare Informationen und Sachzusammenhänge geordnet mit Worten oder graphisch verdeutlichen ermitteln: Aufgaben mittels vorgegebener Sachverhalte/Daten/Materialien lösen charakterisieren: Sachverhalte und Vorgänge mit ihren typischen Merkmalen beschreiben und in ihren Grundzügen bestimmen lokalisieren: Fall- oder Raumbeispiele in bekannte topographische Orientierungsraster einordnen weitere Operatoren: darlegen, festlegen, benennen, recherchieren, veranschaulichen, finden, herausfinden, auflisten, auswählen, schildern, ordnen, zuordnen, wiedergeben, bestimmen Anforderungsbereich II (schwierige) Umorganisation von Wissen/(einfache) Anwendung und Übertragung von Wissen auf unbekannte Bereiche (Transfer) Erklärung: • Erklären kategorialer, struktureller und zeitlicher Zusammenhänge • sinnvolles Verknüpfen und Einordnen unterschiedlicher (zB ökonomischer, soziologischer, politischer, raumspezifischer, historischer) Sachverhalte • Unterscheiden zwischen Sach- und Werturteil Operatoren und ihre Definition: analysieren/interpretieren: komplexe Materialien oder Sachverhalte in ihren Einzelaspekten systematisch und gezielt untersuchen bzw. auswerten und in ihren Zusammenhängen erklären erklären/erläutern: Zusammenhänge verständlich aufzeigen/Informationen durch eigenes Wissen, eigene Einsichten, aber auch beigefügte Materialien in einen Zusammenhang stellen/mit Beispielen verdeutlichen vergleichen: Berührungspunkte, Gemeinsamkeiten und Unterschiede gewichtend einander gegenüberstellen und zu einem begründeten Ergebnis kommen erstellen: Sachverhalte inhaltlich und methodisch angemessen darstellen (zB Diagramm, Mindmap, Wirkungsgefüge, Referat) begründen: vielschichtige Grundgedanken argumentativ schlüssig entwickeln und im Zusammenhang darstellen einordnen/zuordnen: einem Raum oder einem Sachverhalt auf der Basis festgestellter Merkmale eine bestimmte Position in einem Ordnungsraster zuweisen kennzeichnen: einen Raum oder einen Sachverhalt auf der Basis bestimmter Kriterien begründet charakterisieren weitere Operatoren: anwenden, gliedern, überlegen, ableiten, klären, definieren, Zusammenhang herstellen, folgern, untersuchen, übertragen Mit Kompetenzorientierung und Basiskonzepten zur Matura Kompetenzorientierter Unterricht Das Zukunftsfach Geographie und Wirtschaftskunde vermittelt den kompetenten Umgang mit wesentlichen und komplexen Fachinhalten und Fachmethoden der Geographie und der Ökonomie und orientiert sich an Ihren Motivationen, Interessen und Bedürfnissen. Aus dem fundierten Verständnis räumlicher und ökonomischer Prozesse entstehen die Möglichkeiten zu kompetenter Kommunikation und zu konstruktivem Handeln. Sie werden so zu mündiger und aktiver gesellschaftlicher Partizipation im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung in einer lebenswerten Welt von morgen befähigt und ermutigt. Kompetenzorientierte Aufgaben- und Problemstellungen im GW-Unterricht gehen grundsätzlich über den Anforderungsbereich I (Reproduktion und Reorganisation) hinaus und beinhalten die Anforderungsbereiche II (Anwendung und Transfer) sowie III (Reflexion und Problemlösung). Aufgaben in diesen höheren Anforderungsbereichen sollen zur Unterstützung des Kompetenzerwerbs in möglichst vielen Phasen des GWUnterrichts zur Anwendung kommen. Anforderungsbereiche und Operatoren Die folgende Übersicht bietet Ihnen eine Hilfe zum Verständnis der Anforderungsbereiche als auch der Aufgabenstellungen bei allen Prüfungen und Tests in der Oberstufe bis hin zur kompetenzorientierten Reifeprüfung. Die Anforderungsbereiche sind nicht mit den Jahren aufsteigend zu erreichen und Anforderungsbereich III als Ziel der Reifeprüfung zu sehen, sondern die drei Anforderungsbereiche müssen in allen Schuljahren bzw. Kompetenzmodulen parallel eingesetzt werden. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

7 Anforderungsbereich III (komplexe) Anwendung und (komplexer) Transfer, Reflexion und echte Problemlösung Erklärung: • selbstständiges Erörtern unterschiedlicher Sachverhalte • Entfalten einer strukturierten, multiperspektivischen und problemorientierten Fragestellung • Reflektieren der eigenen Urteilsbildung • problemorientiertes Umsetzen von Kenntnissen und Erkenntnissen in gestaltender Form Operatoren und ihre Definition: beurteilen: innerhalb eines Zusammenhangs den Stellenwert von Aussagen, Behauptungen oder Sachverhalten definieren/Gedanken oder konkrete Schritte im Zusammenhang auf ihre Eignung oder Stichhaltigkeit prüfen/die angewandten Kriterien anführen überprüfen: Aussagen oder Behauptungen an konkreten Sachverhalten und innerer Logik messen/Thesen oder Hypothesen, Argumentationen und Darstellungsweisen auf ihre Angemessenheit, Stichhaltigkeit und Effizienz untersuchen bewerten: Berührungspunkte, Gemeinsamkeiten und Unterschiede gewichtend einander gegenüberstellen/eine persönliche, jedoch fachlich stimmige Stellungnahme abgeben/Fachwissen argumentativ einsetzen/Bezug auf Materialien oder Beispiele nehmen/eigene Meinung darlegen erörtern: einen Sachverhalt oder eine Problemstellung durch Ausloten von Pro- und Contra-Argumenten begründet beurteilen gestalten: ein Problem in produkt-, rollen- bzw. adressatenorientierter Form diskutieren, zB durch Anfertigen von Interviews, Fachartikeln, Szenarien oder Modellen (kritisch) Stellung nehmen: unter Abwägung unterschiedlicher Argumente zu einer begründeten Einschätzung eines Sachverhalts oder einer Behauptung gelangen weitere Operatoren: entwickeln (von begründeten Vermutungen, Hypothesen etc.), diskutieren, widerlegen (nach: http://noe.gwk.at/wp-content/uploads/2012/03/Leitfaden_Matura_20120312.pdf, abgerufen am 5. 