Starke Seiten Deutsch 4, Arbeitsheft, aktualisierte Ausgabe

Im 16. Jahrhundert , in der Renaissance , wurde wie in Baukunst und Malerei auch in der Literatur die Antike wiederentdeckt. Zur selben Zeit zogen in England sogenannte Wanderbühnen von Stadt zu Stadt und traten auf öffentlichen Plätzen auf. Auch der bedeutende englische Dichter William Shakespeare war ein fahrender Künstler. Seine Dramen erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit. Von ihm stammen so berühmte Theaterstücke wie „Romeo und Julia“, „Hamlet“ oder „Ein Sommernachtstraum“. Im Barock (17. Jahrhundert) schuf Andreas Gryphius das barocke Drama, das auf die Vergänglichkeit des Menschen aufmerksam machte. Zunehmend wurden nun weltliche Inhalte in die Dramen aufgenommen. In der deutschen Klassik entstand im späten 18. Jahrhundert mit Gotthold Ephraim Lessing das bürgerliche Trauerspiel. Damit wurden nun auch Bürgerliche und nicht mehr nur Adelige die Hauptpersonen in den Dramen. Zu dieser Zeit verfassten die deutschen Dichter Friedrich Schiller („Die Räuber“, „Wilhelm Tell“) und Johann Wolfgang von Goethe („Faust“, „Götz von Berlichingen“) weltberühmte Dramen. Zeitgleich wollten die fahrenden Schauspielerinnen und Schauspieler der Wanderbühnen im deutschsprachigen Raum das Volk mit derben Inhalten unterhalten. In Wien tauchte um diese Zeit die Figur des Hanswursts auf. Im Biedermeier unterhielt das Volksstück auf den Wiener Vorstadtbühnen das einfache Volk. Es bot komödiantische Stegreif-Einlagen, Gesang und Tanz, aber auch Gesellschaftskritik. Bekannte Vertreter waren Ferdinand Raimund („Der Alpenkönig und der Menschenfeind“, „Der Bauer als Millionär“ ) und Johann Nepomuk Nestroy („Der böse Geist Lumpazivagabundus“). Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden zunehmend soziale und gesellschaftliche Konflikte auf der Bühne dargestellt. Georg Büchner, Gerhart Hauptmann und Bertolt Brecht traten für die Rechte der Bürgerinnen und Bürger ein und machten in ihren Dramen darauf aufmerksam. Im 20. Jahrhundert haben in Österreich die Schriftsteller Thomas Bernhard („Heldenplatz“), Peter Handke („Publikumsbeschimpfung“), Felix Mitterer („Kein Platz für Idioten“) sowie Elfriede Jelinek („Krankheit oder Moderne Frauen“) bedeutende Dramen geschaffen. Obwohl beide nicht unumstritten sind, erhielten Jelinek 2004 und Handke 2019 den Literaturnobelpreis verliehen. Weltberühmt sind die Salzburger Festspiele , bei denen seit 1920 alljährlich das Stück „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal auf dem Domplatz aufgeführt wird. Für die Medien Rundfunk (Radio) und Fernsehen wurden das Hörspiel und das Filmdrama entwickelt. Damit zeigt sich, dass Filmdramen wie „Titanic“ oder „Fluch der Karibik“ auf das antike Drama Griechenlands zurückgehen. So gilt die Dramatik immer noch als die Königsdisziplin der Literatur. Tipp Hanswurst war eine komische Figur bäuerlicher Herkunft, die im Stück derbe Kommentare abgab. Tipp Das Biedermeier ist die Zeit zwischen dem Wiener Kongress (1814/15) und der bürgerlichen Revolution (1848): Das Volk wurde unterdrückt und hatte keinerlei politische Mitspracherechte. Tipp Der Österreicher Götz Spielmann wurde für sein Filmdrama „Revanche“ vielfach ausgezeichnet. 95 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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