10. 2016) Basiskonzepte im GW-Unterricht Im semestrierten Lehrplan Geographie und Wirtschaft werden handlungsorientierte Basiskonzepte eingeführt. Diese verweisen auf fundamentale fachliche Ideen und Konzepte, den fachlichen Kern der Bezugswissenschaften Geographie und Wirtschaft. Dies unterstützt die Intention der Kompetenzorientierung, die reine Reproduktion von Faktenwissen hintanzuhalten und den Fokus auf Konzeptwissen und anwendungsbezogenes Wissen zu richten. Weiters sind das Methodenwissen und die Reflexion über das Wissen relevant. Basiskonzepte ergänzen in inhaltlicher und methodischer Sicht die Lernziele des Lehrplans, greifen dabei aber über den klassischen „Lehrstoff“ und den Kanon des traditionellen Schulbuchwissens hinaus. Basiskonzepte bündeln fachliche Zugänge, die darauf abzielen, eine unübersichtliche komplexe Welt für Sie lesbar und verhandelbar zu machen. Durch die Brille der Basiskonzepte betrachtet, lernen Sie Sachverhalte in geographischer und ökonomischer Perspektive zu (de)konstruieren, zu strukturieren, zu problematisieren und hieraus reflektierte Handlungen zu entwickeln. Folgende Basiskonzepte sind für den Unterricht in GW aus fachwissenschaftlicher und fachdidaktischer Sicht relevant. Raumkonstruktion und Raumkonzepte: Zur Analyse natürlicher, sozialer und ökonomischer Phänomene ist auch im Unterricht auf mindestens drei unterschiedliche Raumkonzepte zurückzugreifen. Das klassische absolute Raumkonzept im Rahmen naturwissenschaftlicher Analyse und kartographischer Kommunikation beinhaltet zum einen die Verortung bestimmter Sachverhalte der physisch-materiellen Welt in einem „Raum als Container“ oder sieht „Raum als System von Lagebeziehungen und Reichweiten“ auf unterschiedlichen Maßstabsebenen. Weiters soll der Wahrnehmungsraum als Grundlage raumbezogener Images und Identitäten sowie als eine Bezugsgröße räumlicher Orientierung und handlungsleitender Entscheidungen Beachtung finden. Darüber hinaus gilt es, im GW-Unterricht das Konzept interessensgeleiteter Raumkonstruktionen als Grundlage von Reflexion, Partizipation und Kommunikation in gesellschaftlichen Aushandlungs- und Entscheidungsprozessen zu verstehen, zu diskutieren und anzuwenden. Regionalisierung und Zonierung: Regionalisierungen bilden, ausgehend von subjektiven Vorgaben, die Strukturierung von Räumen unterschiedlicher Maßstäbe nach unterschiedlichen Überlegungen ab. Zonierungen beschreiben die interessengeleitete Abgrenzung von Raumeinheiten in Politik, Administration und zu wissenschaftlichen Zwecken, etwa im Bereich der Geoökologie oder der Raumplanung. Entsprechend sind Regionalisierungen und Zonierungen in Bezug auf ihre Zielsetzungen zu hinterfragen. Darüber hinaus können Methoden der Zonierung auf Basis von selbst entwickelten Indikatoren und Grenzwerten auch beispielhaft praktisch mittels geeigneter Techniken durchgeführt werden. Diversität und Disparität: Verhältnisse unterschiedlicher Akteurinnen und Akteure zueinander können Aspekte der Diversität aufweisen, etwa wenn im Rahmen der Arbeitsteilung ähnlich verantwortlichen und/oder qualifizierten Tätigkeiten nachgegangen wird, die aber mit unterschiedlichem Einkommen verbunden sind. Ferner kann es Verhältnisse der Ungleichheit geben, wenn beispielsweise Einkommen und Vermögen unterschiedlicher Individuen, Gruppen oder Regionen stark voneinander abweichen. Die Probleme rund um regionale und soziale Unterschiede werden dabei als zentrale Fragestellungen der Ökonomie begriffen. Fragen der Zugänglichkeit, der Erreichbarkeit sowie der territorialen Verfügbarkeit behandeln ebenfalls Dimensionen der Diversität und Disparität und stellen wesentliche geographische Anliegen dar. Sie sollen Diversität als Ergebnis von sozialen, ökonomischen und politischen Prozessen begreifen. Es erscheint dabei wichtig, dass Lösungen für spezifische Konflikte, die Aspekte der Diversität oder Disparitäten aufweisen, nicht nach verallgemeinerbaren Regeln erzielbar sind. Die Analyse von Fallbeispielen soll deshalb verallgemeinernden und homogenisierenden Wahrnehmungen entgegenwirken und differenzierte Einschätzungen und Urteile befördern. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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